Kurz vor der diesjährigen LVFM hat INVERS als erster Maklerpool den Kodex und die Ehrenerklärung als offizieller Unterstützer der Weiterbildungsinitiative des Versicherungsboten unterzeichnet. Was hat Sie an diesem Kodex überzeugt? Warum dieser Kodex und nicht der GDV-Kodex?

Michael Buth:
Der Kodex ist unterteilt in zwei Kodizes, einmal für Versicherungsmakler, einmal für unabhängige Finanzanlagevermittler. Darüber hinaus vermischt der Kodex für Versicherungsmakler nicht die verschiedenen Vermittlerarten, ist also ausschließlich auf Versicherungsmakler abgestellt. INVERS arbeitet nur mit Versicherungsmaklern und unabhängigen Finanzanlagevermittlern zusammen. Nach unserem Verständnis sollte kein Versicherungsmakler einen Kodex der Versicherer unterzeichnen oder einen solchen Kodex, der Versicherungsmakler, Mehrfachagenten und Versicherungsvertreter vermischt.
Ein Kodex für Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler ist eigentlich nicht notwendig, da die gesetzlichen Regelungen eindeutig sind. Einige (längst nicht alle) Versicherer hatten jedoch in Anbetracht „gewisser Vorfälle“ starkes Interesse, ihr Bild in der Öffentlichkeit entweder wieder gerade zu rücken, sich von solchen Vorfällen abzugrenzen oder auch Interesse an einer Art vorauseilendem Gehorsam gegenüber ggf. drohenden, weiteren Regulierungen durch den Gesetzgeber. Dies dürften aus meiner Sicht die wahren Gründe des Verhaltskodex des GDV sein. Versicherungsmakler spricht dies eigentlich nicht an, denn sie haben mit diesen Vorfällen nichts zu tun. Letztlich haben sich die Unterzeichner des Kodex (also die Versicherer) aber in dem Kodex dazu verpflichtet, nur mit solchen Vermittlern zusammenzuarbeiten, die die Regelungen des Kodex ebenfalls beachten. Die Versicherer sind so in eine selbst geschaffene Zwickmühle geraten. Die Lösung dieses Dilemma kann aber keinesfalls darin bestehen, dass Makler sich einem Basiskodex oder was auch immer unterwerfen. Wie schon gesagt stehen Versicherungsmakler auf Seiten ihrer Mandanten und nicht im Lager der Versicherer. Ein Kompromiss kann also nur darin bestehen, dass Versicherungsmakler einen eigenen Kodex besitzen, dessen Anerkennung durch die Versicherer deren selbst geschaffene Zwangslage lösen kann.

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Zur Ehrenerklärung gehört neben dem Kodex zum Ehrbaren Makler und zum Ehrbaren Finanzanlagenvermittler auch die Ehrenerklärung als offizieller Unterstützer der Weiterbildungsinitiative des Versicherungsboten. Warum unterstützen Sie diese Initiative?

Weil Versicherungsmakler ganz eindeutig eine andere Weiterbildung benötigen als Versicherungsvertreter. Ihr Verlag bietet meines Wissens die einzige Weiterbildungsinitiative an, die rein auf Versicherungsmakler abgestellt ist und die nicht – gleich ob offen oder verdeckt – von Produktgebern „gefördert“ wird.

Versicherungsbote will eine unabhängige Weiterbildung anbieten. Als offizieller Unterstützer der Weiterbildungsinitiative hat man keinen Einfluss auf die Initiative. Warum hat sich INVERS dennoch dafür entschieden als Unterstützer aufzutreten?

Es geht hier ja nicht um INVERS als Maklerpool, sondern um die Versicherungsmakler selbst. Da unsere Kooperationspartner ausschließlich Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler sind, ist uns deren Unterstützung wichtig.

Wie wichtig ist Ihnen eine unabhängige Weiterbildung?

Dies lässt sich am deutlichsten mit einer Gegenfrage beantworten: Lassen sich Rechtsanwälte von Staatsanwälten ausbilden?

Die EU-Richtlinie IMD 2, die unter anderem eine verpflichtende Weiterbildung verankert, ist noch nicht verabschiedet. Glauben Sie, dass IMD 2 in der Form in Deutschland umgesetzt wird?

