Krankenkasse: Wer sind die Gewinner und Verlierer des Zusatzbeitrags?
GKV: Seit dem ersten Januar ist es Krankenkassen erlaubt, von ihren Versicherten einen Zusatzbeitrag zu verlangen. Man muss jetzt nicht mehr als 14,9 Prozent für die Krankenversicherung kalkulieren. Trotzdem leisten viele Kunden freiwillig mehr. Zwar ist der Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen zum großen Teil gleich, doch in den Details gibt es signifikante Unterschiede.
Der Zustrom in die gesetzliche Krankenversicherung hält an: Allein 180.000 neue Mitglieder sind in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres dazugekommen. Diese Entwicklung mag vor allem auf die gute Konjunktur zurückzuführen sein. Damit sind nun mehr 53,42 Millionen Menschen in Deutschland gesetzlich versichert, das sind so viele wie niemals zuvor. Doch ist es nicht so, dass nun alle Kassen von diesem Zulauf profitieren würden.
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Anhebung des Zusatzbeitrages zeitigt Folgen
Nun schlüsselte der Dienst für Gesellschaftspolitik (dfg) anhand der Daten des Bundesgesundheitsministeriums auf, wie sich die Mitgliederströme verteilen. Erwartungsgemäß wird hierbei auch die Auswirkungen des neuen Zusatzbeitrags sichtbar. Wie bekannt ist, liegt seit dem 1. Januar der allgemeine Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung bei 14,6 Prozent. Es steht den Kassen frei, darüber hinaus nach Belieben einen Zusatzbeitrag festzusetzen. Und so tun dies auch fast alle. Die beiden Kassen, die darauf verzichten, sind die BKK Euregio und Metzinger BKK, doch sind sie nur regional zugänglich. Die Euregio verzeichnete trotz allem ein fünfstelliges Mitgliederwachstum - wahrscheinlich nicht zuletzt, da sie im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen ansässig ist.
Die Mehrheit der Kassen hat den Zusatzbeitrag bei 0,9 Prozent fixiert, so viel zahlten die Versicherten bereits schon im vergangenen Jahr. Kassen, die deutlich unter diesem Satz blieben, waren in der Folge sehr begehrt: So fanden sich über 36.000 Mitglieder neu bei der AOK Plus ein. Sie bewegt sich mit einem Beitragssatz von 14,9 Prozent etwas unter der 15-Prozent-Marke. Genau 15 Prozent sind bei der Handelskrankenkasse HKK zu zahlen, auch hier gab es einen großen Zuwachs von 22.000 Neuanmeldungen im ersten Quartal.
Barmer GEK erklärt Mitgliederverlust mit hoher Sterberate
Dass nicht nur der Beitrag entscheidend ist, wird wieder einmal von der Techniker Kasse bewiesen. Deutschlands inzwischen größte Krankenkasse nimmt ungebrochen an Mitgliedern zu und hat in den vergangenen vier Monaten nochmal knapp 88.000 Mitglieder dazu gewonnen. Und dies obgleich sich der Beitragssatz mit 15,4 Prozent allenfalls ganz leicht unter dem Durchschnitt bewegt. Die AOK Baden-Württemberg bleibt sogar bei 15,5 Prozent, gewann aber trotzdem fast 12.000 neue Beitragszahler hinzu. Das entspricht den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Servicequalität. Auch zeigte sich, dass gegenwärtig neun Prozent der Befragten über einen Kassenwechsel nachdenken. Dabei wurde als häufigster Wechselgrund nicht etwa die Höhe des Zusatzbeitrags genannt, sondern das Bonusprogramm. Doch das tüchtige Werben mit Service und guten Betreuungsleistungen kann den Versicherungen nur wenig helfen, wenn sie ihren Beitrag im Vergleich zum letzten Jahr nach oben verschoben haben.
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Die IKK Südwest und die BKK Pfalz haben den Zusatzbeitrag bei 1,2 Prozent verortet und fordern folglich 15,8 Prozent von ihren Versicherten und deren Arbeitgebern ein. Die Folge davon ist, dass 8700 beziehungsweise 6200 Mitglieder ihre Verträge aufgekündigt haben. Im Vergleich zu den Verlusten, die DAK-Gesundheit und Barmer GEK zu verkraften hatten, ist das nicht viel. Die Genannten verloren – trotz konstantem Beitragssatz - gut 24.000 beziehungsweise 23.000 Mitglieder. Ein Sprecher der Barmer GEK sah sich aber kürzlich gegenüber der "Ärztezeitung" dazu veranlasst, eine Warnung auszusprechen, die Zahlen nicht überzuinterpretieren. So führte der Sprecher die Negativentwicklung vor allem darauf zurück, dass vergleichsweise viele Mitglieder gestorben seien. Na, wenn das so ist.