Sage mir, wie du fährst – und ich sage dir, wie viel du sparst. Dieses Prinzip könnte bei Deutschlands Marktführer in der Kfz-Versicherung bald Realität werden. Wie die Süddeutsche Zeitung (Mittwoch) berichtet, plane die HUK Coburg die Einführung sogenannter Telematik-Tarife.

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Das Prinzip dahinter: Autofahrer, die mit Hilfe einer Black Box ihr Fahrverhalten messen lassen, können bei vorsichtiger Fahrweise einen Teil der Versicherungsprämie sparen. Dabei zeichnet ein Gerät in Größe einer Streichholzschachtel das individuelle Fahrverhalten des jeweiligen Fahrers auf und überträgt die Fahrdaten an die Versicherung. Wer langsam fährt, sanft bremst und keine ruckartigen Lenkbewegungen macht, wird mit Preisnachlässen von bis zu 30 Prozent belohnt.

HUK Coburg will bereits 2016 Telematik-Tarife anbieten

Derzeit laufe die Testphase, bestätigte eine Unternehmenssprecherin der HUK Coburg am Donnerstag. Erst danach wolle man entsprechende Tarife anbieten. Der Markteintritt ist für Anfang 2016 geplant. Allerdings werden die ersten Angebote noch einen Testcharakter haben – es ist also zu vermuten, dass die Telematik-Versicherungen zunächst limitiert sein werden.

Dennoch kommt die Nachricht einer kleinen Sensation gleich. Die HUK Coburg ist mit rund 10 Millionen versicherten Fahrzeugen die Nummer 1 auf dem deutschen Autoversicherungs-Markt. Etwas abgeschlagen folgt die Allianz mit 8,2 Millionen. Während in Großbritannien, Italien und den USA die auch als „Pay as you drive“-Versicherungen bekannten Tarife längst etabliert sind, tun sich die Deutschen bisher schwer damit. Der Markteintritt der HUK könnte die Akzeptanz und Nachfrage deutlich erhöhen.

Auch VHV Versicherung plant Markteintritt

Die HUK ist nicht der erste Versicherer mit einer Telematik-Police. Als Pionier startete 2014 die Sparkassen Direktversicherung mit einem Modellversuch, allerdings begrenzt auf 1.000 Kunden. Die VHV will bereits im Herbst 2015 mit Telematik-Angeboten durchstarten (Versicherungsbote berichtete). Auch die Itzehoer Versicherungen, die Zurich und die Axa testen derzeit Black-Box-Tarife.

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Gegenwind von Datenschützern ist vorprogrammiert. Die Telematik-Tarife werden mit äußerster Skepsis betrachtet, weil sie theoretisch erlauben, den genauen Standort des Fahrers zu ermitteln. Droht der „gläserne Autofahrer“, wie Kritiker bemängeln? Aus den gesammelten Daten lassen sich genaue Verhaltens- und Bewegungsprofile des Fahrers erstellen. Doch die realen Fahrdaten sollen gar nicht verwendet werden, beschwichtigen die Versicherer, sondern nur ein allgemeiner Wert für die Fahrqualität.

Süddeutsche Zeitung