Herr Dr. Bruns, Sie sind Mitinhaber, Vorstand und v.a. Fondsmanager bei der Loys AG. Dabei handelt es sich um eine kleine, feine Investmentboutique in Oldenburg, die allerdings vielen Privatanlegern unbekannt sein dürfte. Bis 2002 waren Sie Leiter des Fondsmanagements bei Union Investment und haben sehr erfolgreich den UniGlobal gemanagt. Warum haben Sie das scheinbar "gemachte Nest" verlassen?

Dr. Christoph BrunsDr. Christoph BrunsDie Mischfondswelle war eine Marketingwelle, die recht gut zur rückständigen Anlagementalität in Deutschland passte. LOYS AGDr. Bruns: Ich hatte wunderbare Jahre bei der Union Investment in Frankfurt, musste aber auch das Thema Familienplanung bedenken. Und da meine Frau aus Amerika kommt, entschied ich mich das Kapitel Frankfurt hinter mir zu lassen und in der neuen Welt mit ganz veränderten Herausforderungen neu zu starten.

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Sie gelten als einer der prominentesten Fondsmanager in Deutschland. Wie konnten Sie diese hohe Aufmerksamkeit erreichen?

Dr. Bruns: Die recht große Bekanntheit, die ich mir im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte erworben habe, sind originär meiner Liebe zur Aktie geschuldet. Früh schon war ich überzeugt, dass die Menschen sich an der Wirtschaft beteiligen sollen. Als ich dann bei einer großen Fondsgesellschaft in der Verantwortung stand, hatte ich Zugang zu den Medien und wusste davon auch Gebrauch zu machen. Im Übrigen dürfte die gute Wertentwicklung der von mir gesteuerten Fonds meiner Bekanntheit zuträglich gewesen sein.

2005 haben Sie sich bei der Rückkehr in das Portfoliomanagement für die Loys AG und nicht für eine der großen Investmentgesellschaften entschieden. Warum?

Dr. Bruns: Große Fondsgesellschaften bieten für die dort Angestellten viele Annehmlichkeiten. Die Investmentkulturen sind jedoch von Bürokratie, Hierarchie und interner Regulierung gekennzeichnet. Das wollte ich nicht mehr. Vielmehr wollte ich das Geld der Anleger so anlegen, wie es mir auch für mein eigenes Geld sinnvoll erschien. Dazu benötigte ich meinen eigenen Fonds bei meiner eigenen Fondsgesellschaft.

Was sind die Unterschiede, Vorteile wie auch Nachteile, einer großen Fondsgesellschaft gegenüber einer kleinen Investmentboutique?

Dr. Bruns: Große Investmentgesellschaften verfügen über einen großen Apparat und insbesondere einen etablierten Vertriebskanal. Dort wird dann i.d.R. über Marke und Größe verkauft. Bei einer kleinen Gesellschaft kommt es viel stärker auf Leistung und Wertentwicklung an. Nur über erstklassige Leistungen können sich kleine Fondsgesellschaften gegenüber der Phalanx der großen Vertriebe behaupten. Besonders charmant bei Fondsmanagementboutiquen sind obendrein die kurzen direkten Wege und die große Verantwortung gegenüber dem Geld der Kunden, die dort von jedem Mitarbeiter täglich gelebt werden muss.

Leider sind viele Investmentfonds am Bedarf der Anleger vorbei aufgelegt worden. Wie stellen Sie sicher, dass Sie die Anlegerinteressen wahren können?

Dr. Bruns: Die Fondsindustrie als solche ist eine Produktmaschine wie andere Branchen auch. Die Vertriebe wollen mit neuen interessant wirkenden Fonds gefüttert werden. Bei uns ist das ganz anders. Wir beschränken uns auf das was wir können und bieten nur an, was wir für unser eigenes Geld auch kaufen würden.

Sie haben sich in Ihrem Haus ganz klar auf die Anlage in Aktien spezialisiert. Obwohl in den letzten Jahren die Anlage in vermögensverwaltende Misch- oder Dachfonds das Maß aller Dinge zu sein scheint? Bleiben Sie bei Ihrem Anlagefavoriten den Aktien oder wird es demnächst einen Mischfonds aus dem Hause Loys AG geben?

