Früher reichte die gesetzliche Rente zum Leben im Alter aus. „Heute zieht sich der Staat aus verschiedenen Gründen mehr und mehr zurück und private Vorsorgemaßnahmen werden notwendig“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung IGB. Die Expertin weiß jedoch: Mit der richtigen Strategie fürs Alter lässt sich ein Stück Sicherheit wahren, später nicht in Abhängigkeit des Staates oder der eigenen Kinder zu geraten. Winkler erklärt, wie jeder seine eigene Vorsorgestrategie entwickelt und welche Möglichkeiten es für eine Aufstockung der Rente gibt.

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Zentrale Fragen für Altersvorsorge klären

Laut Winkler sind im Alter drei zentrale Fragen von Bedeutung:

  • 1.) Welche persönlichen Risiken muss ich kalkulieren? „Mit dieser Frage lassen sich die Rahmenbedingungen für die Zeit bis zum Rentenalter und darüber hinaus klären, um die Existenz im Fall einer Berufsunfähigkeit bei Erkrankungen oder Unfall zu sichern“, sagt die Expertin. Vor allem die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich. Im Jahr 2030 rechnet das Statistische Bundesamt mit rund 3,4 Millionen Pflegefällen in Deutschland.

  • 2.) Wie schaffe ich es, dass mein Vermögen oder meine Arbeitskraft ausreicht und ich für mich in jeder Situation sorgen kann? Hier spielen folgende Fragen eine Rolle: Wer pflegt mich im Alter, nach Unfall oder bei Krankheit? Wie lässt sich die Versorgung im Alter oder bei Berufsunfähigkeit sichern? Und kann ich damit das Vermögen und mein Haus halten?

  • 3.) Wie schütze ich das erarbeitete Vermögen für nachfolgende Generationen bzw. wie baue ich es auf? „Beim Vermögensschutz geht es um weit mehr als die Absicherung von Gegenständen“, sagt Winkler. Bedacht werden sollte auch, dass Kinder Unterhalt für die Eltern zahlen müssen oder das Lebenswerk aufgebraucht wird. „Wer Lösungen für obige Fragestellungen findet, kann auch abschätzen, wie sich Krankheit und Pflege auf das Vermögen auswirken.“

Rente: Einnahmen versus Rentenausgaben

Winkler empfiehlt, bei der Kalkulation der eigenen Rente eine Aufstellung aller Einnahmen und Ausgaben anzufertigen. Für die Einnahmen im Alter nennt sie acht mögliche Punkte:

  • 1. Gesetzliche Rente: Bekommt jeder ausgezahlt, je nachdem, wie viele Rentenpunkte im Laufe des Arbeitslebens gesammelt wurden.
  • 2. Betriebliche Rente: Hier gibt es Möglichkeiten der Gehaltsumwandlung, vermögenswirksame Leistungen oder eine Minijobrente.
  • 3. Riester/Rürup: Während sich Riester vor allem für Frauen und junge Mütter eignet, ist Rürup für Selbstständige empfehlenswert.
  • 4. Private Renten- und Lebensversicherungen: Unabdingbar, da ohne zusätzliche private Vorsorge künftig nur noch wenige ihren Lebensstandard im Alter beibehalten können.
  • 5. Mieteinnahmen: Wer Einnahmen aus Vermietungen bezieht, stockt damit zusätzlich seine Einnahmen im Alter auf. Zu beachten ist jedoch: Auch bei vermieteten Objekten entstehen Kosten, etwa für die Instandhaltung.
  • 6. Zinsen und Dividenden aus Geldanlagen: Geld, welches langfristig angelegt ist, wirft Zinsen ab. Daher empfiehlt sich, das eigene Vermögen nicht auf Tagesgeldkonten zu lagern, wo es nur wenige bis gar keine Zinsen gibt.
  • 7. Verrentung von Kapital: Prinzipiell gilt: Pro 100.000 Euro Anlage bekommt man rund 350 Euro Rente.
  • 8. Noch ausstehende Erbauszahlungen: Möglicherweise stehen Auszahlungen an, die ebenfalls für die Aufstockung der eigenen Rente verwendet werden können.

Dagegen stehen die Ausgaben im Alter, also alle monatlichen Kosten inklusive Urlaub und Versicherungen, Miete, Lebensmittel, Hygieneartikel, Wasser und Strom. Im Falle der Pflegebedürftigkeit nehmen die Kosten eines Pflegeheims den größten Posten unter den monatlichen Ausgaben ein. Rund 3000 Euro pro Monat sind nicht unüblich. Winkler weiß: „Fünf Jahre Pflege kosten rund 100.000 Euro. Wer nicht rechtzeitig vorgesorgt hat, gerät schnell in finanzielle Schwierigkeiten.“

Daher gilt: Alle Einnahmen und Ausgaben gegeneinanderstellen – am besten in einer Tabelle. So lässt sich ablesen, ob fehlende Beträge entstehen. Experten sprechen von der sogenannten Versorgungslücke.

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Was passiert, wenn eine Versorgungslücke entsteht?

Winkler empfiehlt: „Um im Alter nicht auf den gewohnten Lebensstandard verzichten zu müssen, kann die Versorgungslücke mit Risikoversicherungen im Bereich Erwerbsunfähigkeit und Pflege abgedeckt werden.“ Ein Vorsorgeberater helfe, eine individuelle Lösung zu finden. Vorsicht sei dagegen bei allgemeingültigen Empfehlungen geboten. „Denn jeder hat eine andere Lebenssituation, verschiedene Bedürfnisse und Grundvoraussetzungen. Berater und Makler, die ein allgemeingültiges Allheilmittel versprechen, zeugen nicht gerade von Seriosität.“

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