Kfz-Versicherung: VHV will "Pay as you drive"-Tarif noch 2015 einführen
Kfz-Versicherung: Die VHV Versicherung steigt in das Geschäft mit Telematik-Tarifen ein. Autofahrer, die mit Hilfe einer Black Box ihr Fahrverhalten messen lassen, können bei vorsichtiger Fahrweise 30 Prozent der Versicherungsprämie sparen, erklärt Dirk Vogler, Kfz-Abteilungsleiter bei der VHV. Die Angebote sollen noch 2015 vor der Wechselsaison kommen.
Telematiktarife in der Kfz-Versicherung haben es in Deutschland bisher schwer. Das liegt auch daran, dass bisher nur kleinere Versicherer mit Angeboten auf dem Markt sind. Neben der Sparkassen Direktversicherung hat auch die Signal-Iduna-Tochter Sijox einen entsprechenden Tarif im Portfolio. Doch das könnte sich zukünftig ändern, denn nun plant die VHV Versicherung die zeitnahe Einführung einer sogenannten „Pay as you drive“-Police. Dies berichtet Versicherungsmagazin Online (Donnerstag).
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Bis zu 30 Prozent Rabatt bei vorsichtiger Fahrweise
Die VHV ist der viertgrößte Kfz-Versicherer hierzulande und hat 2,5 Millionen Autos unter Vertrag. Ein Markteintritt des bekannten Unternehmens könnte die Akzeptanz der Black-Box-Tarife erhöhen. Dabei zeichnet ein Gerät in Größe einer Streichholzschachtel das individuelle Fahrverhalten des jeweiligen Fahrers auf und überträgt die Fahrdaten an die Versicherung. Wer langsam fährt, sanft bremst und keine ruckartigen Lenkbewegungen macht, wird mit Nachlässen bei der Versicherungsprämie belohnt.
“Wir bieten Kunden bis zu 30 Prozent Rabatt“, zitiert das Versicherungsmagazin Dirk Vogler, Abteilungsleiter Kfz der VHV. Mit der Sparmöglichkeit soll offensiv geworben werden, denn „wir bekommen so die besten Fahrer“. Zudem hätten Tests mit einigen hundert Kunden gezeigt, dass mit der Black Box an Bord vorsichtiger gefahren werde: Sie hat also auch eine vorbeugende Funktion.
Doch die Black Box kann noch mehr. Sie soll als Notrufsender automatisch Rettungskräfte herbeirufen, wenn ein Auto in einen Unfall verwickelt wird. Und bei kleineren Unfällen wird eine Verbindung zu einer Notrufzentrale hergestellt, damit schnell der Versicherer informiert und das Unheil gemeldet werden kann. Wenn das Auto eine Panne hat, soll der Sender zudem den schnellsten Weg zu einer Vertragswerkstatt weisen. Auch ein Parkfinder und extra Diebstahlschutz ist vorgesehen.
Markteintritt möglicherweise schon im Herbst
Lange gedulden müssen sich Kunden und Vermittler wohl nicht, bis sie vom neuen Angebot Gebrauch machen können. „Wir wollen den Tarif vor der Wechselsaison im Herbst einführen“, so Vogler. Für die Bereitstellung der Box müssen die Autofahrer rund 110 Euro im Jahr zahlen. Auch lohne sich der Tarif nur für Fahrer, die deutlich mehr als 360 Euro Prämie im Jahr berappen müssen. Die Ersparnisse sollen ausschließlich an Kunden mit entsprechenden Tarifen weitergegeben werden, um nicht das gesamte Versichertenkollektiv mit den entstehenden Zusatzkosten zu „belasten“.
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Gegenwind von Datenschützern ist allerdings auch schon vorprogrammiert. Die Telematik-Tarife werden mit äußerster Skepsis betrachtet, weil sie theoretisch erlauben, den genauen Standort des Fahrers zu ermitteln. Droht der „gläserne Autofahrer“, wie Kritiker bemängeln? Aus den gesammelten Daten lassen sich theoretisch genaue Verhaltens- und Bewegungsprofile des Fahrers erstellen. Doch die realen Fahrdaten sollen gar nicht verwendet werden, beschwichtigen die Versicherer, sondern nur ein allgemeiner Wert für die Fahrqualität. Aktuell erproben u.a. auch die Axa, Itzehoer und die Zurich Telematik-Tarife.