Ja, hier wird der deutsche Gesetzgeber wohl kaum Spielraum erhalten. Ich denke aber auch, dass der deutsche Gesetzgeber diesen Spielraum gar nicht haben will. Weiterbildung dient den Verbrauchern und letztlich auch den Vermittlern selbst mit Hinsicht auf deren Haftung. Gute Weiterbildung fördert ganz unzweifelhaft bessere Beratung.

Im Angesicht der drohenden Weiterbildungspflicht startete die Branche die Initiative "gut beraten". Was halten Sie von dieser Initiative?

Es handelt sich letztlich um eine Weiterbildungsinitiative der Versicherer. Ganz sicher ist diese Weiterbildungsinitiative für Versicherungsvertreter eine gute Wahl. Warum sich Versicherungsmakler der Initiative anschließen sollten, erschließt sich mir nicht. Persönlich halte ich ein solches Vorgehen sogar für ziemlich fragwürdig, denn Versicherungsmakler stehen nicht im Lager der Versicherer. Noch weniger Verständnis habe ich für Maklerpools und Makler-Verbände, die sich einer Initiative der Versicherer (!) anschließen. Vielleicht ist es ja aber auch so, dass sich hier gewisse Abhängigkeiten oder Denkstrukturen offenbaren, die es mit Hinsicht auf den Status eines Versicherungsmaklers eigentlich nicht geben sollte.

Einhergehend mit Ihrer Rolle als Unterstützer der Weiterbildungsinitiative bietet INVERS seinen Makler eine finanzielle Unterstützung zur Weiterbildung an. Wie sieht diese aus? Was waren die Beweggründe?

Nicht wenige Vermittler (gleich welcher Art) der Versicherungs- und Finanzbranche müssen erst noch erkennen, dass bestimmte Punkte des Berufslebens selbst zu finanzieren sind. Die Frage der Selbstfinanzierung betrifft insbesondere Versicherungsmakler, die Interessenvertreter ihrer Mandanten sind. Versicherungsmakler zählen meines Erachtens in die Kategorie Ehrenberufler, so wie beispielsweise Rechtsanwälte und Notare. Vorgenannte Berufsgruppen finanzieren ihre Weiterbildung stets selbst – so muss es folglich auch bei Versicherungsmaklern sein. Um die Übergangsphase hin zu tatsächlich unabhängiger, selbst finanzierter Weiterbildung zu erleichtern, haben wir einen Unterstützungsplan für die mit uns kooperierenden Versicherungsmakler geschaffen. Unsere Partner wurden und werden darüber in den INVERS News informiert. Alles Vorstehende trifft sinngemäß genau so auf unabhängige Finanzanlagevermittler zu, auch wenn der Gesetzgeber es versäumt hat in diesem Bereich den Stand eines tatsächlichen Finanzanlagemaklers zu schaffen. Aber vielleicht wird dies ja nachgeholt.

Gibt es in Ihrem Haus Pläne für eine eigene Weiterbildung?

Nein. INVERS wird aber in Absprache mit Ihrem Verlag versuchen, die eigene Ausbildungsstrecke (soweit wie möglich und zulässig) in die Weiterbildungsinitiative des Verlages Versicherungsbote zu integrieren, also derart, dass INVERS Schulungen nach Start der Weiterbildungsinitiative bepunktet werden können und als Weiterbildungsnachweis angerechnet werden. Uns ist dabei klar, dass es sich keinesfalls um „Werbeveranstaltungen“ für INVERS, sondern ausschließlich um reine Fachschulungen handeln kann, die jedem Teilnehmer der Bildungsinitiative und nicht nur INVERS Partnern offen stehen. Informationsveranstaltungen zur INVERS GmbH können folglich kein Thema für die Weiterbildungsinitiative sein und sind im Rahmen der Weiterbildungsinitiative auch nicht anrechenbar. Vorstehendes muss nach unserem Verständnis selbstverständlich auch für solche Unterstützer der Weiterbildungsinitiative des Verlages Versicherungsbote gelten, die sich der Initiative gegebenenfalls noch anschließen.

Sollte die Weiterbildungspflicht, wider Erwarten, nicht kommen, beendet ihr Maklerpool dann das Thema Weiterbildung?

Nein, keinesfalls. Weiterbildung ist eine wichtige Grundvoraussetzung für mandanten-gerechte Beratung durch Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler.

Vielen Dank für das Interview. Die Fragen für Versicherungsbote stellte Björn Bergfeld.

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