Lebensversicherung für Mukoviszidose-Patienten
Lebensversicherung - Patienten mit Mukoviszidose erhielten bislang keine Lebensversicherung, sie waren nicht versicherbar. Die Munich Re macht dies nun möglich und arbeitet bereits an weiteren seltenen Krankheiten.
1998 lag die Lebenserwartung für Menschen mit Mukoviszidose noch bei lediglich 18 Jahren. Dies berichtet der Kardiologe Dr. Karsten Filzmaier, Leiter des medizinischen Kompetenzzentrums für die Lebensversicherung bei Munich Re, dem weltweit größten Rückversicherer. Er sprach sich kürzlich für die Annahme von Lebensversicherungs-Anträgen für Mukoviszidose-Patienten zweier Versicherer aus.
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Lebensversicherungsverträge haben eine deutlich kürzere Laufzeit
Im Vergleich zu „normalen“ Versicherungspolicen weisen diese Lebensversicherungsverträge eine deutlich kürzere Laufzeit auf. Die Kunden profitieren dennoch vom Abschluss einer solchen Lebensversicherung. Laut Filzmaier kann die Versicherung in einem gewissen Umfang eine Kreditabsicherung ermöglichen. Inzwischen gibt es Lebensversicherungen auch für Kunden nach einer Herztransplantation.
Vor einem solchen Vertragsabschluss führt der Rückversicherer Munich Re eine umfassende Risikobewertung durch. Allein in der Lebensrückversicherung beschäftigt das Münchener Unternehmen knapp 30 Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen. Innerhalb eines weltweiten Netzwerkes bewerten diese aus medizinischer Sicht versicherungstechnische Fragen.
Die Risikobewertung von seltenen Krankheiten gehört ebenfalls in ihr Aufgabengebiet. Als seltene Krankheit zählen Erkrankungen, an denen unter 10.000 Menschen weniger als fünf leiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zählt von insgesamt rund 30.000 bekannten Erkrankungen etwa 7.000 zu den seltenen Erkrankungen (auch Orphan Diseases genannt).
Der medizinische Fortschritt ermöglicht eine bessere Behandlung dieser Menschen und erhöht deren Lebenserwartung. Darüber hinaus gibt es zunehmend Innovationen aus dem Pharmabereich, die als „Orphan Drug“ eingestuft werden. Dennoch stellen Versicherungsanträge von Menschen mit einer seltenen Krankheit die Lebensversicherer vor eine Herausforderung, da diese Risiken sehr selten sind.
Datenbank für seltene Krankheiten
Die Ärzte bei Munich Re führen wissenschaftliche Erkenntnisse zu seltenen Erkrankungen und Studien zusammen. Der Rückversicherer beschäftigt sich aufgrund seines weltweiten Tätigkeitsfeldes deutlich häufiger mit seltenen Erkrankungen als beispielsweise der Erstversicherer, der u. U. nur einmal jährlich eine solche Erkrankung sieht.
Laut Filzmaier baut man bei Munich Re eine Datenbank mit Informationen zu den unterschiedlichen Krankheitsbildern für die versicherungstechnische Einstufung der Risiken auf. Aber die wissenschaftliche Datenbasis ist bei einigen Erkrankungen noch sehr dünn. Dafür haben die Experten zur Risikoanalyse mathematisch-statische Instrumente zur Ermittlung der Mortalität entwickelt.
Viele seltene Krankheiten sind relativ gut über eine Dauer von zehn Jahren abschätzbar
Ist eine Erkrankung laut der Münchener Experten grundsätzlich versicherbar, so wird die angemessene Versicherungssumme und Versicherungsdauer für das individuelle Risiko geprüft. Viele seltene Krankheiten sind relativ gut über eine Dauer von zehn Jahren abschätzbar. Bei 30 Jahren ist dies hingegen laut Filzmaier nicht möglich, da für die meisten Erkrankungen für einen so großen Zeitraum keine Daten vorliegen.
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Aber es gibt auch Anträge, die abgelehnt werden müssen. Hierbei ist es wichtig, den Antragstellern eine Begründung mitzuteilen. Oft liegen für eine Erkrankung noch keine aussagekräftigen Studien vor oder die Erkrankungsprognose lässt keinen bezahlbaren Versicherungsschutz zu.