Zurich Versicherung streicht jede zehnte Stelle
Die Zurich wird jede zehnte deutsche Stelle streichen. Deutschland-Chef Ralph Brand bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass Zurich Deutschland die Zahl der Mitarbeiter hierzulande von heute 5500 um rund 500 Stellen verkleinern wird. “Wir haben ein Effizienz- und Investitionsprogramm aufgelegt, in dessen Rahmen wir unter anderem an unseren Prozessen und Strukturen arbeiten”, sagte er.
Erst Anfang dieses Jahres hatte die Zurich Gruppe Deutschland bekanntgegeben, dass sie die Zusammenlegung der Direktionsstandorte Köln und Bonn plant. Ab 2018 soll das Versicherungsunternehmen in einem Neubau in Köln angesiedelt werden. Folglich wird der Standort Bonn bis dahin komplett geschlossen. Vom Umzug wären aktuell über 1.500 Mitarbeiter betroffen.
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Zurich räumt Probleme im US-Geschäft ein
Brand betonte, das die Entscheidung nicht mit den aktuellen Nachrichten von der Muttergesellschaft zusammenhänge. Wie Versicherungswirtschaft Heute berichtete, hatte die Zurich Insurance Group am Montag Probleme im US-Geschäft eingeräumt, die das Ergebnis im dritten Quartal mit 270 Millionen Euro belasten werden. Belastend kommt hinzu, dass die eigentlich schon unter trockenen Tüchern gewähnte Übernahme des Konkurrenten RSA abgesagt wurde.
Dennoch sagt Ralph Brand, dass der Personalabbau in Deutschland schon seit Monaten geplant gewesen sei. “Der Kostendruck ist da, aber er kommt nicht aus der Gruppe”, wird er in der Süddeutschen Zeitung zitiert.
Hohe Schadenskosten, geplatzte Übernahme
Nicht nur viele Schäden nagen an der Bilanz des Schweizer Versicherers, auch die überraschende gescheiterte Fusion in England sorgte zuletzt für Negativschlagzeilen. Wie der Versicherungskonzern meldete, ist für das dritte Quartal im wichtigen Geschäft mit Schadenversicherungen ein Verlust von 200 Millionen Dollar zu erwarten. Allerdings sollen die beiden anderen Geschäftsbereiche, das globale Lebensversicherungsgeschäft und das Farmers Management in Amerika, nicht betroffen sein.
Die Schadenversicherung ist auf dem Prüfstand, dabei hakt es offensichtlich vor allem in den USA. Eine Revision der Schadenreserven hat darüber hinaus ergeben, dass das Geschäft mit der KFZ-Versicherung und andere Bereiche das Ergebnis mit rund 300 Million Dollar belasten dürften. Wenn was schief läuft, läuft gleich alles schief- denn die Explosionsserie Mitte August in der chinesischen Großstadt Tianjin hat weitere Schäden von rund 275 Millionen Dollar verursacht.
"Die Zurich wird sich auf die nötigen Schritte konzentrieren, um das Schadenversicherungsgeschäft wieder auf Kurs zu bringen", hieß es in der Mitteilung. Ein Verkauf ist aber für die Gesellschaft keine Option. "Die Rentabilität hat sich in gewissen Bereichen des Schadenversicherungsgeschäfts zwar verschlechtert, aber ein großer Teil des Geschäfts ist rentabel", erklärte eine Sprecherin des Hauptsitzes in Zurich am Montag.
Fusion mit der RSA abgesagt
Wie ARD Börse berichtet, ist auch die Übernahme des englischen Konkurrenten RSA geplatzt. Ursache hierfür sollen die internen Probleme in Schadenbereich sein, die dafür gesorgt haben, das die geplante Fusion mit dem britischen Sachversicherer RSA Insurance Group (Royal Sun & Alliance) abgesagt werden musste. Die Schweizer hatten bereits Ende August eine Offerte von 550 Pence je RSA-Akte in Aussicht gestellt. Die Übernahme hätte damit ein Volumen von 5.6 Milliarden Pfund Sterling erreicht. Auch der RSA-Verwaltungsrat hatte nichts dagegen einzuwenden und war bereit, seinen Aktionären die Annahme zu empfehlen.
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Die Krise hat man auch bei den Aktien des Versicherungskonzerns beobachten können. Vom Jahreshöchstkurs bei 332 Franken im Juni ist es danach nur noch bergab gegangen, bis auf das Jahrestief bei gut 258 Franken. Noch schlimmer hat es aber die RSA-Aktie getroffen, die wegen der geplatzten Fusion einen herben Schlag abbekommen hat. Das Papier verlor rund 20 Prozent.