Rente: Wirtschaft hält Rente mit 63 für unfinanzierbar
Rente - Die deutsche Wirtschaft rechnet mit immensen Mehrkosten bei der Rente mit 63. Bislang übertreffe die Nachfrage die Erwartungen bei weitem. Dies bedeute ein enormes Kostenrisiko, sagt Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück forderte sogar eine zeitlich begrenzte Aussetzung der Rente mit 63 sowie der Mütterrente.
Zur Finanzierung der Rente mit 63 müssten sowohl Beitragszahler als auch die Unternehmen auf Jahre hin Milliardenbeträge aufbringen. Bis zum Jahr 2030 könnten dies insgesamt fast 50 Milliarden Euro sein. Diese Zahl hält Arbeitsministerin Andrea Nahles indes für übertrieben.
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Arbeitsministerin Nahles widerspricht den Zahlen
Seit Einführung der Rente mit 63 im Juli des vergangenen Jahres haben laut Bild-Zeitung 255.000 Beschäftigte bei der Rentenversicherung einen Antrag auf vorzeitigen Ruhestand nach 45 Beitragsjahren gestellt. Allein im Februar seien es 23.000 gewesen. "Die ersten Zahlen zum Jahresanfang zeigen: Die Rente mit 63 wird mehr genutzt als die Politik angenommen hat", sagte Dercks dem Blatt.
Diesen Zahlen widerspricht allerdings das Arbeitsministerium. Arbeitsministerin Nahles habe für 2014 mit 240.000 Anträgen gerechnet, tatsächlich wurden bis Ende Dezember aber nur 206.000 Anträge gestellt. Für 2015 ließe sich derzeit noch keine zuverlässige Prognose abgeben. Frühestens zur Jahresmitte, wenn man die Renteneintritte für 2014 kennt, werde dies der Fall sein.
Steinbrück fordert Aussetzung der Rente mit 63 und der Mütterrente
Erst am Wochenende hat der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Spiegel gefordert, die Rente mit 63 sowie die Mütterrente für zwei Jahre auszusetzen. Kritiker führen an, dass die Regelung in erster Linie von gutausgebildeten Männern mit einem hohen Rentenanspruch genutzt werde. Dies benachteilige Frauen, die in der Regel nicht auf 45 Beitragsjahre kommen.
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Darüber hinaus verschärfe die Rente mit 63 den Fachkräftemangel. Außerdem weicht die Neuregelung die Rentenpolitik der vergangenen Jahre auf, nämlich im Hinblick auf den demografischen Wandel, die Lebensarbeitszeit zu verlängern statt zu verkürzen.