Allianz: Lebensversicherer will mehr in Aktien investieren
Allianz: In Zeiten der Zinsflaute muss man sich etwas einfallen lassen. Die Allianz will deshalb verstärkt in Aktien anlegen, um mehr von den Kundengeldern rauszuholen. Derzeit geht es um 215 Milliarden Euro Kundengelder, die gut angelegt sein wollen.
„Aktien sind eine attraktive Anlageform im Vergleich zu Anleihen für uns“ sagt Jörg Landwein, Kapital-Chef der Allianz. In Zeiten der Zinsflaute müssen die Kundengelder von zur Zeit circa 215 Milliarden Euro besser angelegt werden. Durch die neuen Lebensversicherungen ohne festgeschriebenen Garantiezins habe der Versicherer einen größeren Spielraum, schreibt Versicherungswirtschaft Heute.
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Rund 9 Prozent in Aktien investiert
Kurzfristige Spekulationsgewinne seien hingegen kein Ziel: „Spekulieren können die Kunden an der Börse selbst, wenn sie die nötige Risikobereitschaft haben“, sagt Landwein. Mitte des Jahres hatte der Versicherer bereits rund 9 Prozent ihrer Anlagesumme in Aktien investiert, kann man bei finanzen.net lesen. Dieser Anteil könne jedoch nicht beliebig erhöht werden. Immerhin bestehen für klassische Lebens- und Rentenversicherungsprodukte langfristige Garantien und dadurch auch strenge Vorgaben.
Der höchste Anteil des Geldes stecke daher auch in Wertpapieren, die fest verzinst sind, so finanzen.net. Durch die neuen Lebensversicherungen ohne festgeschriebenen Garantiezins ergäben sich jedoch ganz neue Spielräume: „ Im Laufe der Zeit gibt es mehr Freiheiten für uns“, fügt Landwein hinzu.
Allianz verkauft rund 130.000 neue Lebensversicherungen
Rund zwei Jahre ist es her, dass die Allianz erstmals eine Lebensversicherung auf den Markt brachte, in der übliche Garantiezinsen nicht versprochen werden, sondern nur eingezahlte Beiträge garantiert werden. Profitieren könnten die Kunden daher vor allem durch höhere Gewinne, wenn die Anlagen gute Renditen abwerfen. Verbraucherschützer kritisieren aber, dass damit das Kapitalmarktrisiko auf dem Rücken der Sparer lastet - Was zu Nachteilen gegenüber klassischen Policen führen könnte. Bis heute habe die Allianz schon 130.000 solcher Verträge verkauft.
Altverträge machen Versicherern zu schaffen
Auch wenn das Geschäft mit alternativen Lebensversicherungstypen rentabel ist, will die Allianz am klassischen Geschäft mit den Lebensversicherungen festhalten.
Landwein betont aber, dass vor allem die Altverträge vielen Versicherern zu schaffen machen. Das liege vor allem an den hohen Garantiezinsen von zum Teil noch vier Prozent. Diese Zinsen seien heute kaum noch auf dem Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Geldanlagen, die besonders hohe Gewinne abwerfen, seien daher unverzichtbar: „Wir sind Langfrist-Investoren und können mit dieser Strategie alle Garantien erfüllen“ meint Landwein.
Zuletzt hatte die Allianz in Wind- und Solarparks investiert. Die Infrastruktur- und Immobilien-Projekte werden weiterhin an erster Stelle der Einkaufsliste stehen, erklärt Landwein.
Investitionen in Immobilien und Infrastruktur
Dabei heißt es bei Europas größtem Versicherer: Klotzen statt Kleckern. Erst kürzlich hat die Allianz eine Mehrheit des Tankstellenbetreibers "Tank und Rast" übernommen. Außerdem wurde in Einkaufszentren oder Bürogebäude investiert. Laut Landwein seien ebenso Verkehrsprojekte eine gute Investition. Die Vermietung von Wohn-Immobilien hingegen erbringe keine ausreichende Rendite und wäre daher nicht so attraktiv.
Allerdings, so Versicherungswirtschaft Heute, könnten auch Infrastruktur-Projekte schiefgehen. Ein aktuelles Gerichtsurteil aus Norwegen hatte entschieden, dass die Senkung der Durchleitungsgebühren des Gasleitungsnetzes rechtens sei, wogegen die Allianz und andere internationale Anleger geklagt hatten. Für die Anleger ein schwieriges Urteil. „“Wir sind ein langfristiger Investor, planen für zehn, 20 oder noch mehr Jahre. Deswegen ist für uns Rechtssicherheit unabdingbar”, sagte der GDV-Präsident Alexander Erdland über das Gerichtsurteil.
Investition in Aktien riskant?
Auch wenn Investitionen in Infrastruktur-Projekte schiefgehen können, seien sie dennoch weniger riskant als die Anlage in Aktien, sagt Landwein. Die Eigenkapitalanforderungen für Infrastrukturinvestitionen sollen von der EU von 49 auf 30 Prozent gesenkt werden. Landwein hält dies für angemessen, sagt aber auch, wenn die Politik erwarte, dass Versicherer sich in diesem Bereich engagierten „Dann muss der regulatorische Rahmen aber auch stimmen“.
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