Die deutsche Assekuranz steht vor einem Umbruch: Die deutschen Versicherer sind zunehmend offen für den Einsatz von Standardsoftware. Damit setzt ein Wertewandel ein. Denn noch vor wenigen Jahren haben die Assekuranzen fast ausschließlich auf selbst entwickelte Softwarelösungen gesetzt, um ihre IT an ganz spezifische Bedürfnisse anzupassen. Doch jetzt sprechen vor allem zwei Argumente dagegen: Kosten und Zeit. Die vorhandenen IT-Systeme sind über die vergangenen 15 bis 20 Jahre gewachsen. Aus einem kleinen Kern ist ein großes verzweigtes Labyrinth geworden. Dieses komplett selbst neu zu gestalten, trauen sich viele Versicherer nicht mehr zu. Vor allem, weil dies hohe Kosten verursacht. Zudem dauern Programmierung und Implementierung von individuell entwickelter Software oftmals sehr lange.

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Versicherer würden für neues IT-System Summen im hohen einstelligen Millionenbereich investieren

Die Assekuranzen wenden sich damit von historisch gewachsenen Systemen aus Eigenentwicklungen ab und suchen nach Standardsoftware oder Baukastensystemen. Dabei sind sie durchaus bereit, größere Summen im hohen einstelligen Millionenbereich zu investieren.

"Die Zeit der Eigenentwicklungen ist vorbei. Heute sind Versicherer mit historisch gewachsenen Systemwelten nicht mehr wettbewerbsfähig, da diese Systeme nicht die Anforderungen an Flexibilität und niedrige Kosten erfüllen. Zwei von drei Versicherern suchen deshalb gezielt nach Standardlösungen, die sie mit wenigen Handgriffen individuell konfigurieren können", sagt Tobias Kohl, Studienleiter und Versicherungsexperte des auf Finanzunternehmen spezialisierten Software- und Beratungshauses PPI AG.

Eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen, besteht im Einsatz von Standardsoftware. Sie verursacht rund 20 bis 30 Prozent geringere Kosten als Individualsoftware. Wobei selbst beim Einsatz von Standardsoftware die Erneuerung der kompletten Bestands- und Schadensoftware eines durchschnittlichen Versicherungsunternehmens mindestens fünf bis zehn Millionen Euro an Investitionen verschlingt, schätzt Kohl. Zudem wird weniger Zeit benötigt, bis die IT-Lösung einsatzbereit ist. "Versicherer scheuen zunehmend IT-Projekte, deren Ende kaum absehbar ist", so Kohl.

67 Prozent der Versicherer bevorzugen eine Standardlösung als IT-Plattform

67 Prozent der befragten Versicherer gab an, als IT-Plattform eine Standardlösung zu bevorzugen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Software- und Beratungshauses PPI AG. Diese sollte allerdings durch individuelle Softwareergänzungen angepasst werden können. 33 Prozent aller Befragten suchen eher eine Standardlösung, die nur durch Parametrisierung angepasst werden kann. Bei dieser Variante werden nur die vom Versicherungsunternehmen benötigten Teile einer umfangreichen Softwarelösung aktiviert beziehungsweise nicht benötigte Funktionen deaktiviert. 50 Prozent der befragten deutschen Assekuranzen können sich statt klassischer Standardsoftware eine Lösung nach dem Baukastensystem vorstellen. Dabei können einzelne Bauteile für bestimmte Teillösungen mit der vorhandenen IT verbunden werden. Bei diesen Entwicklungsplattformen für Applikationen bevorzugen sie eine Variante mit vordefinierter Branchenlösung Versicherung.

Bei einer Analyse der 21 wichtigsten deutschen und internationalen Hersteller von IT-Plattformen zeigt sich, dass die Flexibilität der Lösungen steigt. "Hersteller haben die Bedeutung von stärkerer Flexibilität hinsichtlich Anpassbarkeit an individuelle Kundenbedürfnisse und Nutzbarkeit einzelner fachlicher Services erkannt", sagt Kohl. Die fachliche Abdeckung variiert jedoch stark, daher müsse jedes Unternehmen genau prüfen, welche Lösung zu den spezifischen Anforderungen passe.

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"Egal ob Standard oder Baukasten: Vorgefertigte Software muss nicht heißen, dass diese nur unspezifische Lösungen bietet. Dafür sind die Anforderungen der Branche zu speziell - gerade was Regularien betrifft", erklärt Experte Kohl. Doch hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der Software von der Stange: Standardlösungen namhafter Hersteller mit Branchenerfahrung bieten ihren Kunden eine automatische Anpassung an aktuelle regulatorische Anforderungen, so dass Compliance immer gegeben ist.

PPI Aktiengesellschaft