Provisionsverbot in GB: Erfolgreiches Vorbild für Deutschland?
Provisionsverbot: In Großbritannien gibt es ein Verbot von Provisionen bei bestimmten Altersvorsorge-Produkten. Für Kunden ist das gut, für das Vertrauen in die Branche ebenfalls und auch die deutsche Politik könnte davon lernen, meint thewayforward.
Vor etwas mehr als zwei Jahren wurden in GB die Finanzmarktrichtlinie Retail Distribution Review (RDR) eingeführt. Seit dem veränderte sich der Vertrieb von Finanzprodukten grundlegend. Im Vorfeld des Provisionsverbots gab es viele Bedenken und Befürchtungen, inzwischen aber gelangte die britische Finanzaufsicht FCA zu einer ziemlich positiven Zwischenbilanz. So habe die neue Richtlinie Vorteile für Kunden sowie für die Makler.
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Mit Hilfe des eingeführten Honorarsystems wollte man der kundenorientierten und unabhängigen Beratung in GB Vorschub leisten und dies sei gelungen, wie Martin Wheatley, der Vorstand von FCA, erklärt: „Die RDR zielt darauf, einen professionellen Finanzberatungssektor aufzubauen. Dieser soll nur Beratung anbieten, die sich an den Interessen der Kunden orientiert. Es ist zwar noch früh, aber die Anzeichen weisen dar auf hin, dass die Branche positiv auf die Reformen reagiert hat.“ Darauf verweise der deutliche Rückgang beim Verkauf von Finanzprodukten, die noch vor der neuen Richtlinie beachtliche Provisionen eingebracht hatten.
Unabhängige Maklerfirmen nehmen zu
Ein weiteres Indiz für den Erfolg sei, dass schon ein halbes Jahr nach der Einführung von RDR bereits siebenundneunzig Prozent der Finanzberater den geforderten Stand der Qualifikation erworben hatten. Dabei blieb die Zahl der Makler fast konstant. Zwar nahm die Zahl der registrierten Einzelmakler in den vergangen Jahren stetig ab von 187.000 (1987) auf heute 31.200 (2014) - doch fiel der Rückgang in den vergangenen drei Jahren erheblich moderater aus, als man befürchtet hatte. Dabei nahm die Zahl der unabhängigen Maklerfirmen sogar leicht zu, nämlich von circa 5.230 im Jahr 2013 auf 5.300 im Jahr 2014, die Zahl der Bankberater fiel hingegen von 4.600 auf 3.200 im gleichen Zeitraum.
Dass das Provisionsverbot für kapitalbildende Produkte in Großbritannien durchaus ausstrahlt und damit kein kein isoliertes Phänomen ist, verdeutlich die Entwicklung in anderen europäischen Ländern. Denn auch in den Niederlanden, in Norwegen, Finnland, Dänemark oder in Schweden, gibt es zum Teil seit über einem Jahrzehnt Courtageverbote und Nettoprämien. In Deutschland hingegen ist ein generelles Provisionsverbot bisher noch nicht angeschoben wurden. Die große Koalition hat bereits mehrfach durchblicken lassen, dass sie ein solches auch nicht anstrebt.
An der Aussagekräftigkeit der Zahlen können jedoch auch Zweifel angemeldet werden. Der Grund: Trotz "Provisionsverbot" für die Produkte kassieren die Vermittler weiterhin Provisionen, lässt es sich doch durch eine Klausel im Kleingedruckten umgehen (Versicherungsbote berichtete).
Provisionsverbot?: Deutsche Makler verunsichert
Die Ungewissheit bezüglich ihrer künftigen Einnahmemodelle, ihren Auflagen und möglichen Problemen bei der Suche nach Nachfolgern beunruhigen die deutsche Maklerszene jedenfalls schon. So dass sich eine zunehmende Zahl von Vermittlern aus dem Business zurückzieht und im März des aktuellen Jahres ein Rückgang um 6.500 Vermittlern im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen lässt, damals waren es noch 238.000 gewesen. In erster Linie sind es die gebundenen Versicherungsvertreter, die sich zurück ziehen. Im Zeitraum von 2011 bis 2015 gab es einen Schwund von zunächst 182.000 auf 157.100, während die Zahl der unabhängigen Makler auf einen Wert von 46.700 anwuchs.
Wie in GB stellvertretend deutlich wurde, ist dass die Offenlegung der Vermittlungskosten Mitte der neunziger Jahre eine noch beschränkte Auswirkung auf die Provisionssätze zeigte, die Obergrenzen für Gebühren wenige Jahre später jedoch umso mehr ins Kontor schlugen und die Abschaffung von Provisionen nun der folgerichtigen, anschließenden Schritt darstellte.
Britisches Modell als Vorbild für Deutschland
Von den inzwischen fünfundzwanzig Jahren regulierender Richtlinien auf der royalen Insel hätten sowohl die Kunden etwas als auch die verbliebenden Vermittler, denn deren Geschäft sei profitabler geworden, argumentiert thewayforward. Zu einer insgesamt erträglicheren Beratungssituation führten die Konzentration, der Verbraucherschutz, die Qualität der Beratung, die Transparenz als auch das Konzept der "treating dustomers fairly" - für eine Etablierung solcher Richtlinien in Deutschland sollten dies Argumente genug sein.
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Hintergrundinformation: Ende der Provision in UK? Die Retail Distribution Review (RDR) untersagt Versicherern und Fondsgesellschaften, Provisionen für den Vertrieb von Anlage- und Vorsorgeprodukte zu zahlen. Britische Finanzberater und Makler müssen deshalb seit Januar 2013 ihr Einkommen aus Kundenhonoraren bestreiten, die sie frei vereinbaren können und schriftlich festlegen. Risikoversicherungen (Biometrie und Sach) sind vom Provisionsverbot ausgenommen.