Papst Franziskus stoppt Investmentfonds der Vatikanbank
Vatikan: Gott ist kein Banker? Papst Franziskus hat die geplante Einrichtung eines Investmentfonds der Vatikanbank (IOR) gestoppt. Anscheinend hielt der geplante Fonds ethischen Kriterien nicht stand. Doch die Zurückhaltung ist begründet: In den letzten Jahren war die Vatikanbank durch üble Machenschaften aufgefallen.
Der Vatikan ist mehr als der Amtssitz des höchsten katholischen Würdenträgers. Als der emeritierte Papst Josef Ratzinger noch der Glaubenskongregation vorsaß, hat er das Funktionieren des Vatikans im Fernsehen mit einem multinationalen Konzern verglichen. Von hier aus wird die Glaubensbotschaft der katholischen Kirche in die Welt getragen, ähnlich einer großen Unterhaltungsshow, hier wird auch entschieden, was der fromme Katholik offiziell glauben darf und was nicht. Und hier laufen Milliarden Euro zusammen – Geld, das verwaltet, investiert und gemehrt werden will.
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Vatikanbank in Geschäfte mit Mafia verstrickt
Bei all den Geschäften kann man sich auch die Hände schmutzig machen. Die Vatikanbank war in den letzten Jahrzehnten Schauplatz mehrerer Finanzskandale. Schlimmer noch: Sogar in Morde war das päpstliche Finanzinstitut verstrickt. 1982 wurde Roberto Calvi, Generalmanager der italienischen Banco Ambrosiano, erhängt unter der „Brücke der schwarzen Mönche“ in London aufgefunden. Ein Tag zuvor war seine Sekretärin und Vertraute Graziella Chorrocher aus einem Gebäude in Mailand gestürzt.
Im Prozess um Calvis Ermordung bestätigte ein Berufungsgericht in Rom 2010, dass die Vatikanbank ihre Hände im Spiel hatte – und über mehrere Jahre illegale Gelder der Costra Nostra wusch. Doch statt Konsequenzen aus den Skandalen zu ziehen, baute die Bank seit Ende der 80er ihr undurchsichtiges Geflecht als Geldwaschanlage der Mafia sowie Bestechungskasse für korrupte Politiker aus. Wie Geheimpapiere des geistlichen Bankiers Renato Dardozzi zeigten, entstand unter der Immunität des Papststuhls ein undurchsichtiges System tausender Nummern- und Geheimkonten. Kriminelle Geschäftemacher nutzten fromme Stiftungen als Tarnkappe. Nach umfangreichen Enthüllungen im Jahr 2013 war die Bank zu Reformen verpflichtet.
Neustrukturierung unter Papst Franziskus
Für Papst Franziskus, der sich gerne als „Papst der Armen“ inszeniert, waren die Machenschaften der Vatikanbank untragbar. Bereits Vorgänger Benedikt XVI leitete erste Reformen ein, unter Franziskus wurde eine umfangreiche Neustrukturierung des Instituts angeschoben. Hierfür wurde 2012 Manager Ernst von Freyberg geholt, der das Institut transparenter machen und an internationale Standards heranführen sollte. Im Juli 2014 gab Freyberg seinen Job vorzeitig an Jean-Baptiste de Franssu ab, dem früheren Europa-Chef von Invesco.
Das Investment wurde deutlich zurückgefahren, über 3.000 Konten gelöscht. Die Bank, bisher für ihre Verschwiegenheit bekannt, soll jetzt regelmäßig einen Jahresbericht vorlegen. Ein weiterer Reformschritt: Künftig soll es nur noch katholischen Institutionen, Mitarbeitern des Klerus, Angestellten des Vatikan sowie Diplomaten gestattet sein, ein Konto bei der Vatikanbank zu unterhalten. Der Gewinn der Vatikanbank sank im Jahr 2013 von zuvor 86,6 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro.
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Vor diesem Hintergrund ist auch die aktuellen Meldung einzuordnen. Laut dem italienischen Onlineportal "Vatican Insider" untersagte Papst Franziskus die vom Aufsichtsrat unter Leitung von Präsident Jean-Baptiste de Franssu gewünschte Einrichtung eines Vatikan-Fonds in Luxemburg. Zuvor habe sich auch die Kardinalskommission des IOR, der auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn angehört, gegen das Vorhaben ausgesprochen. In den Fonds sollten demnach Teile des IOR-Kapitals zu Investitionszwecken überführt werden. Grund seien auch ethische Bedenken gewesen, spekulieren die Medien: Gemäß den Vorgaben des Papstes soll sich das "Institut für die religiösen Werke" zukünftig auf Finanzdienstleistungen für Orden und Kirchen konzentrieren. Gott ist kein Banker? Vielleicht will er zumindest ein fairer Banker sein.