Die Ergo hat es nun ins Museum geschafft! Ob sich der Versicherer darüber freuen wird, ist eine andere Frage. Ausgerechnet die Budapester Incentive-Reise, Anlass für viel Kritik, Hohn und Spott, wird nun im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig präsentiert.

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Die Ausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel“ präsentiert rund 900 Objekte, die die Rolle des Sex in der deutschen Gesellschaft zeigen. Einige von ihnen zeigen Fotos und Dokumente von der Lustreise der früheren Ergo-Tochter „Hamburg Mannheimer“ in die Gellert Therme in Budapest. Prostituierte wurden während der Party mit farbigen Bändchen gekennzeichnet. Nach jedem Liebesdienst gab es einen Stempel auf den Unterarm. Der Sex war als Belohnung für gute Vertragsabschlüsse gedacht.

Die als Incentive-Reise deklarierte Lustreise sorgte damals für einen Skandal

Die Ergo-Versicherung bezeichnete die Sex-Reise später als „unsäglich und unentschuldbar“. Die Sex-Reisen des Versicherers hatten in Deutschland seinerzeit für einen Skandal gesorgt. Viele Medien präsentierten über Wochen hinweg immer neue schmutzige Details der Incentive-Tour. Unter den Schlagzeilen litt das Image der gesamten Versicherungsbranche.

Doch die Kuratoren der Ausstellung wollen nicht den Voyeurismus der Museumsbesucher bedienen. “Wir haben uns bei der Ausstellung für den Fall Ergo entschieden, um zu zeigen, dass Prostitution nicht nur in die Schmuddelecke der Gesellschaft gehört“, sagt Kornelia Lobmeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, gegenüber dem Handelsblatt. So würden auch seriöse Unternehmen ihren Mitarbeitern zur Belohnung Prostitierte zuführen, was viel über den Wandel der Sexualmoral verrate.

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Auch statistische Zahlen bestätigen den Wertewandel. Immerhin 14,3 Milliarden Euro geben die Bundesbürger jährlich für die Prostitution aus – dreimal mehr als für Fitness-Studios. 18 Prozent aller Männer besuchen regelmäßig eine Sexarbeiterin, wie Umfragen ergaben. Dennoch ist die Incentive-Reise der damaligen Hamburg-Mannheimer ein besonders geschmackloses Beispiel für bezahlten Sex. Das Handelsblatt zitiert aus einer Mitarbeiter-Zeitung, die nach dem Budapest-Trip erschien: „Ein Mordsspaß war es auf alle Fälle. Jedenfalls haben wir bis zu diesem Zeitpunkt noch niemanden gefunden, der dabei war und nicht sofort wieder loslegen wollte“.