Barmer GEK-Chef fordert gerechte Terminvergabe für PKV und GKV-Versicherte
Privat Krankenversicherte erhalten schneller einen Termin beim Facharzt als gesetzlich Krankenversicherte, zeigt eine aktuelle Patientenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Eine solch ungleiche Behandlung sei nicht akzeptabel, so Barmer GEK-Vorstandsvorsitzender Christoph Straub.
Privat Versicherte haben bei Facharztterminen kaum Wartezeiten, gesetzlich Versicherte müssen dagegen gerade bei Spezialisten länger warten. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vom 22. April bis 20. Mai insgesamt 6.087 zufällig ausgewählte Bundesbürger zur Zufriedenheit bei Arztbesuchen.
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PKV vs. GKV: Ungleichgewicht der Wartezeiten
Bei der Umfrage gaben 30 Prozent der Privatversicherten an, dass sie keine Wartezeiten für einen Termin bei Fachärzten hatten, dem gegenüber konnten das lediglich 19 Prozent der GKV-Versicherten behaupten. Wartezeiten über drei Wochen hingegen gab es bei 26 Prozent der Kassenpatienten, lediglich bei 9 Prozent der Privatpatienten.
Doch machen Wartezeiten den meisten Patienten nicht allzu viel aus. „Wie in den Jahren zuvor zeigt sich auch hier, dass die derzeit herrschenden Wartezeiten objektiv nur von wenigen als zu lang empfunden werden“, erklärte Regina Feldmann, Vorstand der KBV. Nur einem von zehn Befragten hat es bei seinem letzten Arztbesuch nach eigener Einschätzung zu lange gedauert, bis ein Termin zustande kam. 62 Prozent der Befragten erhielten innerhalb von drei Tagen einen Arzttermin.
Bundesregierung will zentrale Terminservicestelle einrichten
Laut Koalitionsvertrag sollen Wartezeiten auf einen Arzttermin generell reduziert werden. So könnten sich Patienten bei einer Überweisung zum Facharzt künftig an eine zentrale Terminservicestelle bei den Kassenärztlichen Vereinigungen wenden. Diese sollen innerhalb einer Woche einen Termin vermitteln, der eine Wartezeit von maximal vier Wochen nicht überschreitet. Falls das nicht funktioniert, bietet eine Stelle einen Termin zur ambulanten Behandlung in einem Krankenhaus an.Von diesen Plänen der Bundesregierung wissen laut Umfrage der KBV 36 Prozent der Versicherten. Zwei Drittel von ihnen empfanden eine zentrale Vergabestelle als gut - an eine Verkürzung der Wartezeit glaubten aber nur 30 Prozent.
Die Ärzteschaft distanzierte sich von einer solchen Lösung: „Wir lehnen eine zentrale Lösung ab, da diese nicht nur die Arztfreiheit aufhebt, sondern auch dem Wunsch vieler Patienten entgegenläuft“, erklärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. „Immerhin 72 Prozent der Befragten sagen, dass sie nicht zu irgendeinem, sondern zu ihrem Wunscharzt möchten. Eine zentrale Terminservicestelle kann solche Wünsche jedoch nicht berücksichtigen.“
Ungerechte Terminvergabe nicht akzeptabel
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK forderte im Zuge der Vorstellung der KVB-Studie in Berlin die Ärzteschaft auf, das Problem der Benachteiligung von Kassenpatienten bei den Wartezeiten nicht klein zu reden. „Wir haben hier ein Problem und die Ärztefunktionäre müssen es lösen", erklärte er.
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„Die Absicht der Bundesregierung, die Wartezeiten der Patienten auf einen Facharzttermin zu verringern, begrüßen wir daher ausdrücklich“, so Straub. Ihre Skepsis gegenüber dem Vorhaben der Bundesregierung einer verpflichtenden Terminvergabe innerhalb von vier Wochen sollten die Ärztevertreter deswegen aufgeben. Ebenso seien überlange Wartezeiten auf eine Psychotherapie nicht akzeptabel. Auch hier sprach sich Straub für eine konkrete wie verpflichtende Terminvergabe aus.