Allianz Lebensversicherung - Faulhaber prophezeit 90 Prozent Marktanteil für Verträge ohne Garantiezins
Der Chef der Allianz Lebensversicherung, Markus Faulhaber, prophezeit einen Siegeszug der Altersvorsorge-Policen ohne Garantiezins. In 15 bis 20 Jahren werde deren Marktanteil bei über 90 Prozent liegen, schätzt der Allianz Leben-Vorstandsvorsitzende. Ein gänzlicher Verzicht auf Sicherheiten sei aber nicht möglich.
Nach Einschätzung von Dr. Markus Faulhaber, Chef der Allianz Lebensversicherungs-AG, werden Lebensversicherungen ohne Garantiezins bald den deutschen Markt dominieren. In 15 bis 20 Jahren werde der Anteil dieser Produkte -inklusive Berufsunfähigkeitsversicherungen- bei „90 Prozent und mehr“ liegen, sagte der promovierte Aktuar in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Unter den Privatkunden machten diese Verträge im Neugeschäft der Allianz bereits mehr als 80 Prozent aus, bei den Firmenkunden liege der Anteil niedriger, so berichtet der Vorstand.
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Mehr Risiko – Chance auf höhere Rendite?
Die Allianz Lebensversicherung zählte zu den ersten Anbietern, die eine Lebensversicherung ohne Garantiezins in Deutschland etablieren konnte. Bereits vor zwei Jahren brachte der Anbieter eine entsprechende Police auf den Markt. Garantiert werden zum Auszahlungstermin nur die eingezahlten Beiträge, das Anlagerisiko aber trägt der Kunde.
Gleichzeitig können die Inhaber eines solchen Vertrages im Idealfall von höheren Renditen profitieren, wenn sich die Anlage gut entwickelt. Denn anders als bei klassischen LV-Verträgen sind die Versicherer nicht gesetzlich verpflichtet, einen Großteil des verwalteten Geldes in (vermeintlich sichere) festverzinsliche Wertpapiere zu stecken.
Markttrend hin zu Renten- und LV-Produkten ohne Garantiezins
Immer mehr Versicherer rücken von klassischen Garantiezins-Modellen ab oder schränken das Angebot stark ein – unter anderem die Marktgrößen Axa, Ergo und Generali. „Im Grunde haben bei Rentenversicherungen nur der Name und das Versprechen eines lebenslangen Einkommens Bestand“, resümiert Faulhaber. Die Produkte hätten sich grundlegend verändert. Kunden würden in ihrer Altersvorsorge stärker zwischen Renditechancen und Sicherheit abwägen. „Die Hürde ist: Der Kunde muss das Konzept verstehen“.
Ein Altersvorsorgeprodukt ohne jede Garantiezusage betrachtet Faulhaber als nicht erstrebenswert. Um sich bei den risikoscheuen deutschen Kunden etablieren zu können, müssten die Verträge bestimmte Sicherheiten bieten. Neben der Garantie auf Erhalt der eingezahlten Beiträge sind aktuell auch zeitlich begrenzte Garantiezusagen im Gespräch.
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Aktuare fordern zeitlich begrenzte Garantien in der klassischen LV
Eine zeitliche Reduzierung der Garantien in der klassischen LV hatte im September bereits die Deutsche Aktuarvereinigung vorgeschlagen. Der Versicherungsmathematiker Wilhelm Schneemeier forderte in einem Interview mit der Zeitschrift Aktuar aktuell, angesichts des Niedrigzinses die Garantien auf 15 Jahre zu kürzen, hielt aber eine Abschaffung der Sicherheiten ebenfalls für den falschen Weg. “Ohne Garantien würde die Lebensversicherung keine wirklichen Altersvorsorgelösungen mehr bieten”, sagte Schneemeier. Regulatorische Änderungen in Richtung Abschnittsgarantien müssten so gestaltet werden, dass den Sparern mindestens der Inflationsausgleich zugesichert werden könne.