Die Altlasten aus der Finanzkrise werden die Deutsche Bank auch weiterhin beschäftigen. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hat eine Gruppe von Investoren mehrere Geldhäuser auf Schadensersatz verklagt, weil sie als Treuhänder in der Krise ihre Kunden nicht vor faulen Anleihen geschützt haben. Auch der deutsche Bankenprimus soll sich vor dem Richter verantworten.

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Unter den Klägern ist mit BlackRock der größte Vermögensverwalter der Welt. Wie einflussreich der Investor ist, zeigt seine Macht an der Börse: BlackRock besitzt Beteiligungen an allen Dax-Unternehmen und ist bei jedem zweiten sogar größter Anteilseigner. Auch die amerikanische Allianz-Tochter Pimco übernimmt bei der Klage eine führende Rolle.

Hausbesitzern teure Hypothekenkredite aufgedrängt

Streitobjekt der Klage sind jene faulen Hauskredite, die 2008 wesentlich zum Ausbruch der Finanzkrise beitrugen. Geldverleiher hatten Hausbesitzern mit niedrigem Einkommen Hypothekenkredite aufgedrängt („Subprime Loans“), die sich die Privatpersonen in der Regel nicht leisten konnten und die sie auch nicht verstanden. Millionen Amerikaner verloren bei Zwangsversteigerungen ihr Haus, weil sie die Hypotheken nicht bedienen konnten.

Obwohl nicht direkt involviert, spielten Geldhäuser wie die Deutsche Bank bei den Hypotheken eine unrühmliche Rolle. Denn die Verleiher reichten die faulen Papiere an die nun verklagten Banken weiter, die sie bündelten, verbrieften und an Investoren weiterverkauften. Nach dem Platzen der Immobilienblase in 2008 verloren viele der Anleihen (Mortgage Backed Securities, MBS) ihren Wert, weil sich plötzlich herauskristallisierte, dass Hausbesitzer ihre Kredite nicht zurückzahlen können.

Doch warum war es den Geldhäusern überhaupt möglich, faule Hauskredite zu verbriefen und weiterzuverkaufen? BlackRock, Pimco und andere Vermögensverwalter werfen den verklagten Geldhäusern vor, als Treuhänder die Interessen ihrer Investoren unzureichend wahrgenommen zu haben. Die Deutsche Bank hätte die Verleiher und andere emittierenden Häuser zwingen müssen, die faulen MBS zurückzukaufen, so argumentieren die Kläger laut SZ. Die Kläger fordern Ersatz für Schäden von mehr als 250 Milliarden Euro.

Verjährungsfrist von sechs Jahren

In den USA verjähren Ansprüche wegen fehlerhafter oder betrügerischer Finanzgeschäfte nach 6 Jahren, so dass es die Kläger eilig haben, ihre Forderungen aus Zeiten der Finanzkrise geltend zu machen. Viele der fragwürdigen Immobilienhypotheken wurden zwischen 2004 und 2008 emittiert. Für MBS gilt die Verjährungsfrist jedoch erst ab jenem Zeitpunkt, zu dem ein Investor den Rückkauf der faulen Papiere verlangt hat – also in der Regel nach dem September 2008. Deshalb rechnen sich die Kläger gute Chancen auf Schadensersatz aus.

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich BlackRock und Pimco mit ihren Schadensersatzforderungen durchsetzen können. Sowohl die Bank of America als auch JP Morgan Chase erklärten sich nach einem Rechtsstreit bereit, milliardenschwere Vergleichszahlungen an Investoren zu akzeptieren.

Auch die Opfer von Zwangsversteigerungen haben im letzten Jahr Ausgleichszahlungen in Aussicht gestellt bekommen. Zehn Institute, die Zwangsversteigerungen als Hypotheken-Dienstleister veranlassten, haben sich nach Angaben der Regulierungsbehörde OCC zur Zahlung von 8,5 Milliarden Dollar an die Geschädigten verpflichtet. Rund 3,8 Millionen Kreditnehmer können mit einer Entschädigung von bis zu 125.000 Dollar rechnen - vorausgesetzt, bei der Versteigerung ihrer Häuser haben die Banken Fehler gemacht.

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Trotzdem werden auch weiterhin viele Häuser leer stehen bleiben. Allein in der Metropolregion Los Angeles zerfallen über 200.000 Immobilien, weil die Banken ihre früheren Besitzer hinausgeworfen haben.

Süddeutsche Zeitung