"Keine Sorge, Volksfürsorge": Versprechen gilt nicht mehr
Stellenabbau bei Generali: 130 Mitarbeiter werden in Hamburg freigestellt. Die niedrigen Zinsen und die Vorgaben vom Gesetzgeber verlangen der Branche einige schwerwiegende Konzessionen ab. Die Marke Volksfürsorge verschwindet endgültig vom Markt und der Versicherungsstandort im hohen Norden schwächelt zunehmend. Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2017.
In Hamburg wurde sie gegründet und in Hamburg erlebt sie ihren Niedergang. „Keine Sorge, Volksfürsorge" kennt wirklich jeder, aber gehört hat man es lange nicht mehr, seit dem die Volksfürsorge zuletzt nur noch eine Vertriebsgesellschaft der Generali war und deren Produkte vertrieb. Die Volksfürsorge gehörte zu den fünf erfolgreichsten Lebensversicherungen in Deutschland und betreute sechs Millionen Kunden. Zuletzt betreuten Volksfürsorge-Vertreter zwar noch ihre Kunden, gaben aber Policen mit dem Generali-Logo aus.
Anzeige
Verlagerung von Stellen von Hamburg nach München
Zu Beginn des aktuellen Jahres wurde die Vertriebsgesellschaft dann vollständig in die Generali integriert und die Frage, wie es mit den involvierten Beschäftigten in Hamburg weitergehen wird, war damit auch entschieden. "Von den 200 Arbeitsplätzen der Volksfürsorge Vertriebsgesellschaft werden 70 in Hamburg verbleiben und der Rest nach München verlagert, weil dort der Innendienst konzentriert wird", sagt Bernd Felske, Vertriebsvorstand der Generali, gegenüber Welt Online. Der Versicherungsstandort Hamburg verliert damit 130 Mitarbeiter. Und Hans-Jürgen Klempau von der Gewerkschaft Ver.di findet, dass "diese Entwicklung nicht ungewöhnlich und der Zentralisierung der Branche geschuldet (ist)".
Auch andere Versicherungen bauen Stellen ab
Auch bei anderen Versicherungen in der Hansestadt wie Basler, Ergo und Signal-Iduna gibt es ähnliche Entwicklungen. "Hamburg verliert in der Versicherungswirtschaft jährlich 500 bis 750 Arbeitsplätze", bilanziert Klempau.
Die Transformation der 130 Volksfürsorge-Arbeitsplätze nach München wird sich in einem Zeitfenster von zweieinhalb Jahren abspielen. "So können sich Mitarbeiter, die nicht nach München wechseln wollen für frei werdende Stellen in Hamburg bewerben und werden dabei auch bevorzugt", sagt Felske. Und 25 Mitarbeiter hätten ihre Zustimmung für einen Wechsel nach München bereit erklärt.
"Die gesamte Branche steht vor großen Herausforderungen", sagt Felske. "Der Gesetzgeber hat den Versicherern Vorgaben gemacht, ihre Abschlusskosten zu senken. Außerdem ist die Rendite von klassischen Altersvorsorgeprodukten wegen der niedrigen Zinsen unter Druck geraten." Wegen der sinkenden Renditen ist der Fokus innerbetrieblich immer stärker auf die Kosten gerichtet. "In einem solchen Umfeld müssen wir handeln", sagt Felske. Ziel sei es, Strukturen und Prozesse zu vereinfachen, Synergien zu bündeln und Doppelarbeiten zu vermeiden, das heißt im Grunde genommen nichts anderes, als Stellen abzubauen.
Zahl der Agenturen wird verkleinert
"Mit der Integration der Volksfürsorge Vertriebsgesellschaft in die Generali wollen wir bis 2020 rund 50 Millionen Euro einsparen." Auch die Zahl der Agenturen, von denen Kunden aus betreut werden, verkleinert sich von 5000 auf 4500.
Der Vertriebsvorstand erklärt: "Beim Vertrieb setzen wir auf die Agenturen, unabhängige Makler, Finanzvertriebe, Genossenschaftsbanken und das Internet". Die Information wird damit out gesourct, für den Abschluss komplexer Versicherungen soll der persönliche Kontakt zum Kunden aber gehalten werden.
Anzeige
Trotz aller Maßnahmen sagt Feske aber: "Hamburg bleibt mit 1800 Beschäftigten ein wichtiger Standort für uns". Hier ist auch der Sitz des Bereichsvorstands West, der rund 2300 Agenturen betreut. Felske: "Bis Mitte 2017 sind keine betriebsbedingten Kündigungen notwendig.", wie Welt-Online berichtet.