Pflegeversicherung: Studie prognostiziert explodierende Beiträge
Pflegeversicherung: Einen steigenden Beitragssatz in der sozialen Pflegeversicherung diagnostiziert eine neue wissenschaftliche Studie. Die Untersuchung zeigt, dass das Umlagesystem unter akuten Finanzierungsproblemen leidet, was zu einer zunehmenden Versorgungslücke führen könnte. Die im Ergebnis steigenden Beitragssätze träfen die jüngeren Jahrgänge unverhältnismäßig stark. Am Ende könnte es „zu einer ausgeprägten Ungerechtigkeit in der Belastung der Generationen“ kommen, so das Fazit des Wissenschaftlichen Institutes der Privaten Krankenversicherung (WIP).
Gegenwärtig finanzieren die heutigen Erwerbstätigen die heutigen Pflegebedürftigen. Fraglich aber ist, ob sie selbst in Zukunft versorgt werden, kommt die Generation der Babyboomer doch bald ins Rentenalter. Diesen Umstand bezeichnet das WIP als „wachsende Umverteilung von Jüngeren hin zu Älteren“ - und fordert Gegenmaßnahmen. Denn in 45 Jahren könnte der Pflegebeitrag bei stolzen 5,5 Prozent des Bruttolohnes liegen. Das Positionspapier mit den Berechnungen von Dr. Frank Niehaus kann auf der Webseite des WIP heruntergeladen werden (pdf-Dokument).
Anzeige
Pflegebeitrag steigt - Kapitaldeckung als Gegenentwurf
Es gäbe einen Weg, diesen grundsätzlichen Finanzierungsproblemen nachhaltig beizukommen, nämlich durch mehr Kapitaldeckung. So sei der 2015 eingeführte Pflegevorsorgefonds laut WIP „ein Schritt in die richtige Richtung“, doch ausreichend sei er noch nicht. Viel mehr noch als bisher müsse das Pflegerisiko kapitalgedeckt abgesichert werden, lautet das Fazit der WIP-Studie „Pflege: Notwendigkeit der Kapitaldeckung bleibt – Eine Analyse der neusten Entwicklung“. Denn auf 5,5 Prozent wird der Pflegebeitragssatz in 45 Jahren aller Voraussicht nach gestiegen sein, wie die Studienautoren prognostizieren. Zum Vergleich sollen folgenden Zahlen dienen: Nach der Erhöhung um 0,3 Prozentpunkte zum Jahreswechsel liegt der Satz heute bei 2,35 Prozent beziehungsweise 2,6 Prozent für Kinderlose.
Die durch die Erhöhung erwirtschafteten Mehreinnahmen können 1,2 Milliarden Euro pro Jahr in den Pflegevorsorgefonds fließen, berichtet das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Auf diese Weise will man die Beitragssteigerungen abfangen, die ab 2034, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Pflegealter eintreten, erwartet werden.
Anzeige
Beitragserhöhung für Privat Pflegeversicherte: 11 Prozent und mehr
In einem weiteren Pflegestärkungsgesetz wird vorgesehen, die Beiträge zur Pflegeversicherung nochmals um 0,2 Prozentpunkte anzuheben, wie es beim BMG weiter heißt. In der Summe der beiden Beitragssatzerhöhungen würden dann insgesamt fast fünf Milliarden Euro mehr zur Verfügung stehen. Geld das dazu verwandt werden soll, die Leistungen der Pflegeversicherung um etwa 20 Prozent auszuweiten. Für die privat Pflichtversicherten bedeutet dies Beitragserhöhungen von durchschnittlich 11 Prozent. Je nach Alter und Versicherungsbeginn kann die prozentuale Steigerung im Einzelfall aber auch höher ausfallen. Ganz ohne Eigennutz ist die Studie freilich nicht, handelt es sich beim WIP doch um eine Forschungseinrichtung der privaten Krankenversicherer: Die mit privater Pflegevorsorge gutes Geld verdienen.