Sparbuch - Nicht länger die Liebe der Deutschen?
Das Sparbuch gilt als die meist genutzte Sparvariante. Doch damit auch als beliebteste? Sparbuch und Tagesgeld verlieren an Attraktivität, so eine aktuelle Studie des Martkforschers GfK-Nürnberg e.V.
Nur jeder zehnte Deutsche hält das Sparbuch für eine attraktive Geldanlage, zeigt die GfK-Untersuchung Investmentbarometer 2015. Auch das Tagesgeldkonto sei eine weniger attraktive Anlageform. Beide hätten seit 2011 14 Prozentpunkte an Beliebtheit eingebüßt. Während damals noch jeder Dritte Tagesgeld als attraktive Anlageform nannte, sagte dies in der aktuellen Umfrage nur noch knapp jeder Fünfte (19 Prozent). Das Sparbuch hielten 2011 24 Prozent der deutschen Privatanleger für attraktiv, heute liegt dieser Wert bei nur noch 10 Prozent. Knapp 70 Prozent aller Deutschen hält das Sparbuch für unattraktiv, davon urteilen 50 Prozent mit „völlig unattraktiv“.
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Fakt ist jedoch, noch immer haben 43 Prozent der Befragten ihr Geld auf dem Sparbuch. Auf die Unattraktivität des Produktes hat zudem kaum jemand mit praktischen Konsequenzen reagiert. So hat das Sparbuch bei den deutschen Sparern gegenüber 2011 tatsächlich nur leicht verloren: Der Wert derer, die angeben derzeit Geld auf dem Sparbuch geparkt zu haben, ist im Vergleich zu vor drei Jahren nur um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Andere Umfragen zeigen weiterhin, dass es trotz der geringen Renditen bei 51 Prozent der Deutschen die beliebteste Anlageform bleibt.
BDRD: Deutsche Anleger wachen endlich auf
Tatsächlich rentabel sei das Sparbuch nie gewesen, meint der Bundesverband der Ruhestandsplaner Deutschland (BDRD). So hätten auch in Zeiten höherer Zinsen andere Anlageformen bessere Sparergebnisse erzielt. „Die deutschen Anleger wachen endlich auf und erkennen, wie wenig sie bei vielen Anlageformen für ihr Erspartes bekommen“, meint BDRD-Präsident Peter Härtling.
Berechnungen des BDRD ergaben, dass Sparer in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 0,8 Prozent Rendite erhielten, wenn sie ihr Geld auf dem Sparbuch anlegten. Das Tagesgeld brachte im gleichen Zeitraum eine durchschnittliche Rendite von 1,64 Prozent; beim Festgeld konnten Anleger mit durchschnittlich 1,41 Prozent rechnen.
Ein offensives Portfolio hätte mit einer aktiv betreuten Vermögensverwaltung nach Berechnungen des BDRD während der vergangenen zehn Jahre durchschnittlich zwölf Prozent erwirtschaftet. „Hätte 2005 ein damals 25-Jähriger jeden Monat 100 Euro angelegt, hätte er mit dem offensiven Portfolio dank Zins und Zinseszins heute 22.119 Euro vor Gebühren“, rechnet Peter Härtling vor. „Dabei wäre das Geld sogar jederzeit verfügbar gewesen.“ Auf dem Sparbuch hätte der junge Sparer dagegen am Ende nur 12.485,90 Euro gehabt. „Zum Vermögensaufbau war das Sparbuch nie geeignet“, schlussfolgert BDRD-Präsident Peter Härtling.
Geldanlage – Hauptsache sicher?
Generell setzen deutsche Sparer vor allem auf Sicherheit. Das zeigt sich nicht nur daran, dass viele nach wie vor ein Sparbuch besitzen. Auch bei weiteren Anlageprodukten wird auf Sicherheit gesetzt, so die Gfk-Studie: Am ansprechendsten erscheint es, Geld in die eigenen vier Wände zu investieren. Drei von vier Befragten bewerten Investitionen in Privateigentum als attraktive oder sehr attraktive Anlageform. 41 Prozent der Befragten bewerten die betriebliche Altersvorsorge, 36 Prozent den Bausparvertrag und 32 Prozent Gold als attraktive Anlageform.
Die Deutschen zeigen sich insgesamt risikoscheu, aber Aktien und Investmentfonds konnten im Vergleich zum Jahr 2011 doch ein Attraktivitätsplus verbuchen: Während damals gerade einmal 8 Prozent eine Investition in Aktien als attraktiv empfanden, sind dieser Ansicht heute immerhin 17 Prozent. Auch die Fonds können mit ebenfalls 17 Prozent ein kleines Plus von drei Prozentpunkten gegenüber 2011 verzeichnen.
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Das Investmentbarometer des GfK Vereins liefert alle zwei Jahre Daten zum Verhalten von Privatanlegern in Europa und den USA.