Dr. Bruns: Das Haus LOYS steht für Aktien und damit für langfristigen Vermögensaufbau. Die Mischfondswelle war eine Marketingwelle, die recht gut zur rückständigen Anlagementalität in Deutschland passte. Mit der Zeit wird jedoch allzu deutlich, dass bei langfristigen Anlagezielen die Aktienanlage allein anspruchsvolle Wertentwicklungen ermöglicht, zumal bei den gegenwärtigen Niedrigzinsen.

Bei deutschen Anlegern ist das Wissen im Bereich der Geldanlage bekanntermaßen unterentwickelt. Die Anlage in Aktien wird vielfach gleichgesetzt mit einem "garantierten Totalverlust". Wie wichtig ist Aufklärung für diesen Bereich und wie kann die Einstellung der Privatanleger geändert werden?

Dr. Bruns: In der Tat ist die Finanzmarktbildung unserer Landsleute gering. Angesichts der fortdauernden Niedrigzinsperiode spricht aber manches dafür, dass die Bürger um eine sinnvolle Beteiligung an der Wirtschaft durch Aktienfondsanlagen kaum werden herum kommen können.

Viele andere Länder verfügen über eine ausgeprägte Anlagekultur in Aktien und Aktienfonds. Warum ist das in Deutschland anders? Wer sind die größten Gegner der Aktienanlage?

Dr. Bruns: Die Deutschen verlassen sich beim Thema Altersvorsorge zu stark auf den Staat. Alles was er fördert, dass wurde in der Vergangenheit gekauft. Heute zeigt sich, dass mit derartigen Produkten nichts zu verdienen ist, denn sie hängen alle vom Zins ab. Der Staat trägt durch seine Anreize und Steuern dazu bei, dass Aktienanlagen bislang unterrepräsentiert sind. Banken und Versicherungen haben aber bei der Popularisierung der Aktienanlage auch kein Ruhmesblatt erworben. Hier muss ein Umdenken einsetzen.

Wenn überhaupt vom Verbraucherschutz über eine Anlage in Aktienfonds gesprochen wird, werden fast ausschließlich ETFs, also Indexfonds genannt? Warum bietet ein aktiver Aktienfonds einen größeren Mehrwert für den Anleger?

Dr. Bruns: Zunächst ist daran zu erinnern, dass die Leistungen von Fonds sehr transparent sind und deshalb sehr gut verglichen werden können. In Deutschland meint man jedoch, Fonds am liebsten nach ihren Kosten auszuwählen, ungefähr so wie beim Gang zu ALDI. Das ist ein großer Fehler, denn Indexfonds garantieren ja eine Minderwertentwicklung gegenüber dem zugrunde liegenden Aktienindex, während gute aktive Fonds stetigen Mehrwert nach Kosten stiften. Die Anleger können das ja am LOYS Global einmal selbst nachprüfen.

Sie trommeln seit geraumer Zeit für die Aktienanlage. Besteht nicht die Gefahr, dass Anleger jetzt zu "Höchstkursen" einsteigen und einmal mehr enttäuscht den Aktienfonds den Rücken kehren?

Dr. Bruns: Hier sind zwei Dinge wichtig. Erstens müssen Anleger mindestens fünf Jahre Zeit mitbringen, damit eine Aktienfondsanlage überhaupt sinnvoll ist. Zweites kommt alles darauf an, einen konservativ geführten Fonds auszuwählen. Schließlich kann der Anleger sein Investment auf mehrere Zeitpunkte verteilen um so dem Höchstkursrisiko wirksam zu entgehen.

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Der Finanzmakler gilt als wahrer Interessensvertreter des Kunden. Insofern lassen sich sicherlich sehr viele Parallelen zur Loys AG ziehen. Was können die Zuhörer von Ihren Vorträgen erwarten?

Dr. Bruns: Als Referent spreche ich stets als Vorstand, Fondsmanager, Hauptaktionär und vor allem Kunde der LOYS AG. Sie merken schon, dass ich das Thema Aktie in vielerlei Weise verinnerlicht habe. Da ich mein eigenes Geld seit 25 Jahren ausschließlich in Aktien anlege, weiß ich genau wie die vielen Makler, wie die Kunden sich fühlen. Und will zeigen, wie man vernünftig und zum Wohle der Kunden mit dem Thema Aktienfonds umgehen kann.

Vielen Dank für das Gespräch

Das Interview führte Frau Cornelia Fentzahn, Vertriebleiterin Investment Invers GmbH