"Alle derzeit verfügbaren Antibabypillen sind zuverlässige Verhütungsmittel, aber die verschiedenen Präparate haben unterschiedliche Risiken und Nebenwirkungen" so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Laut Baas liegt die „Informationshoheit“ zu sehr bei der pharmazeutischen Industrie und aus diesem Grund wolle man junge Frauen besser über Risiken und Nebenwirkung informieren. „Es handelt sich um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel und nicht um ein Lifestyle-Produkt", kommentiert Baas.

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Pharmamarketing im Internet "verantwortungslos"

Die Entscheidung für die Antibabypille wird meist schon im Teenageralter getroffen. Über viele Jahre bleiben die Jungen Frauen dann auch beim gleichen Präparat. Ein Grund, weshalb die Pharmaindustrie gezielt junge Frauen umwirbt, ist die Tatsache, dass die Pille bis zur Vollendung des 20. Lebensjahrs verordnungsfähig ist. Die gesetzliche Krankenkasse muss dann die Kosten tragen.

Obwohl in Deutschland die Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Verbrauchern durch das Heilmittelwerbegesetz (HWG) verboten ist, darf über Internetportale wie www.pille.de (MSD) oder www.schoen-sicher.de (Dr.Kade Pharma) ganz allgemein über Verhütung und die Pille informiert werden. "Es muss hinterfragt werden, ob nicht zwischen Beauty- und Lifestyletipps in Wahrheit ein ungefilterter Informationsfluss der Marketing- und Werbebotschaften der Pharmaindustrie an die Teenager stattfindet", so Gerd Glaeske von der Universität Bremen, ein Autor des "Pillenreports".

Aber auch auf Facebook-Seiten wie z.B. LiebesLeben (Jenapharm) sind pharmazeutische Unternehmen aktiv. Selbst wenn bei den Angeboten auf das Thromboserisiko hingewiesen wird, stehen im Vordergrund neben der Verhütung meist die vermeintlich positiven Nebenwirkungen auf Haut oder Haare. Der Hinweis, dass ein Pharmaunternehmen solch Inhalte verantwortet, findet sich oft nur im Impressum oder Logo der Webseiten. Dabei ist es fraglich, ob die jungen Menschen alle Logos der Pharmaindustrie kennen.

Die Pille wird zum Lifestylepräparat

Die Verfasser des "Pillenreports" machen eine geänderte Einstellung zur Pille aus. Besonders in den Achtzigerjahren gehörte die Pille zum selbstbestimmten Leben einer Frau, sie hat seit ihrer Einführung maßgeblich zur sexuellen Befreiung der Frauen beigetragen. "Jetzt beobachten wir, dass sie gezielt weiterentwickelt wird, um bestimmten Schönheitsidealen näherzukommen und zu einem Lifestylepräparat wird", so Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie und Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. "Mit Selbstbestimmung und Unabhängigkeit hat das nichts mehr zu tun." Vielmehr wird die Pille wie ein Kosmetik- und Schönheitsprodukt vermarktet.

Glaeske ergänzt: "Auch bei den Namen, wie z.B. Yasmin und Yasminelle und den Verpackungen besteht ein großer Unterschied zu anderen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln."

TK schafft Informationsangebot für Ärzte und junge Frauen

Die TK will dabei helfen, ein Informationsangebot für Ärzte und junge Frauen zu erschaffen. Der nun zum Teil vorgestellte „Pillenreport“ widmet sich der Frage, ob die neuen und modernen Pillen der 3. und 4. Generation wirklich ein medizinischer Fortschritt sind. Er ist ein Ableger des diesjährigen Innovationsreports von der TK und dem SOCIUM, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, an der Universität Bremen.

Die Tk hat auch für junge Frauen die Webseite pille.tk.de eingerichtet. Sie soll bei der Auswahl der richtigen Pille helfen und eine Übersicht schaffen. Darüber hinaus hat die TK einen Film produziert, der als Informationsangebot auf YouTube und Facebook für das Thema sensibilisieren soll. "Wenn sich Frauen für die Pille entscheiden, sollten sie gemeinsam mit den Ärzten hinter die Marketingbotschaften der Pharmaindustrie schauen und eine sorgfältige Wahl für die Pille treffen, die für sie am besten geeignet ist", so Baas.

TK Pressemeldung