VDVM-Vorstand Jenssen: Fortschreitende Regulierung nicht Schuld am Nachwuchsmangel
Versicherung: Warum hat die Versicherungsbranche ein Nachwuchsproblem? An der fortschreitenden Regulierung liegt das nicht, erklärt Dr. Hans Georg Jenssen, Vorstand des Verbands Deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM). Im Gegenteil: Der Begriff der Versicherungsvermittlung habe durch die Regulierung an nachprüfbarer Qualität gewonnen.
Der Versicherungsbranche wächst schon so manches graue Haar. Laut einer Umfrage der bbg Betriebsberatungs GmbH von Mai 2012 liegt das Durchschnittsalter der Makler bei über 50 Jahren. Auch Versicherungsvertreter zählen mit im Schnitt ca. 49 Jahren eher zu den Junggebliebenen, wie eine Befragung des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) ergab. Auch wenn die Vermittler viel Erfahrung in die Waagschale werfen können – die Branche hat ein Nachwuchsproblem.
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Weniger qualifiziertes Fachpersonal
Warum aber entscheiden sich so viele junge Menschen gegen eine Tätigkeit als Versicherungsvermittler? Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand des Verbands Deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM), sieht die demografische Entwicklung und das schlechte Image der Branche als Hauptgründe. „Es ist völlig klar, dass die Versicherungswirtschaft und insbesondere die Versicherungsvermittlung unter dem angeschlagenen Image massiv leiden“, sagte Jenssen in einem Interview mit Cash Online. Vor allem arbeitsteilige Versicherungsmakler mit mehreren Mitarbeitern könnten schon bald Probleme haben, qualifiziertes Fachpersonal zu finden.
Kein Grund für die Nachwuchsprobleme sieht Jenssen hingegen in der steigenden Regulierung, etwa durch neue Qualifizierungsanforderungen. „Die fortschreitende Regulierung wirkt sich nicht negativ auf die Nachwuchsfrage aus, weil der Begriff der Versicherungsvermittlung erst durch die Regulierung an nachprüfbarer Qualität gewonnen hat“, erklärt Jenssen im Interview mit Cash Online. Die Regulierung werde vielmehr dafür sorgen, dass die Konturen der Tätigkeit im Versicherungsbereich noch einmal geschärft werden. Dies könne nur von Vorteil sein.
Mehr Versicherungswissen in der Schule
Wie sehr die Branche unter einem Negativ-Image leidet, zeigt eine repräsentative Umfrage des Deutschen Beamtenbundes. Demnach sprechen lediglich 12 Prozent der Bundesbürger Versicherungsvermittlern ein hohes Ansehen zu. Im Vergleich dazu stehen Feuerwehrmänner (94 Prozent), Ärzte (88 Prozent) oder Krankenpfleger (89 Prozent) mit einem überdurchschnittlich hohem Ansehen da. Selbst Steuerbeamte (32 Prozent) und Politiker (21 Prozent) stehen im Ranking weit vor der Vermittlerschaft.
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Doch was kann getan werden, um mehr Vertrauen zu stiften? Die beste Lösung für einen Beruf komme von den Berufsträgern selbst, argumentiert Jenssen im Cash-Online-Gespräch. Bereits im Schulunterricht sollen Versicherungslösungen stärker Thema werden. Dies könne etwa über gut gemachte Schülerpraktika funktionieren. „Würde jeder zugelassene Vermittler im Jahr nur einen Schülerpraktikanten aufnehmen und ihm eine spannende und interessante Zeit im Versicherungsunternehmen ermöglichen, hätten wir rund 250.000 Transporteure einer guten Botschaft über den Beruf des Versicherungsvermittlers im Jahr“, so Jenssen.