Versicherung: Sind bald 70 Prozent der Wertschöpfung automatisiert?
Die Versicherungswirtschaft muss angesichts des Niedrigzinses und des schwierigen Marktumfelds produktiver werden. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Versicherer mit Spar- oder Effizienzprogrammen die eigenen Strukturen auf den Prüfstein stellen und nach kostengünstigen Lösungen suchen. Oft gipfelt der Sparwahn in einem Stellenabbau. Nun behauptet eine Studie, dass bereits in fünf Jahren rund 70 Prozent der Wertschöpfung automatisiert sind. Daraus könnten sich zusätzliche Einsparungen von rund 14 Prozent der operativen Gesamtkosten ergeben.
Die Allianz baut Stellen im Vertrieb ab. Gleichzeitig will der Konzern fast jede dritte Geschäftsstelle schließen und damit etwa 40 Millionen Euro einsparen. Gleichzeitig schnürt das Unternehmen ein 100 Millionen-Paket für die Digitalisierung des eigenen Angebots. Diese Meldung schlug vor kurzem ein wie eine Bombe.
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Dabei ist der Grundgedanke des soliden Wirtschaftens für die Branche absolut unumgänglich. Während sich AXA seit längerem in einer Phase der Konsolidierung befindet, hatten Wüstenrot & Württembergische, Signal Iduna und die Ergo Versicherungsgruppe erst im vergangenen Jahr Sparprogramme angedroht und begonnen. Vor kurzem kam nun auch die Generali hinzu. Mit einem radikalen Umbau in Strukur, Vertrieb und Produktwelt will man die Zukunft des Unternehmens sichern.
Versicherung: Stellenabbau & Prozessoptimierung
Neben Stellenabbau und der Straffung von Prozessen ersetzen immer mehr maschinelle Tätigkeiten die manuelle Vollrichtung. Der Anteil automatisierter Prozesse an der Wertschöpfung von Versicherungsunternehmen wird bis zum Jahr 2020 auf rund 70 Prozent von aktuell durchschnittlich 41 Prozent steigen. Wichtigstes Ziel dabei ist, die Kosten durch eine Steigerung der Effizienz zu senken. Das geht aus einer aktuellen Studie des Softwarehersteller Adcubum und das Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen hervor.
"Die Automatisierung folgt der Standardisierung und bildet den größten Effizienzhebel im Rahmen der Industrialisierung. Die Akzeptanz in der Branche ist hoch, denn die Versicherer können automatisierte Prozess- und Kapazitätskosten gut miteinander vergleichen, den Erfolg also messen.“, erklärt Michael Süß, Geschäftsführer der Adcubum Deutschland GmbH.
Einsparungen von 14 Prozent möglich
Die Wissenschaftler der Universität St. Gallen schätzen die zusätzlichen Einsparungen im Schnitt auf 14 Prozent der operativen Gesamtkosten. Professor Dr. Peter Maas vom Institut für Versicherungswirtschaft. Dazu müssten Einnahmen und Schadenkostenquote stabil bleiben.
Insgesamt sei für einen guten Wirkungsgrad der Automatisierung eine hohe Datenqualität von Nöten. Je präziser die Informationen und je differenzierter die Software-Funktionen zur Automatisierung von Geschäftsprozessen sind, desto umfassender ist beispielsweise die automatische Leistungsverarbeitung, zu der unter anderem das Erstellen und Prüfen von Rechnungen gehört.
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Bei etwaigen Überlegungen hin zur Automatisierung dürfen Versicherer, neben dem Effizienzgewinn, nicht den Versicherungskunden aus den Augen verlieren. Dieser müsse auch von verbesserten Prozessen profitieren. “Für Versicherer ist eine individuelle Kundenbeziehung in der digitalen Welt besonders wichtig, da die technischen Wechselbarrieren schrumpfen", sagt Süß.