Pflege: Welche Unterstützung gibt es für Angehörige?
Pflege - Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat am 30.07.2014 die Ergebnisse einer Versichertenbefragung veröffentlicht. Darin wurden die Teilnehmer u.a. auch zum Thema Pflege von Angehörigen befragt. Rund jeder sechste Befragte pflegt derzeit einen Angehörigen. Etwa 70 Prozent von ihnen empfanden ihre aufopferungsvolle Tätigkeit als seelisch belastend. Ein Beitrag von Leonie Pfennig.
In Deutschland sind viele Menschen bei den ganz normalen täglichen Verrichtungen im Haushalt und bei der Körperpflege hilfebedürftig. Dies trifft zwar in der Mehrheit auf Ältere zu, doch auch junge Menschen können durch Unfall oder Krankheit auf Hilfe angewiesen sein. Tritt eine solche Situation ein, übernehmen oft Angehörige die Versorgung des Betroffenen. Sie sehen es als ihre Pflicht an, das Familienmitglied nicht allein zu lassen und scheuen sich davor, die Versorgung des Pflegebedürftigen in fremde Hände zu geben. Dabei geraten sie nicht selten in einen Gewissenskonflikt: Selbst berufstätig, mit eigenem Familien- und Sozialleben, erreichen Kinder oder Enkel schnell die seelische und körperliche Belastungsgrenze in der Pflege ihres Angehörigen. Es ist gar nicht so selten, dass sich über die Zeit zwischen Eltern und Kindern eine gewisse Spannung aufbaut, die beide Seiten psychisch sehr belastet.
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Pflege – seelische und körperliche Belastung
Was nicht zu unterschätzen ist – außer den psychischen Belastungen – sind die fast noch häufiger anzutreffenden körperlichen Beschwerden der pflegenden Angehörigen. Die Hälfte der Befragten gaben starke bzw. sehr starke physische Belastungen an. Das ist auch nachvollziehbar, denn einen Menschen zu pflegen kann sehr anstrengend sein. Und ein Angehöriger ist ja selten ein ausgebildeter Altenpfleger oder eine examinierte Krankenschwester, die natürlich in ihrer Ausbildung den Umgang mit kranken und pflegebedürftigen Menschen lernen, z.B. das Lagern des Patienten (und vor allem rückenschonend für einen selbst), wie wäscht und windelt man den Pflegebedürftigen.
Wie kann der Angehörige diese verantwortungsvolle Aufgabe gut übernehmen? In den Pflegestützpunkten, die seit Jahren in den Kommunen eingerichtet wurden und weiterhin werden, werden z.B. Kurse angeboten, in denen Angehörige den professionellen Umgang mit dem Pflegebedürftigen lernen können. Die Kosten für diese Kurse übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung.
50 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger, die ihre Angehörigen pflegen, wenden sich bei Problemen und Fragen an ihren Hausarzt oder sprechen mit ihnen nahestehenden Personen.
Welche Unterstützung benötigen Angehörige besonders?
Welche Art von Unterstützung ist denn laut der Umfrage für pflegende Angehörige besonders wichtig?
- es mangelt an professionellen und finanziellen Hilfen
- Entlastung durch professionelle Pflegedienste
- ¼ bräuchten mehr Geld für die Pflege bzw. fordern eine finanzielle Vergütung ihrer Leistungen
- wichtig wäre mehr Beratung rund um das Thema
- einige hielten bei der Pflege einen stärkeren Beitrag anderer Familienmitglieder bzw. Bekannter für wünschenswert
- mehr Entlastung im Haushalt
- pflegende Angehörige wünschen sich mehr freie, auch geregelte Zeiten zur Erholung
- berufsbedingte Defizite sind auch ein Thema, z.B. wegen mangelnder Flexibilität des Arbeitgebers
- 5 Prozent der Umfrageteilnehmer konstatieren, dass das Engagement von pflegenden Angehörigen mehr Anerkennung erfahren müsste
Es gibt Hilfe. Hilfe, die keineswegs bedeutet, dass man den geliebten Menschen „im Stich lässt“, „abschiebt“ oder dass man „egoistisch“ handelt. Im Gegenteil: Organisierte Pflege durch externe Fachkräfte unterstützt maßgeblich ein ausgeglichenes Zusammenleben der Betroffenen. Denn man sollte nicht vergessen: Die durchschnittliche Pflegedauer bei älteren Menschen liegt bei rund 8 Jahren. Hilfe in Anspruch zu nehmen bedeutet also: mehr Harmonie in der Beziehung zum Pflegebedürftigen und Entlastung bei oft körperlich und seelisch anstrengenden Tätigkeiten.
Daher ist es gut zu wissen, an wen man sich wenden und in welchem Umfang man Unterstützung in Anspruch nehmen kann. So können alle Menschen, die gesetzlich und privat pflegeversichert sind, einen Antrag auf verschiedene Leistungen stellen. Eine dieser Leistung könnte zum Beispiel sein, dass ein Pflegedienst nach Hause kommt, um dem älteren Menschen bei der Körperpflege zu helfen. Doch viele wissen gar nicht so genau von dieser Möglichkeit oder wo man welchen Antrag einreichen muss und haben Hemmungen davor, bei der Pflegekasse anzurufen und nachzufragen.
Fazit: Professionelle Hilfe in der Pflege wird benötigt
Die oben angesprochenen Punkte zeigen, dass wenn man pflegebedürftig wird, man sich um vieles kümmern muss und man auch – doch meistens - professionelle Hilfe benötigt. Die gesetzliche Pflegeversicherung wird ja im Volksmund gern als „Teilkaskoversicherung“ bezeichnet. Das sagt schon ganz gut aus, dass die finanzielle Unterstützung, die aus der gesetzlichen Pflegeversicherung kommt, leider nicht ausreicht, um Pflegebedürftige ausreichend und gut versorgen zu können.
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Man sollte rechtzeitig finanziell für eine evtl. Pflegebedürftigkeit vorsorgen, z.B. mit einer privaten Pflegezusatzversicherung. Bei diesen Tarifen kann man die monetäre Lücke absichern und hat es dadurch im Alter leichter, sich einfach „Pflege dazuzukaufen“. Die Angehörigen werden es einem danken!