Berufsunfähigkeitsversicherung - Schutz vor Invalidität ebenso wichtig wie Altersvorsorge
Berufsunfähigkeitsversicherung: Axel Reimann, Chef der Deutschen Rentenversicherung, betont in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die Wichtigkeit zusätzlicher Invaliditätsvorsorge. Es sei ebenso wichtig, sich zusätzlich für den Fall einer möglichen Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit abzusichern, wie die Vorsorge für das Alter.
Wer seinen Beruf vorzeitig aufgeben muss, etwa aufgrund einer Krankheit, dem stehen schwierige Zeiten bevor. Denn die gesetzliche Absicherung bietet nur einen unzureichenden Grundschutz. In den alten Bundesländern wird bei voller Erwerbsminderung eine durchschnittliche Erwerbsminderungs-Rente von 717 Euro ausgezahlt, in Ostdeutschland von 713 Euro (Zahlen laut Deutscher Rentenversicherung, Stichtag 31.12.2013). Schnell ist es mit dem finanziell sorgenfreien Leben vorbei, wenn man vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheidet, das Armutsrisiko entsprechend hoch.
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Zusätzliche Invaliditäts-Absicherung so wichtig wie Alterssicherung
Umso wichtiger ist eine private Vorsorge, wie auch Axel Reimann, Präsident der Deutschen Rentenversicherung, betont. Er halte „eine zusätzliche Absicherung im Bereich der Invaliditätsabsicherung für ebenso wichtig wie bei der Alterssicherung“, sagte Reimann im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Die Angebote in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge seien jedoch bislang nicht befriedigend. „Für Arbeitnehmer mit Vorerkrankungen oder in besonders gefährdeten Tätigkeiten ist es teilweise nur schwer oder gar nicht möglich, sich zu akzeptablen Konditionen gegen Erwerbsunfähigkeit abzusichern“.
Hintergrund der Forderung ist auch die Tatsache, dass Erwerbsminderungs-Rentner mit hohen Abschlägen bei der Altersrente Vorlieb nehmen müssen. Fast 95 Prozent der Betroffenen haben Einbußen von bis zu 10,8 Prozent, die bei einem vorzeitigen Bezug der Rente vor dem 63. Lebensjahr fällig werden (0,3 Prozent Prozent pro Monat für maximal drei Jahre). Wohlfahrtsverbände, Opposition und die CDU-Arbeitnehmerschaft haben sich zwar für eine Abschaffung der Rentenabschläge für Erwerbsgeminderte eingesetzt. Aber die Bundesregierung war dagegen – die Reform hätte schlicht zu viel Geld gekostet.
Für Menschen, die nach 1961 geboren wurden, ist die gesetzliche Erwerbsminderungs-Rente zweigeteilt. Wer weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann, bekommt sie voll ausgezahlt, wer drei bis unter sechs Stunden arbeitsfähig ist, nur teilweise. So beträgt der durchschnittlich gezahlte Rentenbetrag bei teilweiser Erwerbsminderung 487 Euro in West und 430 Euro in Ost (ebenfalls 31.12.2013). Jeder dritte Haushalt mit einem Erwerbsminderungs-Fall gilt als armutsgefährdet.
Rosinenpickerei der Privatversicherer
Wie Axel Reimann kritisiert, sind die Versicherungen in den letzten Jahren vermehrt dazu übergegangen, für Risikoberufe teils deutliche Risikoaufschläge zu berechnen. Das zeigen auch aktuelle Auswertungen. Laut einem Marktvergleich von Franke & Bornberg unter 40 Versicherern (2013) muss ein Maurer selbst beim billigsten Anbieter rund 242 Euro Monatsbeitrag für seinen BU-Schutz zahlen, während Diplom-Ingenieur mit 47,71 Euro Monatsprämie deutlich billiger wegkommt. Die Prämien des Maurers können -abhängig vom Anbieter- auf bis zu 414,21 Euro steigen (Berechnungsbasis: 1.500 Euro monatliche BU-Rente, Eintrittsalter 35 Jahre, versichert bis Alter 67).
Doch mögliche Alternativen zur BU-Versicherung beinhalten Deckungslücken. Die oft angepriesenen Dread-Disease-Versicherungen und Multi-Risk-Versicherungen haben z.B. psychische Erkrankungen gar nicht oder nur unzureichend abgesichert.
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Eine Dread Disease- oder auch Schwere-Krankheiten-Versicherung verspricht finanziellen Schutz, wenn der Versicherungsnehmer an einer genau im Vertrag definierten Krankheit erkrankt: bis zu 50 Krankheiten lassen sich hier versichern. Doch selbst der beste Anbieter erbringt bei psychischen Leiden nur eine sehr begrenzte Leistung, auch chronische Rückenleiden sind in der Regel vom Schutz ausgeschlossen. So bleibt eine BU die erste Wahl: nur wer gar keine Police bekommt, sollte nach anderen Möglichkeiten der Absicherung Ausschau halten.