Sowohl in den Reihen der Vermittler, aber auch in denen der Versicherer sei eine Marktbereinigung zu erwarten: „Wer bei einer längeren Stornohaftung als Vermittler viele Vertragskündigungen hat, wird aus dem Markt geschossen werden“, so Schroeder-Wildberg. Das Problem, am Markt durchzuhalten, bestünde auch bei einer weiteren Streckung der Provision über die Laufzeit der Versicherung sehr wahrscheinlich für kleinere Vermittler und solche, die geringere Qualität liefern. Eine zusätzliche Belastung für die kleinen Unternehmen der Branche stellt dabei natürlich auch der vom Gesetz geforderte Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand dar.

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LVRG: Verbraucherschutz angestrebt - Qualität gewonnen?

Das Lebensversicherungsreformgesetz ist nach Schröder-Wildberg auch ein probates Mittel, um schwächere Markteilnehmer abzuhängen. Bei ihm klingt das so: „Das Gesetz wird einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass Qualität ein höheres Gewicht bekommt. Die Spreu wird sich vom Weizen trennen.“

Das Bundesfinanzministerium strebt mit jener Neuregelung laut eigenen Angaben danach, die Leistungsfähigkeit von Lebensversicherungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld abzusichern und zugleich den Verbraucherschutz bei der privaten Altersvorsorge auszubauen. Gegenwärtig sind Versicherer und ihre Vermittler damit befasst, deren künftige Provisionen auszuhandeln.

MLP kritisiert Lebensversicherer und hat gute Nachricht

Der Vorstandschef der MLP formulierte seine Kritik an den Lebensversicherern. Augenfällig sei schließlich, dass die Lebensversicherer bisher ihren Fokus allzu sehr auf den Wertsteigerungsaspekt für die Versicherten gelegt hätten. Damit aber sei der einst angedachte Zweck von Lebens- und Rentenversicherungen, mögliche Risiken abzufangen über ein Kollektiv, erodiert. Zudem, und das klingt wie eine gute Nachricht, würden die Deutschen mehrheitlich dazu neigen, so Schroeder-Wildberg, ihre Lebenserwartung um acht Jahre zu unterschätzen.

Doch muss auch bei den staatlichen Regulierung der Versicherungs- und Finanzberatung noch einmal geprüft werden, was sinnvoll ist, und was nicht, um entstprechend nachzujustieren. Im Moment ergäbe sich ein Problem aus dem Umstand, dass hinsichtlich der Regulierung die Aufsicht bei zu vielen verschiedenen Behörden liegen würde. „Freie Vermittler werden lediglich von Gewerbeämtern beaufsichtigt. Andere, wie wir, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Dabei sind alle im selben Markt unterwegs.“ Aus der Perspektive der Verbraucher sei diese Aufteilung überhaupt nicht nachvollziehbar. Darüber hinaus verfügten die Gewerbeämter nicht über die ausreichende Expertise, um Finanzdienstleister fundiert zu beaufsichtigen.

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MLP-Chef rechnet mit Transformation der Branche

Wie alle anderen scharfsinnigen Beobachter, gelangt auch MLP-Chef zu der Einsicht, dass die Digitalisierung von Kommunikation ebenfalls in der Branche der Versicherungen Veränderungen bewirken werde. Im Ergebnis der veränderten Kommunikation kommen Kunden inzwischen viel besser informiert in die Beratungsgespräche. Berater müssen jetzt etwas schärfer nachdenken, von Nachteil sei das für Niemanden. Schroeder-Wildberg erkennt darin sogar neue Chancen: „Sie liegen darin, dass die Fülle an Informationen für die Kunden auch ein Problem ist. Was ist wirklich relevant? Was hilft mir tatsächlich, bessere Entscheidungen zu treffen?“ Die persönliche Beratung gerät angesichts solcher Bedingungen wieder in den Vordergrund.

noz.de