PKV-Notlagentarife helfen nicht gegen Imageschaden
PKV-Notlagentarif: Welche Versicherer führen die meisten Versicherten im Notlagentarif und wer will überhaupt nichts davon wissen? Die neuesten Zahlen und Entwicklungen hat die Zeitschrift für Versicherungswesen ( ZfV) in ihrer Analyse "Die PKV im Jahre 2014" aufgezeigt.
In der Analyse der Zeitschrift für Versicherungswesen verzeichnete die DKV die meisten Versicherten im Notlagentarif. Vergleicht man -relativ- die Vollversichertenzahlen, so zeigt der Marktführer Debeka die niedrigste Quote.
Anzeige
PKV: Die Kleinen haben die meisten Notlagenversicherten
Der sogenannte Notlagentarif (§ 12h VAG) war vor etwas mehr als zwei Jahren in der privaten Krankenversicherung (PKV) etabliert worden. Aber, war das so schlau? Dr. Marc Surminski jedenfalls findet, dieser Tarif sei nichts als „eine Bedrohung für das Image der PKV", so war vor wenigen Tagen im Versicherungsjournal zu lesen.
Der Schwachpunkt dieses Tarifs sei, dass er in der Öffentlichkeit den Eindruck erzeuge, dass die Branche knausere und weniger zahlungskräftige PKV-Versicherte mit einer Notversorgung noch unter Sozialhilfeniveau abspeise, um sich selbst gleichzeitig weiter und weiter zu bereichern. Sollte dieser Eindruck tatsächlich verbreitet sein, wäre dies für das Image der PKV nicht gerade von Vorteil. Und sicher gibt es einige, die sich auf dramatische Geschichten von notleidenden PKV-Versicherten stürzen werden, vermutet der Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) „Auf weinende Notlagentarifkunden im Fernsehen wird sich die PKV künftig einstellen müssen“, schrieb er in der ZfV im Fazit der Analyse „Die PKV im Jahre 2014“ in der Ausgabe 19/2015 des Fachblatts.
Verteilung der Versicherten sehr unregelmäßig
Während das gute Image zu sinken droht, wuchs die Zahl der im Notlagentarif versicherten Personen zum Jahresende 2014 um über ein Fünftel auf 114.700 an, so war im aktuellen Rechenschaftsbericht des Verbands der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) zu lesen.
Was hier aufhorchen lässt, ist die ungleiche Verteilung jener Versicherten. Wie die ZfV-Analyse gezeigt hat, summieren sich die Versichertenzahlen nämlich bei einzelnen privaten Krankenversicherungs-Gesellschaften. So steht an einsamer Spitze mit den meisten Notlagentarif-Versicherten die DKV Deutsche Krankenversicherung AG, sie hat über 11.600 Versicherte unter dem Notlagentarif angehäuft. An zweiter Stelle, aber noch unterhalb der 10.000, hat sich die Central Krankenversicherung AG eingerichtet.
Große Namen auch dabei, aber im Hintergrund
Dahinter kommen große Namen wie die Allianz Private Krankenversicherungs-AG (8.192), die Continentale Krankenversicherung a.G. (7.340), dem Debeka Krankenversicherungs-Verein a.G. (6.572) und der Signal Krankenversicherung a.G. (6.261). Mit jeweils zwischen 8.000 und 6.000 Versicherten bewegen sie sich aber eher im Hintergrund. Auch gibt es Versicherungen, die mit dem Notlagentarif überhaupt nichts zu schaffen haben, dazu zählen die Landeskrankenhilfe V.V.a.G. (LKH) sowie die UKV – Union Krankenversicherung AG.
Ob und wieviele Notlagenversicherte die Axa Krankenversicherung AG, die Bayerische Beamtenkrankenkasse AG, die Hansemerkur Krankenversicherung AG, die Gothaer Krankenversicherung AG oder die Arag Krankenversicherungs-AG führen, ist nicht bekannt, da diese Versicherer sich nicht veranlasst sahen, entsprechende Angaben gegenüber der ZfV zu machen.
Wie entwickelt sich nun also der Markt der Notlagentarife? Allzu positiv offenbar nicht. Denn allein vier Anbieter konnten einen Rückgang der Notlagentarif-Versicherten bekannt geben, das waren zum einen die Signal, die Hallesche Krankenversicherung a.G. und zum anderen die Provinzial Krankenversicherung Hannover AG. Um mehr als die Hälfte sank die Zahl der über diesen Tarif Versicherten bei der Concordia Krankenversicherungs-AG.
Bei den einen gehts nach unten, bei den anderen nach oben. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Notlagentarifler bei der DKV, der DEVK Krankenversicherung AG und bei der Alten Oldenburger Krankenversicherung AG – sie hatten jeweils grob eine Verdoppelung zu verbuchen.
Relation zur Zahl der Vollversicherten
Die oben aufgezeigte Reihenfolge lässt sich auch beibehalten, wenn man die Anzahl der im Notlagentarif Versicherten in Relation zur Vollversichertenzahl stellt. Nur wenig hinter dem Marktführer Debeka mit einem Wert von 2,9 hat sich die Alte Oldenburger, mit ihrem beeindruckenden prozentualen Zuwachs von 3,7 Notlagentarif-Versicherten pro 1.000 Vollversicherten, positioniert. Dahinter rangiert die Pax-Familienfürsorge Krankenversicherung AG im Raum der Kirchen (3,7) auf dem fünften Rang, während an vorderster Front die LKH und die UKV gleichwertig nebeneinander stehen.
Auf relativ magere Quoten kommen Huk-Coburg, Concordia, Süddeutsche Krankenversicherung a.G. (SDK) und die Barmenia Krankenversicherung a.G., sie zeigen Werte zwischen fünf bis acht Versicherten im Notlagentarif pro 1.000 Vollversicherten. Ganz anders als "mager" lassen sich die Werte der beiden jeweils sehr kleinen Gesellschaften bezeichnen, die die prozentual meisten ihrer Versicherten im Notlagentarif untergebracht haben. Das sind die Mecklenburgische Krankenversicherungs-AG, hier kommen 117 Notlagentarif-Versicherte auf 1.699 Vollversicherte, was in der Hochrechnung eine Quote von fast 70 ergibt, sowie die DEVK, welche 65 Notlagentarife unter 1.483 Vollversicherten hat und damit eine Quote von beinahe 44 erreicht.
Anzeige
Im Mittelfeld zwischen knapp 30 bis gut 25 Notlagentarif-Versicherte pro 1.000 Vollversicherte fanden sich die kleinen bis mittelgroßen Gesellschaften ein. Hier sind die Provinzial (426 zu 14.430), R+V Krankenversicherung AG (1.655 zu 59.214), Central (9.941 zu 357.988), Nürnberger Krankenversicherung AG (1.237 zu 44.699) und die Württembergische Krankenversicherung AG (637 zu 24.570) zu nennen.