Verbraucherinformation: Wir haben ein Monster geschaffen
Versicherungskunden werden mit Produktinformationen überfrachtet. Gabriel Bernardino, erster Vorsitzender der neu geschaffenen Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und betriebliche Altersvorsorge (EIOPA) erklärte kürzlich, damit habe man für Verbraucher ein „Monster“ erschaffen. Brancheninitiativen wollen nun dagegen arbeiten.
Der Portugiese Gabriel Bernardino hielt am 27. Juni eine leidenschaftliche Rede zu den Prioritäten der EIOPA auf einer Konferenz in Reykjavik. Er kritisierte die Komplexität von Informationen zu Versicherungsprodukten mit Blick auf den Verbraucherschutz.
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Verbraucher verstehen komplizierte Produktinformationen nicht
„Die Realität ist“, erklärte Herr Bernardino dort „dass wir ein Monster geschaffen haben. [...] Den Verbrauchern immer mehr Informationen zu geben funktioniert nicht. Die meisten Menschen lesen oder verstehen die langen Seiten mit komplizierten Produktinformationen nicht. [...] Was wir brauchen, ist smart disclosure, mit dem Fokus auf die Verbraucher.“
AfW will Initiative für Transparenz auf den Weg bringen
Seit 2008 müssen Versicherer ihren Kunden Produktinformationsblätter übergeben. In der Branche sind die starken Qualitätsunterschiede bei der formalen Verständlichkeit von Produktinformationsblättern bekannt. Das variiet zum Teil sehr stark, erklärte etwa auch Oliver Haug, Institut für Verständlichkeit“ Communication Lab, im Interview.
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Auch der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung will sich nun intensiv diesem Kommunikationsproblem annehmen. „In allen Bereichen der Versicherungs- und Finanzprodukte erleben wir derzeit einen Overkill an Verbraucherinformationen. Das muss ein Ende haben. Auch für die regelmäßig damit befassten Versicherungs- und Finanzanlagevermittler ist das zu viel. Reine Papier- und damit Ressourcenverschwendung“, erklärt der Geschäftsführende Vorstand des AfW, Rechtsanwalt Norman Wirth. „Wir werden jede Initiative für transparente, faire Produkte und eine massive Reduzierung unnötigen Informationsflut aktiv begleiten und auch selbst aktiv werden“, kündigt Wirth an.