Alterversorgung in der BRD laut Mercer-Studie nur Mittelmaß
Altersvorsorge ist in Deutschland leider nur Mittelmaß, so zumindest das Ergebnis des "Melbourne Mercer Global Pension Index 2015“. Immerhin sah es für Deutschland im Bereich Angemessenheit ganz gut aus, hier nahm es Rang Sieben ein und rangierte damit nur etwa fünf Punkte hinter dem an erster Stelle liegenden Australien. Und in puncto Integrität erzielte die BRD 75,0 Punkte und landete damit auf dem 15. Platz.
Ein ebenso beklagenswertes Ergebnis zeigte sich im Hinblick auf den Faktor Nachhaltigkeit des deutschen Rentensystems. Zwar verbesserte sich Deutschland im Vergleich zum Vorjahr auf nun 36,8 Punkte (Vorjahr: 37,6) – trotz allem weist es mit diesem Ergebnis einen nicht einmal halb so hohen Sub-Index-Wert für Nachhaltigkeit auf wie der Überflieger Dänemark. Und auch hinter dem Durchschnitt aller 25 Teilnehmernationen liegt Deutschland weit abgeschlagen unter dem Schnitt von 48,2 Punkten, so schrieb das Versicherungsjournal.
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Was heißt das also? Reformen müssten angeschoben werden, um das deutsche Rentensystem für die kommenden demografischen Herausforderungen fit zu machen, argumentiert die Unternehmensberatung Mercer. Dabei empfehlen die Studienführer beispielsweise die Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner, eine weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer, eine Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger sowie eine Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.
Neid auf deutsches Rentensystem?
Denn: „Wir haben in Deutschland ein etabliertes Rentensystem, um das uns viele Länder beneiden. Wir wissen aber auch, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Zukunft die Beiträge steigen und das Versorgungsniveau sinken wird. Die Problemstellung ist lange bekannt und viel diskutiert. Nach wie vor fehlen aber effektive Ansätze zur Lösung des Nachhaltigkeitsproblems. Wie Lösungen aussehen könnten, zeigt ein einfacher Blick über die Landesgrenzen hinweg. Z. B. gibt es in den skandinavischen Ländern viele Ansätze, die auch in Deutschland zu substanziellen Verbesserungen führen könnten“, erklärte Mercer-Deutschland-Geschäftsführer Achim Lüder in einer Pressemitteilung.
Betriebliche Vorsorge noch zu schwach
Besonders die betriebliche Vorsorge sei unterrepräsentiert und müsse künftig einen viel zentraleren Platz einnehmen, um auch künftig die Belastbarkeit des Rentenniveaus sicherzustellen. Das bestehende Angebot durch tarifliche Lösungen auszuweiten, wie es die nahles-Rente vorsieht, sei dabei aber zu kurz gegriffen. Sinnvoller wäre es, wenn man steuer- und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen für die bAV optimiere.
Zwar war dieser Punkt einige Zeit in Vergessenheit geraten, hat nun aber gute Chancen, umgesetzt zu werden, denn von politischer Seite aus war vernehmlich, dass man plane, zumindest in bilanzrechtlicher Hinsicht Erleichterungen für die Unternehmen zu schaffen. Ganz uneigennützig ist der Ratschlag freilich nicht: Mercer hat sich unter anderem auf Beratungen zur bAV spezialisiert.
Entwicklungen und Trends
Der Mercer-Index wurde bereits zum siebten Mal durchgeführt. „Wenn man die letzten sieben Jahre betrachtet, in denen unser Global Pension Index veröffentlicht wurde, zeigt sich, wie wichtig grundlegende Änderungen wie die Erhöhung des Rentenalters, die Verbesserung der Erwerbsquote von Älteren und die Finanzierung zusätzlicher Rentenbeiträge weltweit sind“, so David Knox, Autor der Studie und Senior Partner bei Mercer.
In den elf Ländern, die seit 2009 Teil des Index sind, hat sich die durchschnittliche Rentenbezugsdauer von 16,6 auf 18,4 Jahre erhöht. In fünf dieser Länder – Australien, Deutschland, Japan, Singapur und UK – wurde als Reaktion das Rentenalter angehoben. Doch die Rentenbezugsdauer wird sich in den nächsten 20 Jahren in acht dieser elf Länder weiter erhöhen. Lediglich in Kanada und den Niederlanden (beide planen in den nächsten Jahren eine Anhebung des Rentenalters auf 67) sowie den USA (etwas kürzere Lebenserwartung) zeigt sich eine Verringerung, berichtet Mercer in der Pressemeldung.