Der Motor sprotzt und stottert, plötzlich geht nichts mehr. So oder so ähnlich erging es an einem Wochenende im April hunderten Autofahrern, die an einer Tankstelle im 1000-Seelen-Dorf Horheim im Schwarzwald getankt hatten. Grund hierfür war, dass der Angestellte einer Spedition mit seinem Tanklaster die Einfüllstutzen an der Tankanlage verwechselt hatte. In der Nacht von Freitag zu Samstag kippte der unglückliche Brummi-Fahrer Diesel statt Benzin in den unterirdischen Tank der freien Tankstelle, wie das Fachportal tankstellenwelt.de berichtet.

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Missgeschick blieb lange unbemerkt

Wie durch ein Wunder blieb keines der Fahrzeuge, das den falschen Sprit getankt hatte, direkt an der Tankstelle stehen. Bei den meisten Fahrzeugen trat ein Motorschaden erst auf, nachdem sie sich vom Unglücksort entfernt hatten. So blieb der Fehler zwei Tage unbemerkt, mit verheerenden Folgen: Rund 800 Autofahrer füllten den falschen Sprit in ihren Tank.

Erst am Montag, als mehrere Kunden bei Facebook von Motorschäden berichteten und vermuteten, irgendwas stimme mit dem Kraftstoff nicht, kam die Aufarbeitung ins Rollen. Nun fiel auch den Tankstellenbetreibern auf, dass die beiden Tankanlagen für Diesel und Benzin jeweils den falschen Treibstoff enthielten. Die Anlagen wurden abgepumpt und gereinigt. Nachdem die Lokalzeitung über den Vorfall berichtet hatte, begann für den Pächter eine wahre Tortur: Hunderte Autofahrer meldeten sich und wollten wissen, wie sie ihren Schaden ersetzt bekommen, tagelang von früh bis abends.

Schaden in Höhe von einer Million Euro

Haften muss für den Schaden die Zulieferfirma des LKW-Fahrers, in diesem Fall die Öl Heimburger GmbH aus Rottweil. Die Gewerbehaftpflicht des Spediteurs hat den Schaden mittlerweile auf über eine Million Euro geschätzt. Doch es gab ein weiteres Problem. Viele Kunden hatten sich beim Tanken gar nicht den Kassenzettel geben lassen, der aber gebraucht wird, um Ansprüche gegen den Versicherer geltend zu machen.

Zum Glück hatten die Tankstellenbetreiber schnell geschaltet und die Daten der Überwachungskamera gespeichert. So konnte mit Hilfe der Videoüberwachung nachgewiesen werden, wer an der falschen Zapfsäule getankt hatte, berichtet die Tankstellenwelt.

Heutige Motoren gegen Falschbetankung besser geschützt

Generell lasse sich feststellen, dass heutige Motoren dank Klopfregelung und Motorsteuerung relativ robust auf falschen Kraftstoff reagieren, so das Fachmagazin. Auch sei an den meisten Tankstellen ein solcher Fehler gar nicht möglich. Viele Tankstationen seien mit Magnetsensoren ausgestattet, mit deren Hilfe erkannt werden kann, ob fehlerhafter Sprit in den Tank gefüllt wird. Diese Sicherheitstechnik wolle nun auch die Tankstelle in Horheim nachrüsten.

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Doch für die Tankstellenbetreiber hatte die Sache sogar etwas Gutes. Nach all dem Ärger und Aufwand wollte sich Speditionsbetreiber Dittert von Öl Heimburger bei den Tankwirten revanchieren. „Ich habe den beiden Familien jetzt erstmal ein Wellness-Wochenende im Schwarzwald geschenkt“, erklärte Dittert gegenüber Tankstellenwelt.de. „Denn was da geleistet wurde, sprengt jeden Rahmen.“

Tankstellenwelt.de