Lebensversicherung - Hängen die Lebensversicherer am Einmalbeitrags-Tropf?
Lebensversicherung: Das Geschäft der Lebensversicherer mit Einmalbeiträgen wird immer wichtiger. Zum einen wollen sich Sparer nicht mehr so lange an einen Vertrag binden, zum anderen brauchen die Anbieter frisches Kapital, um alte Zinsversprechen zu erfüllen. Das Geschäft mit Einmalbeiträgen stößt aber auch auf Kritik.
Einmalbeiträge werden im Neugeschäft der Lebensversicherer immer wichtiger. Dies berichtet das Fachportal procontra Online und beruft sich dabei auf die Veröffentlichung „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2015“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). 2011 waren Einmalbeiträge mit rund 21,5 Milliarden noch für 25 Prozent des gesamten Neuzugangs nach APE verantwortlich. In 2014 waren es über 28 Milliarden und damit ein Anteil von über 35 Prozent.
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Quersubventionierung durch Altkunden?
Das kurzfristige Geschäft mit Einmalbeiträgen ist umstritten. Branchenexperten warnen, die Einmalbeitragspolicen gehen zulasten jener Altkunden, die seit Jahren laufende Beiträge zahlen. Denn die Versicherer werben teils aggressiv mit Kampfzinsen und Superkonditionen um Kunden, die ihr Geld nicht mehr langfristig anlegen wollen.
Die gute Verzinsung solcher Verträge sei nur möglich, indem eine Quersubventionierung durch Altverträge stattfinde, warnte der inzwischen verstorbene Versicherungsexperte Manfred Poweleit im Jahr 2013. Er sprach von einer „Diskriminierung der Massenkunden“, weil langjährige Versicherungsnehmer bei der Gewinnausschüttung benachteiligt würden.
Aber die Lebensversicherer brauchen dringend Kapital, um die hohe Verzinsung aus laufenden Verträgen zu bedienen. Und immer weniger Kunden sind bereit, sich über 20 oder 30 Jahre an eine Lebensversicherung zu binden – die negativen Schlagzeilen in der Presse tragen hierzu bei. Bleiben die Zinsen am Kapitalmarkt dauerhaft niedrig, dürfte der Einmalbeitrags-Boom anhalten.
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Sinkende Rentabilität der Kapitalanlagen
Dabei könnte das Geschäft mit Einmalbeiträgen gerade in der Niedrigzinsphase die Probleme der Versicherer verschärfen. In der jetzigen Zinsphase sinke die Rentabilität der Kapitalanlage mit einem starken Einmalbeitragsgeschäft, da der gesamte Sparbetrag zu Beginn angelegt und auch zu einem nennenswerten Teil in sehr niedrig verzinste Anleihen investiert werden muss, argumentiert procontra Online. Deshalb würden sich einige Versicherer sogar bewusst aus diesem Bereich der Einmalbeiträge zurückziehen. Auch Auslagerungen in der bAV, sofort beginnende Renten und Basisrenten spielen in das Ergebnis der Einmalbeiträge hinein.