Versicherer stopfen Lebensversicherungs-Töchter mit mehr Eigenkapital
Lebensversicherung: Talanx, Swiss Life, Rheinprovinz und Generali päppeln die Bilanzen ihrer von der Zinskrise belasteten Lebensversicherer auf. Die Unternehmen bekommen mehr Geld, um die Auflagen der kommenden Eigenkapital-Richtlinie Solvency II erfüllen zu können. Die Konzerne gewähren ihren Töchtern Kredite, die diese Lebensversicherer ihren Müttern hoch verzinsen, wenn man die Konditionen mit den Überschussbeteiligungen für Kunden vergleicht.
Am großzügigsten zueinander sind Mutter und Lebensversicherungstochter der Generali: Generöse 6,5 Prozent Zins zahlt die LV-Tochter an die deutsche Generali Holding, berichtet die „Wirtschaftswoche“ (WiWo) unter Berufung auf eigene Recherchen. Demnach bekommt die Generali Leben 382 Millionen Euro Frischgeld als Eigenkapitalhilfe. Mal 6,5% entspricht das jährlich 24,8 Millionen Euro an Zinsen, die in die Konzernmutter fließen. Für den Generali Leben bedeutet dieser Kapitaldienst einen Mehraufwand, der mit Kundengeldern erwirtschaftet werden muss. Das sind „nennenswerte Summen, die da abfließen“, zitiert die WiWo Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten (BdV).
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Kredit statt Aktien
Mehr Eigenkapital bedeutet schließlich nicht, dass ein Unternehmen mehr Geld zum ausgeben hat, sondern lediglich, dass mehr Mittel daliegen, weil die Finanzaufsicht BaFin, gestützt auf Solvency II, es verlangt. Natürlich machen mehr Eigenmittel die Lebensversicherer stärker, stabiler. Aber eine Konzernmutter kann das Eigenkapital auch ohne Kredit stärken. Zum Beispiel durch eine die einfache Einzahlung von Geld oder, moderner, durch die Ausgabe neuer Aktien, die die Versicherten keinen Cent kosten. Für Aktien bekäme die Mutter ja auch Zinsen, genauer Dividenden. Aber diese Ausschüttungen sind bekanntlich vom Geschäftserfolg des Lebensversicherers abhängig.
Traumkondition für die Generali Holding
Doch weil die Lebentöchter marktweit auf schwachen Füßen stehen (dem Anlass für die Kapitalspritzen) und Dividenden mittelfristig fraglich erscheinen, sichern sich die Mütter ihren Gewinn durch Darlehen. Deren Zinsen sind sicher. Im Falle der Generali sind 6,5 Prozent natürlich eine Traumkondition für die Holding: Tochter Generali Leben zahlt in diesem Jahr 2,9 Prozent laufende Überschussbeteiligung. Der Kunden zahlen jetzt, mittelbar über ihre prinzipiell zu kürzenden Ausschüttungen, 6,5 Prozent. Mit Jahren Zinsbindung, meldet die WiWo.
Kredite destabilisieren Lebensversicherer
Im Weiteren zitiert das Wirtschaftsmagazin Gerhard Schick, Finanzexperte von Bündnis 90/Die Grünen. Dieser sähe, so heißt es, in der Eigenkapitalspritze durch zinspflichtige Kredite eine Umgehungen gesetzlicher Regeln: „Notmaßnahmen begrenzen bereits die Ausschüttungen der Versicherer an Kunden, das muss in Zeiten wie diesen auch für Zahlungen an die Eigentümer gelten“, sagte Schick laut WiWo. „So hohe Zinsen können Lebensversicherer aktuell nicht erwirtschaften.“ Die Kredite destabilisierten die Lebensversicherer.
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Talanx, Swiss Life und Rheinprovinz sind auch dabei
Nach WiWo-Angaben kassiert Talanx von ihrer HDI-Leben für ein Nachrangdarlehen sechs Prozent Zinsen. Swiss Life müsse ihre Züricher Mütter auf zehn Jahre 4,3 Prozent bezahlen (eine Kredithöhe wird nicht genannt). Und die Provinzial Leben (Rheinland) habe von der Nichtleben-AG Provinzial Rheinland Versicherung 125 Millionen Euro Frischgeld für das Eigenkapital bekommen; im Vergleich zur Generali zu vergleichsweise bescheidenden Konditionen: 3,7 Prozent auf zehn Jahre.