Clark kennt keine App-Solution
Mit dem neuen Online-Portal Clark soll man seine Versicherungs-Policen sozusagen immer bei sich haben. In der Hosentasche im Smartphone. Zwei Versicherungsmakler haben sich mit dem elektronischen Maklerkollegen Clark näher beschäftigt und berichten über ihre Erfahrungen mit einem Fintech-Makler, der gar nicht so „Fintech“ ist.
Clark kennt sich im Marketing aus und tituliert sich unbescheiden als „Deutschlands Online-Versicherungsmakler für Digital Natives“. Man sei angetreten, den Versicherungsmarkt „zu revolutionieren“ heißt es ferner in einer Selbstdarstellung des Berliner Startups. Raphael Strels, Hamburg, ist gelernter Jurist und Versicherungsmakler und er hat den Selbsttest mit Clark gemacht. In einer Facebook-Gruppe für Versicherungsmakler berichtet Strels von seinen mehrwöchigen Erfahrungen.
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Der Versicherungsbote darf mit Raphael Strels Erlaubnis aus seinem Bericht in der internen Maklergruppe auf Facebook zitieren. Außerdem hat Maklerkollege Frank Rindermann aus Karlsruhe Strels „Customer Journey“, wie man Kundenerlebnisse im Marketing-Neudeutsch gerne bezeichnet, zusammengefasst und berichtet darüber auf seinem Blog. Eigenartig findet auch Rindermann, dass Clark, obwohl innovativ im eigenen Anspruch, gar keine App anbietet. Zumal alleine die Existenz einer App heutzutage buchstäblich das sichtbare Markenzeichen für Online-Finanzrevolutionäre (Fintechs eben) ist.
Dennoch, so Makler Rindermann auf seinem Blog, „sind wir gnädig und lassen Clark in der Liga der App-Makler mitspielen. Immerhin kann die Internetplattform auch auf dem Smartphone genutzt werden.“ Der Experte wollte wissen, ob Clark wirklich „Vorteile gegenüber einem Offline-Makler aus der realen Welt“ bietet. Er schreibt dies, nicht ohne anzumerken, dass „die Mehrheit der altehrwürdigen Offline-Makler“ heutzutage online seien und betont: „oft mit modernster digital nativer Technik.“
Anmeldung einfach
Ein Konto kann der werdende Kunde bei Clark schnell anlegen; E-Mail-Adresse plus Passwort genügen. ist einfach anzulegen und wird schnell bestätigt, so Versicherungsmakler Strels in seinem Bericht. Die nötige Vollmacht, die Clark braucht, um sich die Verträge in den eigenen Bestand übertragen zu lassen, gibt der Kunde online. „Die dazu notwendige Unterschrift des Kunden wird mit der Maus am Bildschirm ausgeführt“, berichtet Makler Strels von seiner Erfahrung mit dem Start bei Clark.
Maus-Unterschrift
Entspricht eine mit der Computer-Maus ausgeführte Unterschrift der normalen händischen Signatur mit dem Kugelschreiber? Laut Clark sei eine solche Abweichung kein Problem. Makler Rindermann und Strels haben Bedenken. „Diese einfache und ungeprüfte Form der Maus-Unterschrift könnte sich als trojanisches Pferd erweisen“, berichtet Maklerkollege Rindermann in seinem Blog.
Clark kennt die Verträge...
Da Clark keine weitere „weitere Legitimierung des Account-Inhabers“ durchführe, so Strels, könnte das vereinfachte Anmeldeverfahren auch von böswilligen Dritten missbraucht werden. Dennoch hat Strels als neuer Kunde die Vollmacht an Clark übermittelt und seine Versicherungsnummern in deren Web-Portal eingegeben. Im Ergebnis seien selbst nach fast sieben Wochen und Spiegelung der Vertragsdaten in den digitalen Kundenordner kaum mehr die Grund-Informationen je Versicherungsvertrag zu finden.
...aber nicht der Kunde
Einen Mehrwert kann Test-Makler Strels für einen Laien-Kunden nicht erkennen. Dieser wisse anschließend nicht wirklich, „wie genau er versichert und ob der Vertrag etwas taugt oder ein anderer besser wäre“, schreibt Frank Rindermann im Blog: „Unbemerkt blieb beim Online Makler zum Beispiel, dass in der privaten Krankenversicherung (PKV), welche im Online-Versicherungsordner durch Clark mit weiteren Detaildaten ergänzt wurde, auch die Tochter des Kollegen Strels mitversichert ist. Bei einem möglichen – von Clark empfohlenen oder selbst gewünschten – Wechsel der PKV, würde unter Umständen die Tochter vergessen werden.“
Von Fintech keine Spur
Neben unvollständigen Informationen zu Leistungsübersichten, Selbstbeteiligungen oder Versicherungssummen, fehlen Clark-Tester Strels auch technische Innovationen. „Von Fintech keine Spur“; so überschreibt Makler Rindermann seinen Blogbericht und zitiert Rahael Strels: „Ich hätte so etwas wie eine 1-Klick-Kündigung oder einen Wechselbutton oder einen Änderungsbutton erwartet. Alles Fehlanzeige!“
Auch das Clark-Versprechen „Wir analysieren Deine Verträge laufend auf Sparpotenzial ...) werde nicht eingelöst, könne gar nicht eingelöst werden. Rindermann: „Um einen Vertrag zu prüfen, müssen umfangreiche Informationen des Kunden abgefragt werden. Ohne die Lebenssituation, berufliche oder finanzielle Grundlagen, ohne Kenntnis der Wünsche und Ziele eines Kunden, kann nicht festgestellt werden, ob ein bestehender Vertrag passt oder ob ein anderer Vertrag besser wäre.“
Auch auf Verbesserungs-Vorschläge zu relativ teuren Standardverträgen wie etwa einer eher teuren Privathaftpflicht-Versicherung wartet Makler Strels nach gut sieben Wochen vergeblich. Auf auf eine Angebotsanfrage habe Strels lediglich einen sehr allgemein gehaltenen Fragebogen bekommen; seines Erachtens nach gingen die dort gestellten Fragen nicht ausreichend ins Detail. Eine persönliche Beratung, welche Clark auf seiner Internetseite verspreche, habe nicht stattgefunden.
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Versicherungsmakler Frank Rindermann fasst die in seinem Blog (hier zum Volltext) wiedergegebenen Erfahrung des Kollegen Raphael Strels so zusammen: „Dieser Live-Test zeigt, dass aus einer guten Idee und moderner Technologie nicht automatisch ein revolutionäres Geschäftsmodel wird. Wenn vollmundige Werbeversprechen schon bei einem ersten Test durchfallen und Mängel in Konzept und Beratungslauf offenbart werden, ist ein Mehrwert für Kunden zweifelhaft. Für Versicherungsmakler Strels ist Online Makler Clark auf ganzer Linie durchgefallen.“