Das Manager Magazin titelte vor einigen Tagen "Reisebüro Travel24 droht Anlegerskandal" und berichtet nach einer Compliance-Prüfung über einen Anlegerskandal. Dem Bericht zufolge würde Travel24.com AG die Gelder seiner im Jahr 2012 ausgegebenen Wandelanleihe nicht im Sinne des Anlageprospektes einsetzen. So heißt es im Manager Magazin: "Ein beauftragter Strafrechtsprofessor kam zu dem Schluss, der Wertpapierprospekt sei in erheblicher Weise fehlerhaft."

Anzeige

Manager Magazin berichtet über drohenden Anlegerskandal bei Travel24

Der inzwischen zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende Daniel Kirchhof hatte die Mittelverwendung von knapp 20 Millionen Euro von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG prüfen lassen. Das Geld war vorab bei Anlegern über eine Mittelstandsanleihe eingesammelt worden. Im Wertpapierprospekt warb das Unternehmen mit dem Betreiben von bis zu 25 Hotels im Segment "Budget Design Hotels" und sollte in "Um- und Ausbauten" der ersten beiden Travel24-Designhotels in Köln und Leipzig fließen. Für die Öffnung der Hotels war ursprünglich 2013 geplant. Aktuell sind beide Standorte noch nicht eröffnet.

Der Internet-Konzern distanzierte sich entschieden von den Vorwürfen. „Die im Manager Magazin öffentlich gemachten Vorwürfe gegen die Travel24.com AG sind nicht nachvollziehbar. Wir kommen bislang zu völlig anderen Erkenntnissen“, erklärte UNISTER-Gründer und Geschäftsführer Thomas Wagner. Oliver Schilling, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Travel24.com AG, erklärte: „Das Papier wirft eine Reihe von methodischen und inhaltlichen Fragen auf und kommt zu Aussagen, die nicht nachvollziehbar sind“.

Unister wirft Kirchhof Amtsmissbrauch vor

Parallel zum Dementi wurde dem inzwischen zurückgetretenen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Daniel Kirchhof Amtsmissbrauch vorgeworfen und eine interne Compliance-Prüfung durch ein neutrales Gutachten angekündigt. Dieses solle im ersten Quartal 2016 vorliegen. Damit bahnt sich eine Schlammschlacht um Unister, Travel24 und Kirchhof an. Dieser war bereits im Februar von seinen Aufgaben in der Unister Group entbunden worden. Zudem wurden ihm Pflichtverletzung und Veruntreuung von Unternehmensgeldern in erheblichem Umfang vorgeworfen. Diese seien bereits Bestandteil strafrechtlicher Ermittlungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Überdies prüfe man strafrechtliche Konsequenzen gegen Herrn Kirchhof. Des Weiteren sei der Ausschluss aus dem Gesellschafterkreis beschlossen worden.

Zweifel am Wahrheitsgehalt der, so Unister, "angeblichen Compliance-Untersuchung" bringe insbesondere die Personalie Daniel Blazek. Dieser sei von Kirchhof als Vorstand der Travel24.com AG vorgeschlagen worden. „Wir haben nun zu prüfen, ob es sich bei dem vom Manager Magazin zitierten Papier um ein reines Gefälligkeits-Gutachten handelt. Denn wir können nicht ausschließen, dass das Papier eigeninteressengeleitet von Herrn Kichhof im Rahmen einer laufenden und privaten Auseinandersetzung mit der Hauptaktionärin eingesetzt werden sollte“, so Hennig.

Unister begräbt Neubau der Firmenzentrale

Unister war in den vergangenen Jahren hauptsächlich durch negative Schlagzeilen aufgefallen. So war das Unternehmen unter anderem durch den Verdacht des Betruges mit Flugtickets ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Kurz darauf hatte es Ermittlungen wegen Adresshandel und Irreführung bei Preisen gegeben. Insgesamt stehen Steuerbetrug, der Verkauf von Finanzprodukten ohne die nötige Erlaubnis und die Verletzung von Kartellvorschriften auf der Vorwurfs-Liste. Finanziell hatte das Unternehmen Schwierigkeiten und soll in der Vergangenheit bereits Darlehen von der Hanse Merkur Versicherungsgruppe angenommen haben.

Ende 2014 scheiterte zudem ein Verkauf des Konzerns. Zu den Interessenten sollen die Scout24-Haupteigentümer Hellmann & Friedmann, Silver Lake, EQT und KKR - aber auch Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1 gehört haben.

Anzeige

Neben der aktuellen Schlammschlacht beerdigte Unister gestern eins der großen Projekte. Ursprünglich sollte in der Leipziger Innenstadt eine neue Firmenzentrale mit Platz für bis zu 1400 Mitarbeiter errichtet werden. Seit 2009 wurden Pläne auf dem Grundstück am Brühl, Ecke Goethe- und Ritterstraße vorangetrieben. Davon hat das Unternehmen nun Abstand genommen und das 2.780 Quadratmeter große Areal verkauft. „Für unser künftiges Wachstum brauchen wir schnelle und wendige Geschäftseinheiten“, erklärte Unistet-Geschäftsführer Wagner. Angaben zum Käufer wurden indes nicht bekannt.

Travel24.com AG/UNISTER Holding GmbH