Rente - Bundesbürger unterschätzen Kapitalbedarf im Alter
Rente: Die Bundesbürger unterschätzen ihre Lebenserwartung und damit auch ihren Kapitalbedarf für das Alter. Wer 90 Jahre alt wird muss bis zum Eintritt ins Rentenalter 200.000 Euro mehr zusammengespart haben als jemand, der „nur“ 80 wird. Das will der Bundesverand der Ruhestandsplaner Deutschland (BDRD) errechnet haben.
Die Deutschen unterschätzen ihre Lebenserwartung! Experten gehen davon aus, dass 55 bis 70 Prozent der heutigen Bundesbürger mindestens 90 Jahre alt werden. Laut einer Umfrage der Ergo rechnen jedoch nur 20 Prozent mit einem derart hohen Lebensalter. Die meisten glauben, dass spätestens mit 80 Jahren Schluss ist.
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Die steigende Lebenserwartung hat aber Auswirkungen auf die Ruhestandsplanung. De facto müssten die Deutschen einen weit höheren Betrag ansparen, wenn sie ein sorgenfreies Leben bis ins hohe Alter genießen wollen, behauptet der private Bundesverband für Ruhestandsplaner Deutschland anhand einer Modellrechnung.
958 Euro Ersparnis nötig, um Lebensstandard zu halten
Laut dem Rechenbeispiel müsste ein heute Vierzigjähriger, der zeitlebens das Durchschnittsentgelt von derzeit 1.866 Euro netto verdient, bei einer Renditeerwartung von jährlich fünf Prozent monatlich 588 Euro zurücklegen, wenn er erwartet, 80 Jahre alt zu werden und solange seinen Lebensstandard halten möchte. Bei Renteneintritt im Alter von 67 Jahren hätte er dann 395.171 Euro gespart. Geht er jedoch davon aus, 90 Jahre alt zu werden, müsste er im Monat 958 Euro ansparen, um im Alter nicht verzichten zu müssen. Angesichts seines zehn Jahre längeren Ruhestands bräuchte er insgesamt 643.872 Euro. „Gemessen am Einkommen ist das eine unrealistisch hohe Sparrate“, sagt Peter Härtl, Präsident des BDRD.
Deshalb sei es wichtig, frühzeitig mit der Ruhestandsplanung zu beginnen. Zum Vergleich: Ein heute Zwanzigjähriger müsste unter den gleichen Voraussetzungen monatlich nur 180 Euro beziehungsweise 267 Euro ansparen. Er benötige bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren 736.766 Euro und bei 90 Jahren 1.089.715 Euro. „Wer die frühzeitige Vorsorge verpasst hat, kann den Rückstand nur noch mit rendite- aber auch risikoreicheren Anlagen aufholen“, erklärt Peter Härtling.
Welche Risiken muss ich eingehen, um Sparziel zu erreichen?
Setzt der heute Vierzigjährige in seiner Ruhestandsplanung eine Rendite von sieben Prozent pro Jahr voraus, müsste er bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren monatlich nur noch 429 Euro zurücklegen; bei 90 Jahren wären es 698 Euro. Und bei einer erwarteten Rendite von acht Prozent müsste er 364 beziehungsweise 592 Euro ansparen.
„Solche Renditen sind auch heute möglich“, meint Peter Härtling: Als Beispiel nennt er den DAX, der 1988 mit 1.000 Punkten startete und heute bei über 10.000 Punkten steht. Das entspricht einer Rendite von 9,33 Prozent pro Jahr, rechnet Härtling vor. „Damit stellt sich vor allem die Frage: Welche individuell notwendige Rendite muss ich erzielen um mein Ziel zu erreichen? Oder anders: Welche Risiken muss ich eingehen, um mein Ziel zu erreichen?“
Auch Inflation einrechnen
Hier sei auch die Inflation einzurechnen, die weiter anhalten werde. Erwarte ein heute Fünfzigjähriger, 90 Jahre alt zu werden und somit 28 Rentenjahre zu erleben, muss er bis zum Rentenbeginn im Jahr 2031 für seinen Ruhestand 482.837 angespart haben. Ein heute Zwanzigjähriger mit der gleichen Lebenserwartung bräuchte für den sorgenfreien Lebensabend 1.089.715 Euro.
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„Auch wenn es im Moment nicht so scheint, die Inflation mindert weiterhin die Kaufkraft“,mahnt der BDRD-Präsident. „Ein Laib Brot kostet heute etwa 3,40 Euro, vor 20 Jahren waren es umgerechnet 1,45 Euro“, rechnet Härtling vor. Und auch beim Preis einer Kilowattstunde Strom mache sich der Preisanstieg deutlich bemerkbar. Der Preis ist von umgerechnet 0,12 Euro im Jahr 1984 auf 0,30 Euro angestiegen. „Das sind Güter, die aber jeder von uns braucht – auch im Alter.“ Folglich lege man bei der eigenen Altersvorsorge-Beratung ein Lebensalter von 95 Jahren zugrunde.