Debeka will in der privaten Krankenversicherung vorerst keine Telemonitoring-Tarife anbieten
Die Debeka wird in der privaten Krankenversicherung vorerst keine sogenannte Telemonitoring-Tarife anbieten, bei denen mittels Gesundheits-Apps Daten der Versicherten gesammelt und ausgewertet werden. Nicht nur fürchtet die Debeka, dass damit die Prämien für kranke Versicherte stark steigen – eine vermehrte Rosinenpickerei würde auch dem Ruf der Privatversicherer schaden.
Die Debeka plant zum jetzigen Zeitpunkt keine Tarife, bei denen mit Hilfe von Fitnessarmbändern und Apps gesundheitsbewusstes Verhalten gemessen und belohnt wird. Beitragsnachlässe für Gesunde würden letztendlich dazu führen, dass kranke Menschen ihre Beiträge nicht mehr zahlen können, warnte Uwe Laue auf der Jahrespressekonferenz der Debeka in Koblenz. Denn die Preise für häufig Erkrankte müssten im Gegenzug deutlich angehoben werden. Die Debeka ist deutscher Marktführer im Bereich der privaten Krankenversicherung.
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Debeka will große Kollektive statt strenger Selektion
Als erste Versicherung in Deutschland hat die Generali einen sogenannten Telemonitoring-Tarif gestartet. Wer sich bereit erklärt, Gesundheitsdaten mit einer App überwachen zu lassen und damit einen gesunden Lebenswandel nachzuweisen, profitiert von Vergünstigungen und Prämien. Die Technik erlaubt es theoretisch, sensibelste Daten zu erfassen: Etwa, ob der Versicherte regelmäßig Sport treibt, sich fettarm ernährt und ausreichend schläft. In den angloamerikanischen Ländern sind derartige Krankenversicherungs-Tarife schon länger etabliert.
Die Debeka Versicherung betont nun die Gefahren dieser Angebote. „Wir wollen Tarife mit großen Kollektiven schaffen“, sagte Laue laut einem Bericht der Ärztezeitung. Nur in solchen Tarifen sei es möglich, die Beiträge stabil zu halten. Vorstand Roland Weber ergänzte, es sei schwierig, Telemonitoring-Tarife mit den Prinzipien der Krankenversicherung in Einklang zu bringen. Das heiße aber nicht, dass man sich von vorn herein den neuen technischen Möglichkeiten verschließe.
“Wir prüfen, ob wir die Versicherten in den ganz normalen Tarifen dabei unterstützen können, bestimmte Krankheiten gar nicht erst zu bekommen oder besser mit Krankheiten umzugehen“, zitiert die Ärztezeitung Roland Weber. In den USA und Israel gebe es zum Beispiel gute Erfahrungen mit einer App für Patienten mit Depressionen.
Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit schon jetzt möglich
Uwe Laue verwies darauf, dass es mit dem System der Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit schon jetzt eine Möglichkeit gebe, gesundheitsbewusstes Verhalten zu belohnen. 2014 hatte die Debeka in den entsprechenden Tarifen insgesamt 360 Millionen Euro an 436.000 Versicherte ausgezahlt. Zudem nimmt die Debeka seit Januar 2013 auch Menschen mit Vorerkrankung in die PKV-Tarife auf und verlangt einen maximalen Zuschlag von 30 Prozent. Der Imagegewinn für die Branche sei beträchtlich, wenn der Vorwurf der Rosinenpickerei nicht mehr greife, erklärte Laue.
Der Trend könnte langfristig eher in die andere Richtung gehen: Noch mehr Differenzierung und damit eine noch konsequenteres Aussieben der Versicherungskunden. Neben der Generali testet auch die Axa bereits Telemonitoring-Tarife, vorerst allerdings nur in Frankreich. Und mit der AOK steht auch eine Krankenkasse in den Startlöchern, die Möglichkeiten des Telemonitorings nutzbar zu machen.
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Unter anderem hatte die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh vor Telemonitoring gewarnt – nicht nur aus Datenschutz-Gründen. Wenn die Daten zunehmend individualisierte Tarife gestatten, stünde die Idee der Versicherung als Solidargemeinschaft auf dem Spiel. „Die Leute fangen an zu vergessen, dass persönliche Freiheit nicht aus individueller Höchstleistung resultiert, sondern aus gemeinschaftlichem Zusammenstehen. Denn Freiheit braucht Absicherung, und die gibt es nur durch Solidarität“, so Zeh.