Allianz-Vorstand Markus Rieß kämpft gegen den Shitstorm
Allianz: Nachdem der Vorstand der Allianz Deutschland bekannt gab, zum 125jährigen Jubiläum keine Prämie an Mitarbeiter auszuzahlen, entbrannte im Intranet der Allianz ein Shitstorm. Nun meldet sich Allianz-Vorstand Markus Rieß mit einem Schreiben zu Wort, um die Wogen zu glätten: er begründet das Ausbleiben einer Prämie mit der Internationalisierung und dem sozialen Engagement des Versicherers.
Klagen kann die Allianz Versicherung derzeit nicht. Der Gewinn vor Minderheitsanteilen lag im vergangenen Jahr bei 6,3 Milliarden Euro, und auch die Aktionäre konnten sich über einen reichen Geldsegen freuen. Immerhin 5,30 Euro schüttete der Versicherungsgigant pro Aktie an seine Anteilseigner aus.
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Auf wenig Verständnis stößt da die Ankündigung des Vorstands, zum 125jährigen Firmenjubiläum keine Sonderprämie an die Mitarbeiter zu zahlen, wie dies bei derartigen Anlässen üblich ist. Innerhalb kurzer Zeit entzündete sich im Intranet des Versicherers ein Shitstorm, an dem sich über 300 Beschäftigte beteiligten (Versicherungsbote berichtete). Die Angestellten beklagen nicht vordergründig den finanziellen Nachteil, sondern die fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit von Seiten des Managements.
Markus Rieß begründet „Nein“ zu Prämie mit Internationalisierung und sozialem Engagement
Den Vorwürfen der Mitarbeiter hat sich nun Allianz Deutschland-Chef Markus Rieß gestellt und im Intranet ein Dokument veröffentlicht, mit denen er die Wogen glätten will. Dieses Schreiben an die Beschäftigten hat Handelsblatt Online öffentlich gemacht.
Die Entscheidung, keinen Bonus zu zahlen, begründet Rieß zunächst mit dem „erfolgreichen Internationalisierungsprozess“ des Konzerns seit 1990. Das Jubiläum sei „keine rein deutsche Veranstaltung“, sondern ein Ereignis, das weltweit alle Allianz-Gesellschaften betreffe: etwa die Firemans Fund in den USA oder die Unternehmenstochter in Australien. „Vor diesem Hintergrund würden finanzielle Zuwendungen – sofern sie bedeutsam sein sollen – schnell den vertretbaren Rahmen sprengen“, argumentiert Rieß.
Als zweiten Grund nennt Rieß das soziale Engagement des Versicherers. Die Allianz wolle gesellschaftlich wichtige Projekte fördern. „Dabei spielen unsere Umwelt- und Kulturstiftung mit einem Schwerpunkt der Jugendförderung eine wichtige Rolle“, heißt es in dem Text. Auch werde die Allianz eine Gesprächsplattform für relevante gesellschaftliche Fragen wie zum Beispiel Demographie und Umwelt schaffen.
Tatsächlich spendete die Allianz im vergangenen Jahr 18,3 Millionen Euro für soziale Projekte und unterhält mehrere Stiftungen. Zugleich provoziert der Versicherer Kritik für Geschäfte, die der sozialen Verantwortung eher entgegen laufen – etwa die Nahrungsmittelspekulation oder das Investment in Rüstungsfirmen. Aber taugt das gesellschaftliche Engagement als Begründung gegen eine Prämie, wenn der Konzern allein im letzten Jahr 2,4 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet hat?
Aktuelle Reaktionen seien ein Ansporn
Ausdrücklich weist Markus Rieß in seinem Schreiben die Behauptung zurück, die eigenen Mitarbeiter seien dem Unternehmen nichts wert. “Das Ausbleiben einer Sonderzahlung zum Firmenjubiläum als fehlende Wertschätzung zu bezeichnen, finde ich verkürzt“, schreibt Rieß. „Richtig ist trotzdem, dass Wertschätzung in einem Unternehmen sich auch über Geld ausdrückt“.
Diesbezüglich habe die Allianz Deutschland gerade in den letzten Jahren „unter enormen Anstrengungen den Wert unseres Unternehmens und die Sicherheit unserer Arbeitsplätze verbessert“. Dass dabei auch tausende Stellen gestrichen wurden, dürfte den Mitarbeitern nicht entgangen sein. Dennoch macht Rieß den Angestellten Hoffnung. Der Vorstand befinde sich bereits in Kontakt mit Betriebsräten, wie die Mitarbeiter in Deutschland nach dem Umbau der Sachsparte am finanziellen Erfolg beteiligt werden können.
"Ich kann Ihnen versichern, dass wir unsere in Deutschland erreichten Erfolge auch weiterhin mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl feiern als auch finanziell vergüten wollen", heißt es. Wenn das Jahr weiter so erfolgreich verlaufe, habe man "sicher die Möglichkeit, diese Form der Anerkennung regional oder zentral in das stattfindende Jubiläum zu integrieren". Zudem sollen Anregungen der Mitarbeiter bei der Planung der Jubiläumsfeierlichkeiten berücksichtigt werden. Unter anderem wolle man 125-Jahre-Botschafter als regionale Ansprechpartner ernennen, um Projekte vor Ort anzukurbeln.
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Mit Konsequenzen müssen die Initiatoren des Shitstorms im Intranet wohl nicht rechnen. "Ich bin nach wie vor sehr froh, dass wir dieses Diskussionsforum haben und uns nicht auf Gerüchte und Hörensagen verlassen müssen", kommt Rieß den Kritikern entgegen. Die aktuellen Reaktionen seien ein "Ansporn, noch stärker an der fünften Säule "Exzellente Mitarbeiter" zu arbeiten".