Provizionsexzesse, unzureichende Beratung, verprasstes Geld: Mehmet Göker wurde mit seinem Vertrieb MEG zum Sinnbild dafür, was alles schief läuft in der Versicherungsbranche. Private Krankenversicherungen wurden im Rekordtempo am Telefon vermittelt, am Ende stornierten über 90 Prozent der Kunden den unpassenden Schutz. Doch die Gesellschaften schmissen der MEG ihr Geld hinterher und zahlten Provisionen, von denen „seriösere“ Vermittler nur träumen konnten.

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Mehmet Göker mehrfach angeklagt

Im Jahr 2012 hat die Staatsanwaltschaft Kassel erstmals Anklage wegen gemeinschaftlichen Betrugs erlassen, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Göker soll seinen Fuhrparkchef nicht direkt, sondern über seine Frau entlohnt haben. Der Mann hatte selbst ein Insolvenzverfahren am Hals, musste so aber sein Gehalt nicht pfänden lassen.

Im April 2013 folgt die nächste Klage wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Verrats von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen sowie wegen des Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz. Der Vorwurf: Göker habe sich 495.000 MEG-Datensätze beschafft und sie aus der Türkei heraus weiterverkauft. Die Datensätze hätten in die MEG-Konkursmasse gehört.

Ein Gerichtsverfahren gegen Mehmet Göker wird es in seiner Heimatstadt wohl dennoch nicht geben. Dies teilte der Sprecher des Landgerichtes Kassel, Dr. Jan Blumentritt, auf Anfrage der HNA mit. Zwei Gründe nannte der Jurist dafür: Zum einen habe sich Göker in die Türkei abgesetzt und so der deutschen Justiz entzogen, eine Auslieferungsvereinbarung mit dem Land gebe es nicht. Zum anderen verfüge das Landgericht Kassel derzeit über keinen Vorsitzenden Richter.

Gericht ist überlastet

Der bisherige Richter Wolf Winter sei befördert worden und ist nun Präsident des Kasseler Amtsgerichtes, die Stelle seitdem unbesetzt. „Wir hoffen, dass diese Vakanz in der Wirtschaftsstrafkammer in den nächsten Monaten behoben werden kann“, so Blumentritt. Allerdings sei die Kammer überlastet und habe auch jenseits von Göker viel zu tun. „Wir stecken darum keine Arbeitskraft in den Fall Göker.“

Die Kasseler Staatsanwaltschaft wollte diese Aussage nicht kommentieren. Es lägen Strafanzeigen vor, über deren Zulassung das Gericht entscheiden müsse. Allerdings ist Mehmet Göker bereits in einem früheren Verfahren rechtskräftig verurteilt wurden. 2008 wurde er wegen Steuerhinterziehung und Vorenthaltung von Arbeitsentgelten zu einer Geldstrafe von 210.000 Euro verpflichtet. Im September 2011 erhielt er wegen Untreue eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten.

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Aktuell arbeitet Mehmet Göker an einer Biographie und plant ein Comeback seines Finanzvertriebes MEG. Auch beim Abbau seiner Schulden macht er Fortschritte.