Die Gründung der Protektor AG geschah mit dem Ziel, die Mannheimer Leben aufzufangen, die damals ihrer Pleite entgegen sah. Alles was Protektor immer noch an Beständen vorzuweisen hat, steht jetzt zum Verkauf. Protektor war 2002 gegründet worden, ein Jahr später floss der gesamte Bestand der Mannheimer Lebensversicherungs AG in die eigenes dafür geschaffenen Auffanggesellschaft: damals waren das 344.000 Verträge. Nun, über zehn Jahre später, sind aus diesem Bestand noch 100.000 bei der Protektor AG verblieben, diese Zahl beschreibt den Anteil der noch zwangsweise bei der AG verbliebenen Versicherungsnehmer.

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Protektor AG will Altverträge der Mannheimer abgeben

Offenbar ist die Verwaltung der 100.000 verbliebenen Verträge für Protektor kaum rentabel. Doch für genau diesen Bestand interessieren sich aktuell vier mögliche Käufer, wie im Berliner Tagesspiegel zu lesen war. Und denen geht es weniger um das Neugeschäft als vielmehr um den Erwerb und eine möglichst effiziente Verwaltung jener bestehenden Verträge, denn, so schrieb der Tagesspiegel: Je größer die Einheiten, desto geringer die Kosten.

„Die Gespräche sind so weit gediehen, dass sich die Investoren einen vertieften Einblick verschaffen konnten“, äußerte sich der Protektor-Chef Jörg Westphal gegenüber dem Tagesspiegel. „Wir hoffen auf eine rasche Entscheidung. Spätestens im Frühjahr sollte über den Kauf entschieden sein.“ Die vier betreffenden Unternehmen sind laut Angaben des Tagesspiegels die MyLife, die Heidelberger Leben, die Frankfurter Leben sowie die Athene Lebensversicherung (die einstige Delta Lloyd).

Konditionen der Übernahme - Win Win für Alle

Was die Konditionen der Übernahme betrifft, so ist eine Bedingung, dass an den Verträgen nichts verändert wird, denn: „Für uns ist wichtig, dass der Käufer die finanzielle Sicherheit mitbringt, damit die Verträge auch in den nächsten 60 bis 70 Jahren noch bedient werden können“, erfuhr der Tagesspiegel von Westphal. Ferner soll die Option der vorzeitigen Kündigung der Verträge durch den Käufer ausgeschlossen werden. Außerdem wird angestrebt, den Mitarbeiterbestand von bisher rund 70 Mitarbeitern, welche sich derzeit noch bei Protektor um die Mannheimer-Verträge kümmern, auch nach dem Verkauf zu erhalten.

Wenn alles nach Plan läuft, dann sieht es gut aus für die ehemaligen Mannheimer-Kunden, die ab Frühjahr einen neuen Versicherer haben könnten. So würde sich ein Verkauf angesichts gestiegenener Verwaltungskosten nicht nur für die Kunden, sondern auch für Protektor selbst als eine "Win-Win-Situation" darstellen. Noch im Sommer ging die Angst um, dass die Alt-Kunden der Mannheimer bei der Protektor AG mit einem mickrigen Garantiezins abgespeist würden (Versicherungsbote berichtete).

Sicherungsfonds: 900 Millionen Euro sind drin

Wissenswert ist, dass die Protektor AG nicht nur die Mannheimer Verträge übernommen hat, sondern mit einem Sicherungsfonds auch den Lebensversicherer vor dem finanziellen K.O. bewahren will. Bisher wiegt diese Fonds-Rücklage immerhin 900 Millionen Euro schwer – obgleich es im Ernstfall der doppelten Summe bedürfe. Das heißt, mit 1,8 Milliarden würde man laut Westphal schon recht weit kommen, denn die bestehenden Verträge würden ja nicht etwa abgesetzt, sondern weitergeführt. Damit jeder was von dem Deal hat, werden auch die Aktionäre bedacht, denn: „Unserer Aktionäre haben 91 Millionen Euro Eigenkapital bei Protektor bereitgestellt. Das möchten sie wiedersehen“, so Westphal im Tagesspiegel.

Fondsprofessionell sieht in den Verkaufsabsichten auch eine weitere mögliche Motivation verborgen. So sei es denkbar, dass Solvency II und die damit verbundenen Eigenkapitalforderungen einer Auffanggesellschaft das Bestreben noch angefeuert habe. So schrieb das Portal bereits im Frühling diesen Jahres , dass zur Erfüllung der Eigenkapitalvorgaben eine Aufstockung der Kapitalbasis von Protektor um einen dreistelligen Millionenbetrag nötig sei. Ein weiteres Problem: Aufgrund des fehlenden Neugeschäfts bei Protektor befinden sich überwiegend Altverträge mit hohen Garantiezusagen im Bestand.

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Verkaufsabsicht: Zinsen als Motor?

Im Ergebnis sehe sich die Protektor AG als Fortführer der Verträge der kollabierten Mannheimer Lebensversicherung stärker mit den hohen Garantien konfrontiert als jene Anbieter, die Neugeschäft betreiben. Nach dem Verkauf ist aber bei Protektor AG noch nicht gänzlich das Licht aus. Wie der Tagesspiegel schrieb, managt die AG immer noch den 2004 gegründeten Sicherungsfonds, der vorsieht, Lebensversicherer in der Pleite zu retten. Und wie weiter oben bereits angesprochen, wurden hier 900 Millionen Euro von deutschen Lebensversicherungsunternehmen eingezahlt.

Tagesspiegel, Versicherungsbote