Digitalisierung: Das statische Versicherungsgeschäft wird dynamisch
Digitalisierung steht bei Allianz oder Generali aber auch anderen Versicherern oben auf der Tagesordnung. Dabei lässt sich eine Grundtendenz erkennen: Das klassische, statische Versicherungsgeschäft unterliegt einem Wandel. Es wird dynamisch, mobil, individuell. Christian Gensch (NTT DATA) erläutert in einem Gastbeitrag, was auf die Versicherungslandschaft zukommt.
Vielfältige Treiber werden das Versicherungsgeschäft der Zukunft prägen, wie die Social Media Nutzung der Kunden und die damit verbundene Erwartung an Reaktionszeiten und bequemen Service, aber auch Portale wie Friendsurance, der Bereich Telematik oder das „Internet of Things“, Stichwort: Wearables. Die Auswirkung: Das bisher statische Versicherungsgeschäft wird dynamisch.
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Grundsätzlich erfordern diese Impulse eine flexible und skalierbare Versicherungs-IT. Dies kann ein HOST – auf dem noch viele Versicherungen arbeiten – nicht mehr leisten. CIOs müssen heutzutage mehr Geld investieren, um parallel zur „alten“ IT eine neue serviceorientierte IT aufzubauen.
Digitaler Wandel in der Kfz-Versicherung
Die Treiber wirken sehr unterschiedlich auf die einzelnen Sparten. In der Kfz-Versicherung zeigt sich der Wandel des statischen in ein dynamisches Versicherungsgeschäft besonders: Bisher hat sich der Versicherungsnehmer maximal einmal im Jahr mit seinem Tarif beschäftigt und gegebenenfalls mit der Versicherung intensiver kommuniziert – Schadenfälle ausgenommen. Inzwischen ist durch das Internet und Vergleichsportale eine hohe Markttransparenz entstanden. Damit steigt auch der Wettbewerb unter den einzelnen Kfz-Versicherern stark. Ebenso sorgt die Telematik für Wandel in der Kfz-Versicherung, man denke an das „pay as you drive“-Modell aus Großbritannien.
Automobilanbieter sammeln bereits sehr viele Fahrdaten, um beispielsweise durch eine Datenanalyse das Fahrzeug zu verbessern, sie können aber auch weitere Services anbieten: Bald wird ein Lenkrad auch aktuelle Gesundheitsdaten aufnehmen können. Ein Versicherungsunternehmen kann schon heute über die ODB-Schnittstelle viele Fahrzeugdaten abrufen. Diese können dann mit Geo-Daten, z. B. über Verkehrslage, Wetterlage, sowie weiteren Daten aus dem Social Media-Bereich angereichert werden – mit der passenden Analyse-Software stellt dies kein Problem dar.
Code of Conduct schließt eine totale Individualisierung aus
In Sachen Datenschutz haben sich viele Versicherungsunternehmen mit dem „Code of Conduct“ der zweckgebundenen, vertraulichen Behandlung von Kundendaten verschrieben. Damit scheint eine totale Individualisierung heute unmöglich. Allerdings ist es mit der richtigen Software möglich, anonymisierte Daten für eine Analyse zu verwenden. Um Erfahrungen mit der Analyse von großen Datenmengen zu sammeln, ist dies schon hinreichend.
Zusätzlich wird ein Data-Warehouse (DWH) benötigt. In diesem Datenlager werden Daten aus unterschiedlichen Quellen in einem einheitlichen Format zusammengefasst. Durch die Informationsintegration verbessert sich der Zugang zu Daten. Anschließend sind entsprechende Auswertungswerkzeuge (z. B. BO, Cognos) und vor allem Menschen, die aus Business-Blick Auswertungsrichtungen vorgeben können, eine wesentliche Voraussetzung dafür, um im Wandel nicht unterzugehen.
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Christian Gensch ist Head of Insurance für Strategie und Marktentwicklung im Versicherungsumfeld beim IT-Unternehmen NTT DATA, er befasst sich umfassend mit strategischen und operativen Erstversicherungs-Lösungen sowie Versicherungsmanagement.