Aus der Luft können nun hochauflösende Bilder von betroffenen Gebäuden und Landstrichen gemacht werden, die von Hurricans, Schneestürmen oder Erdbeben heimgesucht wurden. Allerdings dürfen die Versicherungs-Gesellschaften ihre Drohnen nur zum Einsatz bringen, wenn die Besitzer der überflogenen Grundstücke damit einverstanden sind. In der Nähe von Städten oder Flughäfen sind Drohnen außerdem tabu.

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Drohnen erleichtern Arbeit von Schadens-Inspektoren

Durch diese Limitierungen wird der praktische Nutzen der Drohnen-Flüge gemindert. Der Antrag der Versicherer für die Nutzung fliegender Schadensermittler ist kein Marketing-Gag. Denn den Versicherern gestattet das neue Werkzeug, unmittelbar nach großen Schadens-Ereignissen Gebiete von der Luft aus zu überblicken, während sie den Schadeninspektoren der Versicherer noch längst nicht zugänglich sind. Auch bei Gebäuden lässt sich mit einer Drohne beispielsweise nach einem Sturm der Schaden am Dach feststellen, wenn das betroffene Haus wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden darf.

Damit ist ein ernsthaftes Problem gerade für US-Versicherer gelöst. Denn für sie ist eine zügige Schadenabwicklung nach Katastrophen entscheidend. Sobald sich die Abwicklung als langwierig entpuppt, bewirken die Scharen von Anwälten, die den Anspruchsstellern ihre Dienste anbieten, dass es für Versicherer erheblich kostspieliger wird. Darum ist es in den USA nicht unüblich, wenn Gesellschaften nach Hurrikans Schadenregulierer mit Koffern voller Bargeld und Scheckheften in betroffene Gebiete entsenden und versicherten Handwerksbetrieben, Autohändlern oder Hausbesitzern eine Sofortzahlung anbieten. So hat dann beispielsweise der Autohändler die Wahl, entweder sofort 150 000 Dollar für seine zwanzig ramponierten Gebrauchtwagen in bar zu erhalten - oder nach Einschaltung eines Anwalts ewig, allerdings möglicherweise auf eine wesentlich höhere Summe, zu warten.

Schon heute lässt sich mit Hilfe von Satellitenbildern Ernteausfall kalkulieren

Je schneller und umfangreicher der Versicherer also an Daten kommt, umso schneller lässt sich die Schadenbearbeitung an. Und hierfür sind die Drohnen nützlich. "Wir wollen eine bessere, schnellere und sichere Risiko- und Schadenabschätzung für unsere Kunden", sagt AIG-Schadenchef Eric Martinez. Die Gesellschaft von Martinez hat den Einsatz von Drohnen in Neuseeland ausführlich getestet. Nun habe man die Expertise, sie auch in den USA und anderen Ländern einzusetzen. Speziell für alle Industrieversicherer wird der Einsatz von Drohnen bedeutsam sein. Als im Jahr 2011 gewaltige Fluten in Thailand große Elektronikfabriken lahmlegten, nutzten auch Tausende Tiere aus den Krokodilfarmen des Landes die Gunst der Stunde und begaben sich in die nicht umzäunten Bereiche des Landes. Dort erschreckten sie die Anwohner und machten die Gebiete unsicher und unzugänglich. So trauten sich auch die Schadensermittler erst verspätet in die Nähe der geschädigten Elektronikwerke. Dank der Drohne bedarf es nicht länger des Heldenmutes, sie macht den Beruf des Versicherungs-Angestellten sicherer und noch weniger aufregend.

Europäische Raumfahrtagentur paktiert mit Allianz: Testprogramm für Luftbilder

Die Nutzung der von Flugobjekten aufgenommenen Luftbilder wird in der Versicherungswirtschaft immer populärer - nicht nur jene, die von Drohnen geliefert werden. Die Allianz hat 2012 ein Testprogramm zusammen mit der Europäischen Raumfahrtagentur aufgenommen. Mit Hilfe von speziellen Radarsystemen in Satelliten kann der Versicherer so die Entwicklung der Reisernte in asiatischen Märkten verfolgen, in denen er Landwirten Mikropolicen gegen einen möglichen Ernteausfall verkauft. Mit Hilfe der Satellitenbilder kann das Unternehmen dann einschätzen, wie stark ein Naturereignis eine Ernte geschädigt oder beeinflusst hat. Darum werden bereits auch in der Ernteausfallversicherung in den USA Satelliten- und Luftbilder verwendet.

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Die Auflagen, welche die US-Luftfahrtaufsicht für die Drohnennutzung angeführt hat, zeigen, dass Bedenken um den Schutz der Privatsphäre dann und wann auch in den USA aufkeimen. Der Versicherer State Farm proklamierte darum werbewirksam, dass die Privatsphäre der Kunden zu den "wichtigsten Prioritäten" gehöre. Auch USAA versicherte, die Gesellschaft werde die nötigen Schritte für höchstmögliche Datensicherheit ergreifen. Allerdings unterscheiden sich die Daten, die die Drohnen ermitteln, nur graduell von dem, was heute in Satellitenkarten ohnehin verwendet wird. Der Unterschied: Drohnen liefern die Bilder gezielt und unmittelbar nach einer Katastrophe.

Süddeutsche Zeitung