Seit 6 Monaten ist das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) in Kraft. Nach Einschätzung von Versicherungsvorständen werden die Neuregelungen zu einer anhaltenden Konsolidierung unter Anbietern und Vermittlern führen. Dies ist das Ergebnis des Innovalue-Versicherungs-Roundtables zum Thema LVRG in Hamburg, an dem rund 30 Vorstände und Führungskräfte teilnahmen.

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LVRG setzt Lebensversicherungen weiter unter Druck

“Das LVRG setzt die Versicherer neben weiteren Regulierungsinitiativen, Zinskrise und Digitalisierung gehörig unter Druck“, erklärt Christian Mylius, Managing Partner bei Beratungsfirma Innovalue, gegenüber fondsprofessionell online. Und diese Situation könnte sich zukünftig noch verschärfen, denn neben den mittelbaren Abschlusskosten würden zusätzlich auch die unmittelbaren in den Fokus rücken.

So sei zum Beispiel mit einer weiteren Senkung der Abschlussprovisionen im Zuge des LVRG zu rechnen – aber nur in begrenztem Umfang, da sich allzu strenge Maßnahmen gegenüber den Vermittlern nicht durchsetzen ließen. Die Häuser gehen zwar mit der Anpassung an den neuen Höchstzillmersatz sehr unterschiedlich um. Aber: „Nur die wenigsten Anbieter reduzieren hart auf 25 Promille und auch eine Ausweitung der Haftzeit wird sich erstmal nicht durchsetzen.“

Infolge der aktuellen Entwicklungen rechnen die Teilnehmer des Roundtables mit einer weiteren Konsolidierung unter Versicherern und Vermittlern. Während finanzstarke Anbieter Kunden hinzugewinnen könnten, müssten finanzschwache aufgeben. Insbesondere der Vertrieb stehe unter großem Druck und suche nach Alternativen, so dass zusätzliche Einnahmequellen weiter in den Vordergrund rücken würden.

Preiskampf in Biometrie-Sparte?

Vor einem „ruinösen Preiskampf“ ähnlich der Kfz-Sparte warnen die Experten auch in der BU-Sparte. Der Grund: Weil mit dem LVRG Biometrie-Produkte an Bedeutung gewinnen, würden immer neue Anbieter auf den Markt drängen und um Kunden werben. Diese Einschätzung verwundert, geht der Trend aktuell doch eher in die entgegengesetzte Richtung. Die Versicherer suchen sich ihre versicherbaren Kunden immer kleinteiliger aus und bieten Risikoberufen teils gar keinen bezahlbaren Schutz mehr (Versicherungsbote berichtete).

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Vor einer Schieflage der europäischen Lebensversicherer hatte angesichts des Niedrigzinses auch die OECD in ihrem "OECD Unternehmens- und Finanzausblick" gewarnt. Demnach könnten die Versicherer Probleme bekommen, da auslaufende Hochzinsanleihen in ihren Portfolios bei Wiederanlage nur durch Papiere mit niedrigerem Zins ersetzt werden können. Es sei zu befürchten, dass die Anbieter auf riskantere Geldanlagen ausweichen, um die hohen Zinsversprechen gegenüber ihren Kunden zu bedienen. Der Bericht ruft Regulierer und Politiker dazu auf, wachsam zu bleiben und einer überzogenen Jagd nach Renditen notfalls den Riegel vorzuschieben..

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