Rumänische Astra Versicherung verliert Lizenz
Die Astra Asigurari, einer der größten rumänischen Versicherer, bekommt ihre Lizenz entzogen und wird abgewickelt. Die Entscheidung basiert auf einem jetzt veröffentlichten Beschluss der rumänischen Finanzaufsicht ASF von diesem Mittwoch. Sobald weitere formelle Schritte eingeleitet sind, werde der rumänische Versicherungsgarantiefonds in die Verpflichtungen eintreten. Unterdessen ist das Schicksal der deutschen Astra-Niederlassung weiter unklar.
Die rumänische Versicherungsaufsicht ASF berichtet auf ihrer Internetseite über ihre Entscheidungen im Fall Astra, die sie an diesem Mittwoch getroffen hat. Im Kern hat die Aufsicht am 26. August vier Beschlüsse gefasst, die sie auch auf einer Pressekonferenz verkündete. Der Sanierungsprozess für den in Schieflage geratenen Versicherer wird zunächst beendet. Dem im vergangenen Jahr eingesetzten Sonderverwalter, der Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft KPMG, wird das Mandat entzogen. Der Astra selbst wird die Betriebsgenehmigung entzogen. In einem nächsten Schritt sei die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens formell festzustellen. Anschließend sei der Versicherer abzuwickeln.
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„Größter Bankrott“
Einem Bericht von „Romania Insider“ zufolge sei der Fall Astra der bisher „größte Bankrott im rumänischen Versicherungssektor“. Das Unternehmen verfüge derzeit über 1,8 Millionen Kunden mit 2,5 Millionen Versicherungsverträge; andere Quelle nennen vier Millionen Kunden. Astra Asigurari „war“ (der „Romania Insider“ schreibt bereits in der Vergangenheitsform) „die drittgrößte Versicherungs-Gesellschaft in Rumänien“. Für das Jahr 2014 meldet das Presseportal für die Astra Bruttoprämien-Einnahmen in Höhe von umgerechnet 173 Millionen Euro; dies entspreche 9,5 Prozent Marktanteil in Rumänien.
Im Jahr 2013 war Astra den Angaben zufolge gar Marktführer mit mehr als 206 Millionen Euro Umsatz und einem Marktanteil von 11 Prozent. Je nach Pressequelle fehlen der Astra zurzeit mehr als 200 Millionen Euro Kapital. Dieses Geld sollte in den vergangenen Monaten über neue Investoren besorgt werden sollten. Dies sei aber gescheitert und nun Anlass für die Aufsicht, der Astra die Zulassung zu entziehen.
Auch Ergo sei an der Astra interessiert gewesen
Im Juni 2015 hatte die Astra Asigurari laut „Romania Insider“ eine negative Solvabilitätsspanne (also keine ausreichende finanzielle Leistungsfähigkeit) und brauchte der Quelle zufolge etwa 218 Millionen Euro neues Kapital. Die rumänische Aufsicht ASF hatte die Astra Anfang 2014 unter Sonderverwaltung gesetzt. „Sonder-Administrator“ wurde KPMG. Das Unternehmen sollte ein Sanierungskonzept für den angeschlagenen Versicherer erstellen, der die kritischen Aufsichts-Indikatoren Solvenz, Liquidität und Kapital wieder „mit den gesetzlichen Anforderungen“ beziehungsweise den ASF-Aufsichtsvorgaben in Einklang bringen sollte.
Mehrere internationale Versicherungsgruppen seien laut „Romania Insider“ interessiert (gewesen), die Astra zu übernehmen. Genannt werden die deutsche Ergo, die polnische PZU-Versicherung und die portugiesische Fossum-Gruppe. Nach Schätzungen der ASF könnten Astra-Kunden potenziell Ersatzansprüche im Wert von rund 157 Millionen Euro einreichen. Das Unternehmen habe Reserven in Höhe von etwa 146 Millionen Euro, während der rumänische „Versicherungsgarantiefonds“ mit etwa 225 Millionen Euro Geldmitteln ausgestattet sei.
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Stillstand bei der Astra Deutschland
Die maximale Entschädigung je Kunde sei mit „etwas mehr als 100.000 Euro“ garantiert, so der „Romania Insider“. Jedoch hätten die meisten Kunden Ansprüche „unter diesem Niveau“. Unterdessen ruht der Geschäftsbetrieb der deutschen Astra-Niederlassung weiterhin. Dort werden (oder wurden?) bis Mai etwa 6.000 Haftpflichtverträge verwaltet. Mit vorläufig unbekanntem Schicksal (der Versicherungsbote berichtete).