Wie Wohngebäudeversicherungen gegen rote Zahlen ankämpfen
Die schlechte Ertragssituation in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung (VGV) hängt vor allem mit dem Gebäudealter und damit verbundenen Leitungswasserschäden sowie klimatischen Änderungen zusammen. Doch es gibt auch hausgemachte Ursachen: die schlechte Schaden-Kosten-Quote sei auch auf die bestehende Rabattierungspraxis im Vertrieb zurückzuführen. So Ergebnisse einer 67rockwell Consulting-Online-Umfrage unter den größten deutschen Wohngebäudeversicherern.
Als strategische Zielsetzung in der Wohngebäudeversicherung geben über 90% der Befragten die Profitabilisierung des Geschäftes an. Folglich werden derzeit marktweit Projekte zur Ertragssteigerung in diesem Versicherungszweig verfolgt. So haben über 80% der befragten Unternehmen Programme zur VGV‐ Profitabilisierung aufgesetzt, fast 10% planen diese zu starten. Die bestehende Profitabilitätslücke kann jedoch nicht kurzfristig geschlossen werden, da die Programme zur Ertragssteigerung meist einen Umsetzungshorizont von mehreren Jahren ausweisen. Bemerkenswert ist, dass weiterhin über 40% der Versicherer ergänzend eine Wachstumsstrategie verfolgen – ein Zeichen dafür, dass selbst im aktuell leicht härteren Markt weiterhin Verdrängungsszenarien verfolgt werden.
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Ursachen für die seit Jahren roten Zahlen in der Wohngebäudeversicherung
Erwartungsgemäß machen 4/5 der Teilnehmer das Gebäudealter und damit vor allem Leitungswasserschäden und ergänzend den Klimawandel für die schlechte Ertragssituation in der VGV verantwortlich. „Unter den hausgemachten Ursachen für die seit Jahren schlechte Schaden‐Kosten‐Quote wird von 3/4 der Teilnehmer vor allem die bestehende Rabattierungspraxis im Vertrieb hervorgehoben“ stellt Dr. Ralph Elfgen, Associate Partner der Beratungsgesellschaft 67rockwell fest und ergänzt, dass „als Ursachenzusammenhang erkennbar ist, dass Unternehmen, die besonders auf eine hohe Wettbewerbsintensität hinweisen, als interne Ursachen auch hohe Rabattvergaben, fehlende Zeichnungsdisziplin und die unsystematische Auswertung von Vorversicherer‐Anfragen aufweisen.“
Aber auch ein weiteres hausgemachtes Ursachenbündel wird deutlich: Häufig weisen Unternehmen, die begrenzte Möglichkeiten der Beitragsanpassung hervorheben, auch auf unzureichende Datenbasen für die Sanierung, eine zu geringe Anzahl von Tarifmerkmalen und mangelnde Selektivität bzw. Differenzierungsgrade der Tarife hin. „Dies ist als deutliches Zeichen für einen deutlichen Nachholbedarf in der Versicherungstechnik dieser Unternehmen zu werten“ so Elfgen.
Erfolgsfaktoren für die Profitabilisierung
Für alle Versicherer ist die wichtigste Voraussetzung für die Ertragssteigerung im Neugeschäft die risikogerechte Tarifierung von Gebäudealter und Bauartklassen. Im Bestand steht erwartungsgemäß die Beitragsanpassungen im Vordergrund ‐ die vertraglichen Voraussetzungen sind dafür jedoch noch bei ca. 2/3 der Unternehmen zu schaffen. Ein Gesamtkonzept zur Profitabilisierung hat, dies zeigen die Ergebnisse der Studie, eine ganze Reihe von Voraussetzungen zu berücksichtigen. In mehr als 9 von 10 Unternehmen wird die Notwendigkeit eines professionellen Programm‐Management hervorgehoben. Projekterfahrungen von 67rockwell bestätigen: Die meisten Unternehmen stehen vor der Herausforderung, bereichsübergreifende Projekte im Rahmen eines Gesamtprogramms zu steuern, um eine Ertragssteigerung in VGV zum Erfolg zu führen. „Das zeigt einmal mehr die Notwendigkeit eines koordinierten Vorgehens bei der Sanierung. Isolierte Einzelmaßnahmen gehen am Ziel vorbei“ stellt Roland Krüger, Senior Consultant bei 67rockwell Consulting fest. Aktuelle Maßnahmenschwerpunkte der Branche Im Bereich des Neugeschäfts wird die risikogerechte Tarifierung von Gebäudealter und Bauartklassen sowie die Erhöhung der Grundtarifniveaus von über 90% der Unternehmen in Angriff genommen. Im Management des Versicherungsbestandes steht bei allen Unternehmen der Klassiker der schadenbedingten Einzelfallsanierung im Vordergrund. Klassischerweise stellen die Profitabilitätsbemühungen auf ganze Maßnahmenbündel ab: So begrenzen über 2/3 der Versicherer die Rabattierungsmöglichkeiten im Neugeschäft oder gestalten die Zeichnungspolitik bei Bestandsübernahmen selektiver aus.
Die größten Herausforderungen sehen über 90% der Studienteilnehmer in der Berücksichtigung der Naturschadenproblematik, der stärkeren Differenzierung der Tarife sowie der Umstellung des Vertragsbestandes auf aktuelle Bedingungswerke. „Beachtenswert ist, dass 3⁄4 der Versicherer auch weiterhin von einem anhaltenden Preis‐ und somit Verdrängungswettbewerb im deutschen Privatkundenmarkt ausgehen“, stellt Ralph Elfgen fest.
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Zur Studie:
An der repräsentativen Befragung, die im Mai dieses Jahres abgeschlossen wurde und sich an die TOP 40 der VGV‐Versicherer richtete, haben insgesamt 25 Branchenvertreter teilgenommen. Befragt wurden die Unternehmen zu Ursachen der Situation in der VGV, den wichtigsten Ansatzpunkten zur Ertragssteigerung und den am häufigsten gewählten Profitabilisierungsmaßnahmen. Gemessen an den verdienten Bruttobeiträgen in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung erreicht die Umfrage eine Marktdurchdringung von über 70%.