Der Präsident des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes Fahrenschon spricht die Überforderungen an, die sich für Bankmitarbeiter in Folge angeblich unverständlicher und unnötiger gesetzlicher Regulierungen und komplizierter Bestimmungen in der jüngsten Zeit ergeben hätten. Er bezeichnet Kreditinstitute in der Folge als Regelvollzugsapparate, in denen es größte Anstrengungen koste, den Kunden im Blick zu behalten. Der Markt habe weiterhin vor der Regulierung zu stehen, so Fahrenschon. Aber trotz der angeblichen „Gängelung“ durch den Gesetzgeber sei es der Sparkassen-Finanzgruppe im vergangenem Jahr gelungen, eine erfolgreiche Bilanz abzuliefern.

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Treue Kunden - auch in Zeiten des Niedrigzins

Die Kunden der Sparkasse, Privatkunden wie Firmenkunden, haben der Bank auch in einer Zeit absoluter Niedrigzinsen die Treue gehalten, so stellt Fahrenschon mit Stolz fest. Dabei seien sowohl der Einlagenbestand als auch der Kreditbestand seit 2014 spürbar gestiegen. Die Sparkassen hätten das Vertrauen ihrer Kunden sicher. Und sie wollen es noch stärken, indem sie der Entwicklung einer Immobilienblase entgegen wirken, durch Investitionen in den gewerblichen und privaten Wohnungsbau - auf, so betont Fahrenschon, durchweg solider Grundlage. Bei den Firmenkunden beobachten die Sparkassen eine besondere Stabilität, dort seien die Kreditabschreibungen auf einem historisch niedrigen Niveau.

Herausforderungen in vier Geschäftsfeldern

Fahrenschon unterstreicht die Herausforderungen in den folgenden vier Geschäftsfeldern:

1.) Ein immer höherer Anteil der Einlagen wird hoch liquide gehalten.

2.) Viele Kunden misstrauen dem Wertpapiergeschäft noch immer und nutzen deshalb die dort liegenden Chancen zu wenig.

3.) Trotz hoher Neukreditvolumina wächst der Kreditbestand wegen sehr hohen Tilgungsvolumina nur sehr langsam.

4.) Zu hohe Anteile der durch Kredite ermöglichten Investitionen fließen noch in reine Ersatzbeschaffungen, nicht aber in eigentlich notwendige Innovationen und Erweiterungen.

Nein zum Risiko - Ja zu Reserven

Das Betriebsergebnis der Sparkassen wird, aufgrund der Vorsicht der Kasse gegenüber kurzfristigen Reizen und übermäßigen Risiken, vor und nach der Bewertung kaum schlechter dastehen als im Jahr 2013, so Fahrenschon. Aufgrund umfangreicher Vorsorgereserven und einem sehr guten Jahresergebnis konnte die wirtschaftliche Substanz der Sparkassen deutlich gestärkt werden: Die Vorsorge für wirtschaftliche unsichere Zeiten soll dadurch gesichert werden. Denn mit schwierigen Jahren sei in absehbarer Zeit zu rechnen, und genau dies täten die Sparkassen. Mit den in den letzten Jahren sowie mit den 2014 erneut gebildeten Substanzreserven seien die Herausforderungen aber gut zu bewältigen.

Menschliche Nähe im Mittelpunkt des neuen Modell

Die Sparkassen haben sich zudem auf die Fahnen geschrieben, sich von anderen Banken zu unterscheiden. Die Geschäftsstrategie verfolge fortan einen Paradigmenwechsel: Kundenbindung, Kundenzufriedenheit und die Steigerung der Bereitschaft der Kunden zur Weiterempfehlung. Menschliche Nähe soll dabei im Mittelpunkt der Strategie stehen. Mit persönlichen Beratern und Servicemitarbeitern wollen sich die Sparkassen deutlich von Online-Banken abgrenzen sowie die Abkehr von der Geschäftsstrategie von 2002, in deren Zentrum die Eigenkapitalrendite stand, anzeigen.

Geschäftsstellen sollen bleiben, aber weniger werden

Natürlich hätten die Sparkassen auch den Wunsch der Kunden nach Online-Angeboten für die alltäglichen Bankgeschäfte, wie Überweisungen oder Daueraufträge, für deren Ausführung ein persönlicher Berater nicht zwingend ist, erkannt. Die Sparkassen App im vergangenen Jahr beispielsweise hatte über 750 Millionen Kundenkontakte. Die Geschäftsstellen als Ort der intensiven Beratung sollen aber bleiben. Alles in allem muss ihre Anzahl allerdings sinken, da sehr kleine Filialeinheiten mit größeren zusammengefasst werden würden.

Entschlackung der Produktvielfalt

Zudem stünde eine deutliche „Entschlackung der Produktvielfalt“ an sowie die Anpassung der Beratungskonzeption auf die Breite der Kunden, also auch jene, mit denen nicht jeden Tag riesige Finanzgeschäfte abgewickelt werden könnten.

Zahlungsverkehr - Payment Feld zurück erobern

Ein weiteres Handlungsfeld der Sparkassen ist der Payment-Bereich. Sparkassen und Landesbanken sind die wichtigsten Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen in Europa. Doch da die Branche diesen Bereich bisher etwas nachrangig behandelt hatte, drangen hier unseriöse Unternehmen in Datensphären und Kundenbeziehungen ein. Diese Entwicklung wollen die Sparkassen nun dringend umlenken, und das Business selbst in die Hand nehmen und gestalten. Hier ist die NFC-Technik auf den Sparkassenkarten ein erster Schritt in die Richtung der Kunden. Weitere Innovationen im Bereich Zahlungen in Online-Shops sowie Hard- und Software Lösungen für Händler sind ebenfalls geplant.

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Damit haben sich die Sparkassen einiges vorgenommen. Aber: " Sparkassen und Landesbanken können sich [...] nicht mit Klagen über Regulierungen aufhalten. Sie müssen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und unternehmerisch auf die Herausforderungen reagieren."

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