Der Spagat zwischen Job und Pflege ist groß und immer mehr Menschen müssen ihn auf sich nehmen. Wenn jemand im engeren familiären Umfeld pflegebedürftig wird, sind es meist die Frauen, die beruflich zurückstecken. Jede dritte erwerbstätige Frau habe der Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der TK (mehr als 1000 Befragte) aufgrund einer Pflegetätigkeit ihre Arbeitszeit reduziert. Bei den Männern habe das nur jeder Vierte getan. Dies liege laut Wolfgang Flemming, Fachbereichsleiter und Pflegeexperte bei der TK aber auch daran, dass sie nach wie vor meist Haupternährer der Familie sind.

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Pflege: Rückendeckung der Arbeitgeber notwendig

Besonders im Akutfall, wenn Angehörige ganz plötzlich mit einer Pflegeaufgabe konfrontiert werden, würde die Arbeitszeit öfter und schneller gedrosselt als bei Angehörigen, die langsam in die neue Situation hineinwachsen können. In derartigen Fällen ist Unterstützung von Seiten der Arbeitgeber enorm wichtig: „Pflegende Mitarbeiter sind deutlich weniger unter Druck, wenn sie im Unternehmen und von den Kollegen Rückendeckung erhalten. Sie fühlen sich im Vergleich zu Pflegenden, die kein Verständnis für ihre Situation erfahren, um 30 Prozent weniger belastet“, sagt Heiko Schulz, Psychologe und Demographieberater im innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement der TK.



Vollzeitjob Pflege: Zwei Drittel der Angehörigen täglich im Einsatz

Dass Pflege ein Vollzeitjob ist, beweisen auch folgende Zahlen: Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der pflegenden Angehörigen sind demnach täglich im Einsatz, ein Viertel der Befragten (26 Prozent) kümmert sich vier bis sechs Tage die Woche um den Pflegebedürftigen.



Hintergrund: Mit dem Gesetzentwurf zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf hat das Bundeskabinett einen weiteren Baustein der Pflegereform auf den Weg gebracht. Die neuen Regelungen sollen am 1. Januar 2015 in Kraft treten. Eine Säule ist die zehntägige Auszeit im Akutfall mit Lohnersatzleistung (Pflegeunterstützungsgeld). Die Kosten trägt die Pflegeversicherung. Das Bundesfamilienministerium schätzt die Mehrausgaben der Pflegeversicherung für das Pflegeunterstützungsgeld auf 94 Millionen Euro pro Jahr.