„So viel Bedrohung für die Branche gab es lange nicht mehr!“ - mit diesen Worten fasste Felix Hufeld, Exekutivdirektor Versicherungsaufsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die aktuelle Situation der Versicherungswirtschaft Ende vergangenen Jahres zusammen.

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Die Situation der deutschen Versicherungswirtschaft ist schwierig und wird sich in Zukunft sogar noch weiter verschärfen. Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) planen Sieben der 90 Lebensversicherer das Neugeschäft komplett oder teilweise einzustellen. „Der Markt wird etwas schrumpfen, aber nicht dramatisch“, sagte BaFin-Präsident Elke König gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

„In der Lebensversicherung ist noch ein zu hoher Kostenblock enthalten.“, mahnte König im März die hohen Kosten im Vertrieb der Lebensversicherer an. Hufeld fügte kurz darauf an: „Die Vertriebskosten sind zwar absolut nicht gestiegen, doch verglichen mit der gesunkenen Marge ist ihr Anteil bei der Lebensversicherung zu hoch“.

BaFin: Lebensversicherung braucht mehr Produktinnovationen

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Finanzaufsicht BaFin in der traditionellen Lebensversicherung im aktuellen Zinsumfeld ein Auslaufmodell sieht. Vor allem mehr Produktinnovationen seien nötig, um die Lebensversicherung wieder attraktiv zu machen. „Wir weisen stetig auf die Notwendigkeit eines breiteren Produktportfolios hin und ermutigen die Versicherer zu Innovationen", erklärte Hufeld in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Nachfrage nach klassischen Lebensversicherungen war in den vergangenen Jahren enorm gesunken. Zwar werfen laufende Verträge im Schnitt noch über drei Prozent ab. Im Rahmen des Lebensversicherungsreformgesetzes will die Bundesregierung den Garantiezins für Lebensversicherungen zum 1. Januar 2015 von derzeit 1,75 auf dann 1,25 Prozent senken. Dies soll ausschließlich für Neuverträge gelten. Für Kunden, bei denen seit geraumer Zeit eine große Verunsicherung in Sachen Altersvorsorge vorherrscht, wird die Lebensversicherung damit noch unattraktiver.

Bis dato haben nur vereinzelt Versicherer auf die veränderten Kundenwünsche reagiert und neue Policen am Markt platziert. Während Allianz und Ergo mit ihren Produkten bereits im vergangenen Jahr starteten und erste vernünftige Ergebnisse erzielten, zog Anfang des Jahres die Axa mit einem neuen Konzept nach. „Die ersten Monate scheinen ganz ermutigend. Viele Unternehmen warten das noch ab - aber das wird eher Monate als Jahre dauern.", erhofft Hufeld Nachahmer.

Das Lebensversicherungsreformgesetz ist kein Rettungspaket wie bei Banken

Insgesamt fällt es der Branche aktuell deutlich schwerer die garantierten Zinsen zu erwirtschaften. „Die niedrigen Zinsen sind ein nationales Systemrisiko für die Versicherungsbranche", sagte Hufeld. Sollte diese Phase länger andauern, könne dies die Finanzstabilität gefährden.

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Die Kritik zum anstehenden Lebensversicherungsreformgesetz kann Hufeld indes nicht nachvollziehen. „Das Paket ist zwingend geboten. Überhöhte Ausschüttungen müssen gestoppt werden", erklärte der Exekutivdirektor. So diene das Paket nicht nur der Stabilisierung der Lebensversicherer. Sondern würde gleichzeitig für Verteilungsgerechtigkeit innerhalb des Versichertenkollektivs sorgen. „Wir reden hier nicht von einem Rettungspaket, wie man es für einige Banken geschnürt hat", sagte Hufeld.