Kurzzeitversicherung - Appsichern kann man sich Appschminken?
Kurzzeitversicherung - Kurzentschlossen eine Idee verwirklichen, Flug buchen, spontan absichern, Laufzeit selbst wählen – die passt perfekt zum Lifestyle der Gegenwart. All das will eine smarte App eines Düsseldorfer Start-Ups können. Oder doch nicht?
Das Leben ist lebensgefährlich und jede Bewegung kann im Desaster enden: Während der Reise, im Straßenverkehr, ja, selbst in den eigenen vier Wänden lauern Gefahren. Aber man kann sich absichern. Die Klassiker sind die Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherungen - Hausrat, Zähne und Auto sind damit schon mal auf der sicheren Seite. Der Markt reagiert mit entsprechenden Produkten auf die Kunden und ihre vielgestaltigen Bedürfnisse: vielfältig, langfristig und jetzt auch kurzfristig, sozusagen in letzter Minute. Denn für Kurzentschlossene gibt es seit einigen Jahren sogenannte Last-Minute-Versicherungen.
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Kurzzeitversicherung über Appsichern
Ein Start-Up in Düsseldorf kam im Jahr 2012 auf die Idee mit den Kurzzeitversicherungen. Wer auf Reisen geht, kann die Plattform Appsichern aufrufen und sich dort über die SituatiVe GmbH noch den entsprechenden Versicherungsschutz kaufen, der von diversen Versicherungen gestellt wird. Zu den Vertragspartnern von Appsichern gehören Die Bayerische, die Würzburger Versicherung oder der britische Versicherer Kiln. Insgesamt werden über ein Dutzend Last-Minute-Versicherungen vorgeschlagen, für besorgte Eltern beispielsweise der KitAusflugsSchutz, für Golfer der Golferschutz oder für Fans rüpelhafter Fussball-Vereine der Stadionschutz, alles buchbar über ein Smartphone.
Kindergartenausflug: versichert für 1,49 Euro
Das klingt praktisch, einfach und zugleich verantwortungsbewusst. Aber aber! Die Verbraucherzentrale findet dieses "Mal-eben-nebenbei-Absichern" gar nicht so smart. Außerdem kommt es auf die Dauer teuer. Für den Ausflug mit dem Kindergarten zahlt man knapp einen Euro fünfzig am Tag, für den Schutz im Stadion noch zehn Cent mehr und der Golfer zahlt sogar knapp 2,50 Euro. Für einen einzigen Tag? Das macht also nur Sinn, wenn man nicht mehr als zwei Mal im Jahr auf den Platz geht. Denn nur auf den ersten Blick sind diese Beträge winzig, in der Summe eher nicht. Eine reguläre Haftpflicht kostet ja auch nur zwischen fünf und sechs Euro im Monat, und damit hätte man dreißig Tage am Stück Absicherung. SituatiVe sagt trotzdem über sein Konzept, es sei ein „mobiler und zeitlich flexibler Versicherungsschutz für Selbstentscheider.“
Angebot spielt mit den Ängsten
Der Verein zum Schutz von Verbraucherinteressen nennt das Konzept allerdings ein „Angebot, das mit den Ängsten der Menschen spielt.“ Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg sagt zur Last-Minute-Absicherung, sie träfe zwar einen Zeitnerv. „Aber in der Regel sind diese zu kurzsichtig und zu teuer“, erklärt sie der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Wenn man ein bisschen mehr Zeit in Recherche und voraussichtliches Handeln steckt, kann man sich das Geld für die kurzfristige Appsicherung sparen und in langfristige Angebote investieren, die sind billiger und bieten eine viel längere Schutzspanne. Klingt schon smarter.
Wer es versäumt hat sich einen langfristigen Schutz zu besorgen, kann mit Appsichern nachbessern: Schließlich ist ein vergleichsweise teurer Schutz immer noch besser als gar keiner. Ansonsten ist die dauerhafte Absicherung von Unfall- und anderen Gefahren vorzuziehen.
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K.Vardi / M. Wenig