Berufsunfähigkeitsrente - Durchtrainiert lächeln? Besser nicht!
BU: Wer Geld dafür bekommt, dass es ihm schlecht geht, der muss auch dafür sorgen, dass es ihm schlecht geht, oder wenigstens, dass es so aussieht. Diese wichtige Grundregel ignorierte jüngst ein Däne, der aufgrund eines psychischen Leidens von einem monatlichen Krankengeld im Umfang von ungefähr 2.600 Euro lebte, aber sportliche Fotos bei Facebook postete.
Der Mittdreißiger fuhr ans Meer, surfte und wollte seine Freude auf Facebook teilen. Also postete ein Bild von sich, gut gelaunt, gut gebaut und in der Sonne. Und leider auch für alle öffentlich sichtbar.
Anzeige
Versicherung stellte Rentenzahlungen ein
Bestimmt gab es viele Likes. Einer aber sagte sich: don't like! Kurzum, die Versicherung bekam Wind vom Lebensstil des „Burnout-Patienten“ und setzte ein keckes Schreiben auf: „Sie wirken durchtrainiert und lächeln. Wir gehen davon aus, dass die ärztlichen Erklärungen vom Dezember 2014 nicht länger stimmen“, zitierte die dänische Tageszeitung Jydske Vestkysten. Und damit stellte der Versicherer die Zahlungen ein.
Aber geht denn das? Ist das die richtige Schlussfolgerung? Die Arbeit hatte den Mann krank gemacht und depressiv, er war selbstmordgefährdet, das hatten mehrere Ärzte diagnostiziert. Man riet dem Mann ausdrücklich, auf Reisen zu gehen, das würde ihm helfen. Und das half wohl auch, wie jüngst Das Investment berichtete.
Glückliche Fotos - glücklicher Patient?
Und dafür ist die BU doch da, dass man noch gut leben kann, wenn einen der Beruf kaputt gemacht hat. Zudem sei es Unsinn, den medizinischen Zustand eines Patienten anhand von Facebook-Fotos zu bewerten, so der Präsident des dänischen Ärztekomitees für Zertifizierung, Flindt Müller. Wenn es danach ginge, gäbe es ja nur gut frisierte, glückliche und erfolgreiche Menschen mit einem Partner, einem lächelndem Kätzchen oder einem Baby im Arm. Denn allzu gern vermitteln Menschen bei der Social-Media-Plattform ein beschönigtes Bild ihres Lebens. Aber die Wirklichkeit außerhalb von Facebook ist nun mal eine andere, und das fanden auch die Anwälte des Dänen.
Anzeige
Ferner hätte man zunächst ein Gespräch mit dem Versicherten führen sollen, anstatt sofort die Zahlungen einzustellen, so die Anwälte weiter. Wenn nun die monatlichen Zahlungen der BU nicht mehr eingehen, lässt sich leicht vorhersehen, welche Bilder der Mann demnächst posten wird. Man mag gar nicht daran denken. Ob er bald wieder in den Genuss der BU-Rente kommt, ist ungewiss. Aktuell wird der Fall vor Gericht verhandelt.