Versicherungs-Apps im Test - Erst registrieren, dann Informationen
Die vielfach als zukunftsträchtige Fintech-Tools annoncierten Versicherungs-Apps zeigen sich für Nutzer als versicherungs-altsprachliche Adressensammler, die große Internetseiten einfach in kleine Smartphones pressen. Statt so oft geforderter Mehrwerte für Kunden scheitern viel Apps bereits an etwas sehr Einfachem. An Wert. Teil 2 des App-Tests des Versicherungsboten.
Das Kardinalproblem der Apps: Ein Testkonto fehlt
Geboten werden, und mobilversichert.de ist nur ein Beispiel von vielen, verschwurbelt lange, dennoch verständnisweise nicht am User orientiert Informationshäppchen für (Häppchen-?)Policen zu den Bereichen Elektro (Handy & Co) oder Reise. Wer die langen Texte gelesen hat, muss sich anmelden, also seine Daten hergeben. Was den User als angehenden Kunden auf dem Portal wohl erwartet, kann er nur mutmaßen. Diese Ungewissheit, was die App oder der Anbieter denn nun wirklich bieten, das ist das Kardinalproblem vieler Apps. Es fehlen Test-Accounts.
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Dabei haben Banken für die Bewerbung ihrer online geführten Konten seit Jahr und Tag (wohl bereits seit 15 Jahren) so Testkonten, auf denen der Nutzer etwa seit dem Jahr 2000 „spielen“ kann, um sich an den für ihn Online-Dienst zu gewöhnen. Heute scheint das nicht mehr nötig. Oder? Jein. Die Informationswelt 2015, die neuen Nutzer verlangen oder erwarten schnellere Informationen. „Schneller auf den Punkt“, wusste „DER SPIEGEL“-Konkurrent „Focus“ im Jahr 1995 bereits zutreffend zu werben. Fehlanzeige.
Sprachchaos: Nutz’, nutze, nutz oder lass’, lasse, lass?
Auch mit der korrekten Anwendung des für Ältere eher aufdringlichen, für Jüngere eher emotional anschlussfähigen „Du“ kommen die Texter gern unnütz durcheinander:
Öhämm, @Sprachpingel Wie nennt man diesen grammat. #Fail'er? (<= nicht diesen Twitter-Täg-Non-Deppenapostrodingsda) pic.twitter.com/v6BGIff4yx
— Markus Rieksmeier (@rieksmeier) 14. August 2015
„Dilettanten und Dile-Onkels sind da am Werk“, sagt ein erfahrener, weil deutschkundiger und entsprechend strenger Verlagslektor zu dieser Verballhornung der deutschen Sprache (der Mann will hier nicht genannt werden). Immerhin. die ebenfalls sprach- und stilsichere Lektorin Juliane Tropka (Twitter: @sprachpingel) äußert sich dazu salomonischer:
Mit der Knip-Zange?
Manche neuen App-Portale machen inzwischen regelrecht „zu“. Das ebenfalls neue Portal Knip.ch etwa zeigte sich beim Ansehen seiner App bisher relativ offen. Am 5. August probiert, zeigte Knip.de diese Seiten:
Das Vorstehende wurde am 5. August aufgezeichnet. Per Stand 13. August gab es bei Knip.ch nur noch diese beiden Seiten. Erst die Daten. Damit dürfen sich die Kunden in der Knip-Zange fühlen. Deine Daten oder nichts geht.
App mit Wert oder nur Kundendaten-Sammler? Wenn die Fintechs ihre umworbenen Kunden in die Portale und auf ihre Apps locken wollen, sollten sie den Spiel- und Informationstrieb ihrer Interessenten fördern. Im anderen Falle – dem Registrierzwang – ist die Schwelle unnötig hoch, über die die Kunden ins Geschäft klettern müssen.
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